Verkehr in der Region Kassel: Wo es 2021 die meisten Staus gab

Der Raum Kassel ist wegen der zentralen Lage stark durch Staus belastet. Die Lage hat sich durch Corona und Homeoffice jedoch entspannt.
Kassel - Viele Autobahnabschnitte in Hessen waren in den vergangenen Jahren an ihrer Belastungsgrenze. Immer mehr Verkehr sorgte für immer mehr Staus. Mit Corona und dem Homeoffice hat sich das gewandelt.
Dazu präsentierte der ADAC Hessen-Thüringen eindrucksvolle Zahlen.
Corona sorgt für weniger Staus in Nordhessen
1. Corona hat die Lage auch auf den nordhessischen Autobahnabschnitten entspannt. Noch 2019, also vor Corona, staute sich der Verkehr auf Hessens Autobahnen auf 112.000 Kilometer Länge. Fast 40.000 Stunden standen die Menschen in 57.600 Staus. Mit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 wurde es deutlich ruhiger. Die Lockdowns und das Homeoffice spielten hier eine Rolle.
Vergangenes Jahr war zwar wieder mehr los, dennoch lag das Verkehrsaufkommen 10 bis 15 Prozent hinter dem von 2019. Auf den Verkehrsfluss hatte dies erhebliche Auswirkungen – die Gesamtlänge der Staus entsprach nur der Hälfte des Vor-Corona-Niveaus. „Es gab zwar 2021 wieder mehr Staus als im Vorjahr, aber diese bauen sich schneller ab“, so ADAC-Experte Wolfgang Herda.
Stau in Nordhessen: Mehr als 1000 Staumeldungen auf der A44 bei Kassel
2. Der Raum Kassel ist generell stark staubelastet. Denn es gibt viel Durchgangsverkehr – vor allem auf der Autobahn 7. Dies zumindest sagt ADAC-Experte Herda. Vergangenes Jahr war der am stärksten belastete Autobahnabschnitt in Nordhessen aber der auf der A44 zwischen Autobahnkreuz Kassel-West und Anschlussstelle Bad Wilhelmshöhe. Für diesen gab es 1190 Staumeldungen – damit landete der Abschnitt auf Platz 5 unter den stauträchtigsten in Hessen. Auch in der Gegenrichtung gab es immerhin knapp 600 Staumeldungen.
Nicht mehr in der Spitzengruppe ist der A7-Abschnitt zwischen Anschlussstelle Kassel-Ost und Autobahnkreuz Kassel-Mitte. In diesem hatte es 2021 noch 568 Staus gegeben. Auch die Lage am Hattenbacher-Dreieck, südlich von Bad Hersfeld, wo es 2020 noch fast 2000 Staus gab, hat sich verbessert.

Stau in Nordhessen: Lage im Vergleich mit dem Rhein-Main-Gebiet entspannt
3. Im Vergleich mit dem Rhein-Main-Gebiet ist die Staulage in Nordhessen entspannt. Denn insbesondere die Sperrung und Sprengung der maroden Salzbachtalbrücke hat vergangenes Jahr rund um Wiesbaden für fast 5000 Staus gesorgt. Eine Brückensperrung wie diese ist aus Sicht von ADAC-Experte Herda vorerst nicht wieder zu erwarten.
„Die Kontrollen der Brücken laufen gut und seit 2015 gibt es auch wieder große Investitionen in die 40.000 Autobahnbrücken“, so Herda. Allerdings sei bis 2015 ein großer Investitionsstau aufgelaufen, dessen Abarbeitung zwei Jahrzehnte dauere. Die dafür nötigen Baustellen würden den Verkehrsfluss beeinträchtigen.
Stau: Hessen im bundesweiten Vergleich auf Platz 5
4. Die A49 spielt bei den Staunachrichten – mit Ausnahme des Abschnitts Niederzwehren bis Kreuz-West – kaum eine Rolle. Dies könnte sich ändern, wenn diese in ein paar Jahren an die A5 angeschlossen ist.
5. Im Vergleich der Bundesländer landet Hessen auf Platz 5, was die Gesamtstaulänge angeht. Wenn man aber die Staus in Relation zu den Autobahnkilometern setze, gebe es in Hessen die höchste Belastung, so Herda. Angesichts seiner zentralen Lage als Transitland sei dies nicht überraschend. Der ADAC-Experte sieht das Land auf einem guten Weg. Intelligentes Verkehrsmanagement sorge dafür, dass die Staubelastung nicht noch viel gravierender ausfalle. Spitzenreiter bei der Zahl der Staus ist mit Abstand Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg.
Mehr Staus in Hessen im Sommer: 140 Autobahnbaustellen im September
6. Die meisten Staus gibt es in Hessen im Sommer. Dies hing zuletzt nicht nur mit der Pandemie und den sinkenden Corona-Beschränkungen zusammen, sondern auch mit den Baustellen. In der warmen Jahreszeit herrscht dort deutlich mehr Betrieb. Im September 2021 gab es etwa 140 Autobahnbaustellen in Hessen und gleichzeitig die meisten Staus. Eine weitere Rolle spielt wie auch bereits 2020 der Urlaubsverkehr. Viele Menschen hätten in Corona-Zeiten auf Fernurlaub mit dem Flugzeug verzichtet.
7. Ein Stau entsteht aber längst nicht nur durch Baustellen oder Unfälle, sondern sehr häufig durch das Verhalten der Autofahrer. „Abrupte Spurwechsel sorgen dafür, dass nachfolgende Autos bremsen müssen. Diese Welle verlagert sich nach hinten, gerade wenn die Straße am Rande ihrer Kapazität ist“, so Herda. Auto- und Lkw-Fahrer, die jede Lücke nutzen, um voranzukommen, täten dies zulasten des Verkehrs hinter ihnen.
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Verkehr in Hessen: Deutlich mehr Stau durch Pendlerverkehr am Morgen und Nachmittag
8. Die meisten Staus auf hessischen Autobahnen gibt es wochentags zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 16 und 18 Uhr. Mittags sind es viel weniger. Dies hängt mit dem Pendelverkehr zusammen. Auch der Wochentag spielt eine Rolle. Die Zeit von Dienstag bis Donnerstag ist am stauträchtigsten, weil etwa viele Arbeitnehmer montags und freitags als Brückentage für ein verlängertes Wochenende nutzten und nicht zur Arbeit pendelten.
9. Die Verkehrslage auf Hessens Autobahnen wird auch nach Abklingen der Pandemie entspannter sein als zuvor. So geht der ADAC davon aus, dass das Verkehrsaufkommen durch den Homeoffice-Trend um fünf bis zehn Prozent zurückgeht. So könnten Spitzen abgefangen werden. Allerdings würden der Güterverkehr und die Bautätigkeit auf den Autobahnen zunehmen. Zudem werde das Auto, so schätzt der ADAC, weiter das Reisemittel der Wahl sein.
10. Ein Stau ist klar definiert: Er liegt laut ADAC vor, wenn mehrere Fahrzeuge länger als fünf Minuten weniger als 20 km/h fahren und dies auf einer Länge von mindestens einem Kilometer. (Bastian Ludwig)