Bis zum letzten Tag Henschelaner: Werner Hofmann ist im Alter von 84 Jahren gestorben

Für Werner Hofmann war es eine Selbstverständlichkeit, als Rentner beim Aufbau des Henschelmuseums in Kassel-Rothenditmold mitzuhelfen. Ein Nachruf.
Kassel – Sein Vater hatte schon Lokomotiven mit dem Henschelstern gebaut. Weil die Familie nicht weit vom Standort auf dem heutigen Universitätsgelände am Holländischen Platz wohnte, lernte Werner Hofmann die Welt des Lokomotivbaus schon als Kind kennen. 1953 begann er dann eine Lehre als Schlosser bei Henschel und blieb der Firma über den Ruhestand hinaus verbunden. Vor zwei Monaten ist Werner Hofmann, der schon länger Herzprobleme hatte, gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.
„Sein Vorname ist kein Zufall“, sagt seine Witwe Brunhilde. Ein Jahr vor ihm kam der Sohn von Oscar Robert Henschel auf die Welt. Der lebt heute in der Nähe von Würzburg und wurde auf den Namen Werner getauft. Damit war er das Vorbild für die Namensgebung.
Werner Hofmann hat eine Reihe von Episoden aus seinem Leben aufgeschrieben, die ganz oft etwas mit Henschel zu tun hatten. So sei er im Sophienhaus am Königstor auf die Welt gekommen. Einem Krankenhaus, das von Sophie Henschel gestiftet wurde. Als Zehnjähriger durfte er seinen Vater zu einer großen Feier bei Henschel begleiten.
Das war im Jahr 1948, in dem die Firma den 100. Jahrestag der ersten in Kassel gebauten Lokomotive feierte. Dafür hatte man den „Drache“ in einem 1:1-Modell aufgebaut. Werner Hofmann durfte auf die legendäre Lok klettern. „Das war aber nur möglich, weil mein Vater die Männer vom Werksschutz gut kannte“, hat er in seinen Aufzeichnungen notiert.
Nach der Feierstunde in der Werkshalle seien die Arbeiter in die Aue gegangen, wo Festzelte standen. Eine Kapelle habe zur Feier des Tages gespielt, jeder habe Gutscheine für Würstchen und Getränke gehabt. Wenige Jahre später begann für Werner Hofmann dann die Lehre bei Henschel.
Er war stolz darauf, dass er als einer von 650 Bewerbern genommen wurde. Im April fing er an, im Mai gab es hohen Besuch bei Henschel. Da sah sich der damalige Bundespräsident Theodor Heuss in dem wichtigsten Kasseler Unternehmen um.

Während einer Betriebsversammlung ging er zusammen mit Oscar Henschel durch das Spalier der Lehrlinge. Werner Hofmann hörte, wie sich die beiden unterhielten. Auch darüber, dass der Präsident gerade an der Zukunft des Unternehmens, den Spezialisten von morgen, vorbeigehe.
Das hat ihn zusätzlich motiviert. Er besuchte die Abendschule und wurde Konstruktionstechniker im Lokomotivbau. Damit bekam die berufliche Karriere einen Schub. „Mein Mann war durch die Firma viel unterwegs, in Afrika, Kanada und Russland“, sagt seine Witwe. Auch privat seien sie gemeinsam viel gereist.
In seinen Aufzeichnungen schreibt Werner Hofmann, dass er 43 Jahre „bi Henschels“ gearbeitet habe. Auch im Ruhestand war er dem Unternehmen eng verbunden. Zusammen mit dem im vergangenen Jahr verstorbenen Helmut Weich baute er das ehrenamtlich betriebene Henschelmuseum auf. Seitdem hat er jede Menge Besuchergruppen durch die Ausstellung geführt und aus erster Hand über die Geschichte von Henschel berichtet.
Werner Hofmann hinterlässt seine Frau Brunhilde, einen Sohn und zwei Enkelkinder. Sein letzter Satz in seinen Erinnerungen ist typisch für ihn und lautet: „Einmal Henschelaner, immer Henschelaner.“