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Streit um Denglisch: MHK-Kritiker starten Online-Petition gegen Heritage

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Von: Matthias Lohr

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So warb die Museumslandschaft Hessen Kassel für ihren neuen Namen: Ab dem 1. Mai heißt die Einrichtung „Hessen Kassel Heritage – Museen, Schlösser, Parks“. Nicht nur in Kassel gibt es dagegen Kritik. Archi
So warb die Museumslandschaft Hessen Kassel für ihren neuen Namen: Ab dem 1. Mai heißt die Einrichtung „Hessen Kassel Heritage – Museen, Schlösser, Parks“. Nicht nur in Kassel gibt es dagegen Kritik. © Andreas Fischer

Am 1. Mai bekommt die Museumslandschaft Hessen Kassel einen neuen Namen. Kritiker wollen den Begriff „Heritage“ verhindern. Nun gibt es eine Online-Petition gegen die Umbenennung.

Kassel – Offensichtlich gefällt auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein der neue Name der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) nicht so richtig. Beim Empfang der Industrie- und Handelskammer Kassel-Marburg Ende März bezeichnete der CDU-Politiker den neuen Titel „Hessen Kassel Heritage – Museen, Schlösser, Parks“ als „unaussprechlichen Namen“. Zudem erklärte er: „Ich gestatte mir, weiterhin von MHK zu sprechen.“

Andrea Linnebach-Wegner kann das sehr gut nachvollziehen. Die Kasseler Kunsthistorikerin protestierte bereits im Februar mit einem Brief an Rhein sowie die Wissenschafts- und Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) gegen den neuen Namen. 170 Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst hatten das Schreiben unterzeichnet. Auch zahlreiche HNA-Leser äußerten in Zuschriften ihren Unmut. Trotzdem bleibt es dabei: Ab dem 1. Mai heißt die MHK „Hessen Kassel Heritage“. So soll mehr internationales Publikum angelockt werden.

Linnebach-Wegner gibt dennoch nicht auf. Mittlerweile hat sie eine Online-Petition gestartet. Mehr als 730 Menschen haben die Forderungen unter dem Titel „Stoppt die Fehlentscheidungen der Museumslandschaft Hessen Kassel“ unterzeichnet. Dort werden weitere Argumente gegen den umstrittenen neuen Namen genannt, den breite Schichten falsch oder gar nicht verstehen würden, wie Linnebach-Wegner sagt.

In der Petition heißt es: „Die Museumslandschaft Hessen Kassel ist als Landesbehörde verpflichtet, bei der Namensgebung die Amtssprache einzuhalten.“ Und die ist Deutsch. Zudem sei „Hessen Kassel Heritage“ eine beliebige Bezeichnung. So könnte auch „eine auf Erbrecht spezialisierte Anwaltskanzlei oder eine auf nordhessische Apfelsorten konzentrierte Samenbank heißen“.

Die Petition wird ebenfalls von viel Prominenz aus Wissenschaft und Kunst unterstützt. Die Schweizer Germanistik-Professorin Claudia Brinker von der Heyde etwa, die einst Vize-Präsidentin der Uni Kassel war, findet die neue Bezeichnung „eher ein bisschen einfältig“.

Außerdem werden die Pläne für das Astronomisch-Physikalische Kabinett (APK) kritisiert. Wegen der Sanierung der Orangerie hatte MHK-Direktor Martin Eberle angekündigt, Objekte der Sammlung in das Landesmuseum zu verlegen. Linnebach-Wegner befürchtet einen „ungeheuren Verlust“.

Im Wissenschafts- und Kunstministerium, das für die MHK zuständig ist, bleibt man jedoch bei der bisherigen Haltung, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Bereits im Februar hieß es in Wiesbaden, man sei zuversichtlich, dass sich der neue Begriff etablieren werde. Es habe einen sorgfältigen Auswahlprozess gegeben. Der Name MHK sei wegen seiner Fokussierung auf die Museen nicht überzeugend. Möglicherweise würden die Kritiker des neuen Begriffs die sprachliche Flexibilität der Hessen unterschätzen.

Linnebach-Wegner sieht das anders. In einem Brief an Angela Dorn schrieb sie bereits Ende Februar, dass man sich mit der „unglücklichen deutsch-englischen Mischform gerade auch überregional zum Gespött“ mache. Das müsse dringend verhindert werden.

Die Antworten aus Dorns Ministerium, die wir im Februar veröffentlichten, versteht Linnebach-Wegner als Arroganz all jenen gegenüber, „die sich um die Zukunft dieses einzigartigen Ensembles sorgen“. Eine derartige Missachtung „unserer Initiative ist einer Demokratie unwürdig“. Eine Antwort auf ihren am 25. Februar an Dorn abgeschickten Brief hat die Kasselerin bis heute nicht bekommen, wie sie sagt.

Dafür beantwortete ein Sprecher unsere Frage, ob Angela Dorn wie Minister Boris Rhein künftig weiterhin MHK sagen werde. Die Antwort: Ab dem 1. Mai werde die Ministerin den neuen Namen „Hessen Kassel Heritage – Museen, Schlösser, Parks“ verwenden. (Matthias Lohr)

Zur Petition: zu.hna.de/mhk-petition

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