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„War unbezahlbare Werbung“: Gastronomen aus Kassel berichten über Auftritt bei „Mein Lokal, Dein Lokal“

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Die Teilnehmer am Tisch im Herbstapfel: (von links) Jasvir Lotz (Zum Chattenturm, Wolfhagen), Martin Born (Alpha Kantine), Ivo Ivancic (Herbstapfel), Rainer Holzhauer (Renthof) und Anke Müller (Chiringuito).
Die Teilnehmer am Tisch im Herbstapfel: (von links) Jasvir Lotz (Zum Chattenturm, Wolfhagen), Martin Born (Alpha Kantine), Ivo Ivancic (Herbstapfel), Rainer Holzhauer (Renthof) und Anke Müller (Chiringuito). © Kabel1

In dieser Woche geht es in der Doku-Soap „Mein Lokal, Dein Lokal – Der Profi kommt“ um fünf Lokale aus Kassel und Wolfhagen.

Kassel - Von Montag, 24. April, bis Freitag, 28. April, werden auf dem Sender Kabel 1 um 17.55 Uhr die Folgen des Küchen-Konkurrenzkampfes ausgestrahlt. Aus Kassel machen der Renthof, Chiringuito, die Alpha-Kantine und der Herbstapfel mit. Fünfter Teilnehmer ist das Lokal Zum Chattenturm in Wolfhagen. Jedes Lokal ist auch von dem TV-Koch Mike Süsser im Vorfeld besucht worden. Wir haben mit den vier Teilnehmern aus Kassel gesprochen.

Renthof

„Für mich ist das noch spannender als für die Zuschauer. Du siehst erst im Fernsehen, wer dir wie viele Punkte gegeben hat“, sagt Rainer Holzhauer, Chef des Hotels und Restaurants Renthof, der am Montag in der Sendung der erste Gastgeber sein wird.

Holzhauer hat bereits vor fünf Jahren bei „Mein Lokal, Dein Lokal“ mitgemacht, damals mit dem Lokal Grischäfer in Bad Emstal. Holzhauer holte 2018 den ersten Platz. „Das war wirklich eine gute PR“, sagt er. Mit der Sendung habe er seinen Laden deutschlandweit präsentieren können. Als die Anfrage kam, ob er jetzt mit dem Renthof mitmachen will, sei er einverstanden gewesen. Mike Süsser, das Gesicht der Sendung, habe ihn eine Woche vor den Dreharbeiten im Renthof besucht. Süsser sei von dem Haus begeistert gewesen, erzählt Holzhauer. Auch der Rehrücken, der ihm dort aufgetischt wurde, habe ihm geschmeckt.

Die Teilnahme an der Sendung bezeichnet Holzhauer als ganz schön anstrengend. Da die fünf Lokale so unterschiedlich seien, habe man sich jeden Tag auf den jeweiligen Laden einlassen müssen, um eine faire Bewertung abgeben zu können. Eine Kantine könne man schließlich nicht eins zu eins mit einem Restaurant vergleichen.

Was bei den Dreharbeiten passiere, sei alles sehr menschlich, sagt Holzhauer. „Es ist auch menschlich, gewinnen zu wollen.“ Bei der Sendung sei viel Psychologie dabei. Das mache die Sache auch so spannend, sagt Holzhauer.

Seine vier Mitstreiter haben im Renthof alles quer durch die Karte gegessen. Kritik habe es auch gegeben. „Du isst ja als Teilnehmer, um Kritik zu üben. Du isst ja nicht, um zu genießen oder dich fallen zu lassen.“ Wie viele Punkte man am Ende bekomme, hänge auch davon ab, wie viel Ahnung die Kollegen haben. „Alles steht und fällt mit den Kollegen.“

Alpha-Kantine

Der 33-jährige Martin Born ist Chefkoch in der Alpha Kantine im Industriegebiet Waldau. Sein Chef Aykut Senli ist ein alter Hase, was „Mein Lokal, Dein Lokal“ angeht. Er hat wie Rainer Holzhauer bereits 2018 bei der Sendung mitgemacht, mit seinem Restaurant Fulda Terrassen am Auedamm. Damals wurde er einem breiten Fernsehpublikum als „Schnitzelkönig“ von Kassel bekannt. Er fiel durch große Sprüche und Schlachtrufe auf. Zudem hantierte er mit dem Fleischklopfer, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Produktionsfirma habe ihn damals zu diesem Verhalten animiert. Er sei manipuliert worden. Nach der Ausstrahlung hat sich Senli darüber sehr geärgert. Anschließend haben sich die Wogen aber wieder geglättet.

Als die Produktionsfirma erneut bei ihm angefragt hat, ob er mit seiner Alpha Kantine an der Sendung teilnehmen wolle, hat er das für sich selbst ausgeschlossen. Aber sein Chefkoch Martin Born hatte Lust dazu. Senli hat ihm vor den Dreharbeiten einige Tipps gegeben, wie er sich nicht verhalten soll, damit er nicht dieselben Fehler wie er macht.

Das Gesicht der Sendung: TV-Koch Mike Süsser (links) zu Gast bei Martin Born, Chefkoch der Alpha Kantine.
Das Gesicht der Sendung: TV-Koch Mike Süsser (links) zu Gast bei Martin Born, Chefkoch der Alpha Kantine. © Kabel 1

Aber eigentlich sei das gar nicht nötig gewesen. „Martin hat eine ganz andere Mentalität als ich. Er verhält sich rein deutsch, ich bin da etwas südländisch“, sagt der gebürtige Türke. Aber auch wenn er sich damals darüber geärgert hat, dass er in der Sendung als Großkotz rüberkam, so habe er davon profitiert, sagt Senli rückblickend. „Das war unbezahlbare Werbung.“ Er habe viele neue Gäste gewonnen. Eine Frau aus Hamburg, die großer Fan der Sendung ist, habe ihn bereits einige Male besucht, um bei ihm Schnitzel zu essen.

Als Mike Süsser die Kantine an der Falderbaumstraße Anfang des Jahres besucht hat, da hat Martin Born eine Rinderroulade mit Rotkohl und Semmelknödel gekocht. Süsser habe das Essen geschmeckt.

Die Dreharbeiten hätten ihm auch Spaß gemacht, sagt der 33-Jährige. Die fünf Tage mit seinen vier Mitbewerbern seien sehr interessant gewesen, sagt Born. Vor allem, weil die Lokale so unterschiedlich seien. Für ihn sei es vermutlich einfacher gewesen, seine Mitstreiter zu bewerten als andersherum. „Die gehen sonst nicht in eine Kantine“, sagt Born. „Wir haben keine Deko auf dem Teller und das Essen muss man sich auf dem Tablett vorne abholen.“ Die Rückmeldungen der Mitstreiter seien aber alle positiv gewesen. Und über die Rechnung seien sie überrascht gewesen. Die zwölf Speisen (jeder bekam drei Gänge) kosteten gerade mal 67 Euro. „Bei Preis-Leistung sind wir unschlagbar“, sagt Senli.

Herbstapfel

„Es war eine aufregende Woche. Wir haben sehr viel gelernt. Die Kritik, die wir bekommen haben, die haben wir uns zu Herzen genommen“, sagt Ivo Ivancic (38), Inhaber des Herbstapfels in der Kohlenstraße. Bei den Dreharbeiten habe es eine entspannte Atmosphäre gegeben, und auch das Miteinander sei kollegial gewesen.

Auch er wurde von der Produktionsfirma gefragt, ob er bei der Sendung mitmachen möchte. „Die wollten bestimmt sehen, ob ein veganes Restaurant mit den anderen mithalten kann.“ In den Augen von Ivancic ist die Unterschiedlichkeit der Läden auch die Herausforderung bei der Bewertung gewesen. Im Prinzip gehe es am Ende doch nur darum, zu bewerten, ob in dem jeweiligen Lokal das Konzept gut umgesetzt worden ist. „Ich kann eine Kantine doch nicht mit dem Renthof vergleichen.“

Das Angebot bei den Kollegen an vegetarischen beziehungsweise veganen Gerichten sei „überschaubar“ gewesen, sagt Ivancic, der sich selbst als „undogmatischen Veganer“ bezeichnet. Meistens habe es aber gut geschmeckt.

Allerdings sei er darüber überrascht gewesen, dass sein Linsenrisotto und die Kernkraft Bowl bei seinen Mitstreitern nicht so gut angekommen seien. Sonst seien diese Gerichte bei den Gästen des Herbstapfels sehr beliebt.

Chiringuito

Es sei „gut, interessant, witzig, aber auch anstrengend“ gewesen, sagt Anke Müller, Chefin der Tapas Bar Chiringuito an der Dörnbergstraße, über ihre Teilnahme. Sie sei froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, so die 56-jährige Gastronomin. Auch bei ihr hat die Produktionsfirma angefragt, ob sie mitmachen möchte.

Es sei allerdings schwierig gewesen, ihr spezielles Tapas-Konzept in der Sendung rüberzubringen. Normalerweise bekämen die Gäste in ihrer Bar die gesamte Tafel voller Schälchen gestellt, sagt Müller. Bei „Mein Lokal – Dein Lokal“ müssten drei Gänge serviert werden. „Die konnten ja nicht ihr Format für mich umstellen“, so Müller. So habe jeder ihrer Mitstreiter ein bis zwei Schälchen pro Gang serviert bekommen.

Mike Süsser sei jedenfalls von ihren Speisen begeistert gewesen, sagt Müller. Er habe zu ihr gesagt, dass es da nichts zu korrigieren gebe.

Für alle fünf Teilnehmer sei es eine große Herausforderung gewesen, die fünf Lokale mit sehr unterschiedlichen Konzepten zu bewerten, sagt Müller. „Ich habe so bewertet, wie ich es jeweils empfunden habe. Mal so, mal so.“ Sie sei sehr gespannt auf die Ausstrahlung der fünf Folgen in der kommenden Woche. (Ulrike Pflüger-Scherb)

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