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Weniger Strahlung und Kontrastmittel: Das Klinikum Kassel bekommt eine neue Herzkatheter-Anlage

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Von: Anna Weyh

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An der neuen Herzkatheter-Anlage des Klinikums stehen (von links) Dr. Ali Asghar Peivandi, Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie, und Prof. Dr. Rainer Gradaus, Chefarzt der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen.
An der neuen Herzkatheter-Anlage des Klinikums stehen (von links) Dr. Ali Asghar Peivandi, Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie, und Prof. Dr. Rainer Gradaus, Chefarzt der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen. © anna weyh

Neue Technik mit hoher Bildqualität: Schneller und schonender sei die Behandlung mit der neuen Anlage im Herzkatheter-Labor im Klinikum.

Kassel – Welche Vorteile bringt diese Anlage genau? Und wann landet ein Patient eigentlich im Herzkatheter-Labor? Fragen und Antworten dazu.

Was passiert in einem Herzkatheter-Labor?

Die Herzkatheter-Untersuchung ist ein Verfahren zur Darstellung von Herz und Gefäßen, die bei strukturellen Herzerkrankungen erfolgen muss, sagt Prof. Dr. Rainer Gradaus, Chefarzt der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Klinikum Kassel. So können krankhafte Veränderungen der Herzkranzgefäße, der Herzklappen oder des Herzmuskels erkannt werden.

Wie wird das Herz untersucht?

Das Herz wird über eine kleine Einstichstelle im Handgelenk oder in der Leiste untersucht. Der Katheter, ein vorgeformter dünner Kunststoffschlauch, wird durch die Gefäße zum Herzen vorgeschoben. Darüber kann Röntgenkontrastmittel gespritzt und so die Gefäße dargestellt werden.

Die Patienten benötigen dabei keine Vollnarkose, sondern nur eine örtliche Betäubung. Die Untersuchung sei schmerzfrei, sagt Dr. Ali Asghar Peivandi, Chefarzt der Klinik für Herzchirurgie im Kasseler Klinikum.

Wann benötigt ein Patient diese Untersuchung?

Eine Herzkatheter-Untersuchung muss durchgeführt werden, wenn eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels besteht. So werden Verkalkungen, Verengungen oder Verschlüsse der Herzkranzgefäße festgestellt. Patienten leiden häufig unter Kurzatmigkeit, Brustenge oder Herzrasen. Auch Schwindel und allgemeine Schwäche können zu den Anzeichen gehören.

Welche Behandlungen sind an der Anlage möglich?

Das Herzkatheter-Labor dient zum einen der Diagnostik. Werden verengte Gefäße bei der Untersuchung bemerkt, können diese auch direkt behandelt werden. „Wir können dann Stents setzen. Das sind Gittergerüste aus Metall, die die verengten Blutgefäße offen halten“, sagt Peivandi. Sogar Herzklappen können über einen Katheter ersetzt werden.

Auch Notfälle wie Herzinfarkte werden im Herzkatheter-Labor behandelt. Zu einem Herzinfarkt kommt es, wenn eine oder mehrere Herzkranzarterien verschlossen sind. Der Herzmuskel wird dadurch nicht ausreichend mit Blut versorgt.

Welche Vorteile bringt die neue Anlage im Klinikum?

Die neue Anlage durchleuchtet zwei Ebenen gleichzeitig, das war mit vorheriger Technik nicht möglich. „Man hat dadurch zwei Aufnahmen des Herzkranzgefäßes mit nur einer Injektion, dadurch spart man etwa die Hälfte des Kontrastmittels“, sagt Gradaus.

Strahlung wird ebenfalls eingespart. Statt 15 Bilder pro Sekunde mache das Gerät nur 3,75 Bilder pro Sekunde, der Mensch ist also nur einem Viertel der Strahlung ausgesetzt. „Das ist besser für den Patienten, aber auch für den behandelnden Arzt. Wir stehen manchmal acht Stunden am Tag hier drin“, sagt der Chefarzt der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen.

Die neue Herzkatheter-Anlage kann auch verschiedene Untersuchungsbilder übereinanderlegen. Was bedeutet das?

Der behandelnde Arzt könne bei einer Angiografie, also einer radiologischen Untersuchung der Gefäße mit Kontrastmittel, zeitgleich ein Echogerät zur Untersuchung des Herzens mittels Ultraschalls an die Anlage anschließen. „Diese Bilder können übereinandergelegt werden“, sagt Gradaus.

„Vorher mussten wir immer zwischen den einzelnen hin und her schauen.“ Das erleichtere die Prozedur und führe zu besseren Ergebnissen der Behandlung. „Dieses Gerät ist unser Auge“, sagt Peivandi.

Für welche Patienten ist diese schonendere Behandlung vorgesehen?

Besonders für ältere Patienten sei die neue Behandlungsmöglichkeit eine Erleichterung, sagt Peivandi. Denn die Nieren älterer Patienten können Kontrastmittel nur langsam verarbeiten. Deshalb müsse man bisher Untersuchungen auf mehrere Tage aufteilen, damit sich die Nieren zwischendurch erholen können.

Nun spare das Team Zeit. Ein Großteil der Patienten im Herzkatheter-Labor seien über 80 Jahre alt, der Anteil an Frauen und Männern in etwa gleich. „Wir haben nun die Möglichkeit, auch sehr alte und schwache Patienten zu behandeln, die eine richtige Operation nicht überstehen würden“, sagt Peivandi. (Anna Weyh)

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