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Deutscher Meister im Sauna-Show-Aufgießen zu Besuch in Kassel

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Von: Christina Hein

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 Der Deutsche Meister im Show-Aufguss, Marcel Hetzel aus Nussloch bei Heidelberg (links), und Jan Norwig aus Lollar zeigen ihr Geschick beim Wedeln mit dem Handtuch.
Waren am Wochenende zu Gast in der Saunalandschaft der Kurhessen-Therme: Der Deutsche Meister im Show-Aufguss, Marcel Hetzel aus Nussloch bei Heidelberg (links), und Jan Norwig aus Lollar zeigen ihr Geschick beim Wedeln mit dem Handtuch. © Pia Malmus

Show-Aufguss-Meister Marcel Hetzel zelebrierte in der Kasseler Kurhessen-Therme das Saunieren.

Kassel – Wer es noch nicht wusste: Das Wedeln in der Sauna ist eine Kunstfertigkeit. Man kann die heiße Luft nach einem Aufguss mit einem Fächer verteilen, mit einer Fahne oder mit einem Handtuch. Aber auch das Handtuch ist bei dem deutschen Sauna-Show-Aufguss-Meister Marcel Hetzel (29) und seinem Kollegen Jan Norwig (33) alles andere als banal. Es ist individuell auf seinen Wedler zugeschneidert. „Mein Handtuch wiegt 365 Gramm“, sagt Norwig. Dazu hat er eine gelenkschonende Technik entwickelt, seine Bewegungen sind fließend, stoppen nicht abrupt. Dass es für das Wedeln ein ganzes Fachvokabular von „Propeller“ bis „Doppelachter“ gibt, versteht sich fast von selbst.

Hetzel lacht: „Das alles muss man nicht so eng sehen.“ Aber grundsätzlich sei der Sauna-Spirit hochinteressant und habe ihn ergriffen, seitdem er, ein gelernter Sport- und Gymnastiklehrer, vor ein paar Jahren einen Job im Saunabereich der Badewelt Sinsheim angenommen hat. Inzwischen ist er als begehrter Entertainer selbstständig unterwegs.

Wie Jan Norwig hat Marcel Hetzel die Begleitung von Saunabesuchern nicht nur zu einem – dem Leuchten in den Augen zufolge – inspirierenden Beruf gemacht, er entwickelt auch ständig neue Ideen. Und liegt damit in einem Trend, der seit einigen Jahren im Begriff ist, weltweit begeisterte Anhänger zu finden: Show-Aufgießen.

Marcel Hetzel hat sein Hobby zum Beruf gemacht.
Aufguss gefällig? Marcel Hetzel hat sein Hobby zum Beruf gemacht. © Malmus, Pia

Hetzel, der es in dieser Disziplin 2019 zum Deutschen Meister gebracht hat, war am Wochenende als Act zu den Jubiläumsfestlichkeiten in die Kurhessen-Therme eingeladen.

Er möchte, dass die Saunagäste Spaß haben und eine Entspannung durch das Abtauchen in eine andere Welt, fern des Alltags. Deshalb gehört zu seinem Angebotspaket auch Musikuntermalung (am liebsten Episches wie Filmmusik von Hans Zimmer), Lichtgestaltung und der Einsatz einer Palette an ätherischen Pflanzenölen, von grüner Mandarine bis Zedernholz, die er über seine Firma auch vertreibt. „Das alles muss eine Symbiose sein.“

Hetzels Auftritt als Show-Aufgießer gestaltet sich oft wie ein Theaterstück mit Requisiten und angedeutetem Kostüm. Dabei kommuniziert er mit den Gästen. Je nach Aufguss können die Sujets choreografisch wechseln. Den Titel holte sich Hetzel übrigens in der Figur eines „Gladiators“ zum Thema „Pompeji“. Er habe mit vulkanischer Glut überzeugt.

Inzwischen gib es als Event sogar Sauna-Battles, also Wettkämpfe, bei denen ein großes Publikum über den Sieger entscheidet. Vor Kurzem hat Hetzel in Polen einen Battle vor 350 Saunagästen gewonnen. Er strotz vor Kreativität. Vom Kuba-Aufguss mit Salsa-Musik bis zum Metal-Aufguss mit Rock sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Aber wenn Freestyle angesagt ist, muss allein mit dem Handtuch die Musik interpretiert werden.

Hetzel räumt ein: Zwingend notwendig ist der Aufguss fürs Saunieren eigentlich nicht. Aber dieser Zeitpunkt, wenn sich nach dem Aufguss die feuchte heiße Luft auf der Haut niederschlägt, dieser „Gluthauch-Effekt“ und „Gänsehautmoment“, wie er mit leuchtenden Augen beschreibt: Der sei etwas ganz Besonderes.

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