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Sein Name sorgte für Verwechselungen: Mediziner Carsten Diels ist tot

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Von: Kathrin Meyer

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Er ließ sich selten aus der Ruhe bringen: Für Mediziner Carsten Diels stand früh fest, welchen Beruf er ergreifen wollte. Auch sein Vater und seine Brüder arbeiteten als Ärzte. Sein Großvater Otto Diels gewann einst den Nobelpreis.
Selten aus der Ruhe zu bringen: Für Mediziner Carsten Diels stand früh fest, welchen Beruf er ergreifen wollte. Auch sein Vater und seine Brüder arbeiteten als Ärzte. Sein Großvater Otto Diels gewann einst den Nobelpreis. © privat/nh

Der Wehlheider Mediziner Carsten Diels ist gestorben. Bekannt macht ihn nicht nur sein Großvater, der einst den Nobelpreis gewann, sondern auch dass er mit einem Kollegen mit gleichklingendem Namen in einer Praxis arbeitete.

Kassel – Aus der Ruhe gebracht hat ihn nur wenig: Carsten Diels hat sich Zeit genommen für seine Patienten. Das war ihm wichtig. „Um eine Diagnose zu erläutern, hat er dann auch schon mal den Atlas der Anatomie aus dem Regal und zur Hilfe genommen, um sie zu verdeutlichen“, erzählt seine Ehefrau Mechthild. Diese Ruhe habe dann womöglich manchmal seine Mitarbeiter etwas in Unruhe versetzt, sagt sie und schmunzelt. Aber das Wohlergehen und Vertrauen seiner Patienten sei ihm in diesem Moment eben am wichtigsten gewesen.

„Carsten hat viele Hausbesuche gemacht“, erzählt seine Frau. Mehr als ein Jahrzehnt habe er alle zwei Wochen eine Visite bei den Bewohnern im nahegelegenen Seniorenheim Haus Salem gemacht. Solche Hausbesuche seien heute kaum noch denkbar und ein Stück weit auch unmodern geworden.

Für Bekanntheit hat vor allem rund um den Wehlheider Platz allerdings auch eine Kuriosität gesorgt: Nämlich hat Carsten Diels in einer Praxis mit Karsten Diehls gearbeitet. Die beiden Mediziner hat der Zufall zusammengeführt. Bevor sie 2007 die gemeinsame Praxis im Hochhaus am Kirchweg eröffnet haben, hatte jeder eine eigene Praxis, aber in unmittelbarer Nähe. Der nahezu gleiche Name sorgte allerdings dafür, dass es ständig zu Verwechslungen kam – nicht nur bei Rechnungen und Kontoauszügen, so landete nämlich in einem Fall der persönliche Befund von Karsten Diehls bei Carsten Diels. Dieser Fehler war der Beginn einer Freundschaft. Als dann die Praxis im Hochhaus am Kirchweg frei wurde, entschloss man sich, dort zusammen einzuziehen. Aber auch dann passierte es immer wieder, dass Patienten erst im Sprechzimmer merkten, dass sie beim falschen Die(h)ls gelandet waren.

Dass Carsten Diels Medizin studieren würde, daran führte eigentlich kein Weg vorbei. Schließlich ist seine gesamte Familie in diesem Gebiet verwurzelt. Sein Großvater Otto Diels bekam einst den Nobelpreis in Chemie verliehen. Sein Vater war Chirurg, auch seine Brüder sind Ärzte. Versteht sich eigentlich fast von selbst, dass Carsten Diels auch seine Frau beim Medizinstudium kennengelernt hat, nämlich im Anatomiesaal. Sie war als Anästhesistin und Notärztin mehr als zwei Jahrzehnte mit dem Rettungshubschrauber über Nordhessen unterwegs. Auch die gemeinsame Tochter ist Ärztin geworden. Der Sohn hingegen hat sich für eine andere Richtung entschieden. Er arbeitet als Volkswirt.

Im Sommer 2021 gab es eine große Abschiedsparty in der Praxis am Wehlheider Platz. Lange hatte Diels bereits im Rentenalter einen Nachfolger gesucht, der die Praxis übernimmt. Nachdem sich niemand auf die Anzeige im Ärzteblatt gemeldet hatte, entstand eher durch einen Zufall der Kontakt zu Charlotte Lehnert. Sie musste allerdings noch eine zweijährige Assistenzzeit absolvieren, bevor sie die Praxis übernehmen konnte. „Für sie hat Carsten dann noch die zwei Jahre drangehängt“, sagt seine Frau. „Es war ihm wichtig, dass seine Praxis und seine Patienten in gute Hände kommen, und hier hat es einfach gepasst.“

Mit der Praxisübergabe mussten dann auch die zahlreichen Miniatur-Elefanten ausziehen, die Carsten Diels größtenteils von Patienten geschenkt bekommen und in seinem Sprechzimmer gesammelt hatte. Das habe sich irgendwann zum Selbstläufer entwickelt, erzählte er einst. Aber als es teilweise ein Elefantenverbot gegeben habe, seien die Patienten traurig gewesen, deshalb sei es wieder aufgehoben worden. Zuletzt durften sich die und auch seine Enkelkinder immer mal einen Elefanten aussuchen, um die Sammlung zumindest ein bisschen zu verkleinern.

In seinem kurzen Ruhestand hat Diels oft seine Enkel besucht, die in Köln und München leben. Auch hat er noch die Zeit mit Familienhündin Jule genossen, die im Spätsommer im Alter von 16 Jahren starb. Und vor allem hat er viel gelesen, erzählt seine Frau. „Ganz egal was, ob Roman oder Krimi, ich hatte immer das Gefühl, als würde er Bücher verschlingen“, erzählt sie.

Bereits vor einigen Jahren hatte Diels einen Herzinfarkt. „Aber was seinen eigenen Körper anging, da hat er anders als bei seinen Patienten nie gesagt, wie er sich fühlt und wie es um ihn steht“, sagt Mechthild Diels. Am 9. Dezember ist Carsten Diels im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Wenn Sie einen Verstorbenen kennen, über den wir einen Nachruf schreiben sollten, melden Sie sich bei uns unter 0561/203-1431 oder per Mail kassel@hna.de.

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