Ab 2024 stinkt es deutlich weniger: Bauarbeiten an der Kasseler Kläranlage

Je nach Windrichtung und Tag kann es den Nachbarn des Kasseler Klärwerks schon mal gehörig stinken. Das soll sich bald ändern. Denn die zwei neuen gigantischen Regenrückhaltebecken, die bis Frühjahr 2024 auf dem Areal an der Gartenstraße im Wesertor entstehen, werden oben geschlossen sein.
Kassel - Ihre Vorgänger waren dies nicht, was mitunter für unangenehme Gerüche sorgte. 12,5 Millionen Euro steckt Kasselwasser in die Baumaßnahme, bei der es aber weniger um den Gestank, als vielmehr um den Schutz der Fulda geht.
Bei starkem Regen kommen bis zu 12 000 Liter Wasser pro Sekunde am Klärwerk an. Das Wasser aus der Kasseler Kanalisation kann aber nicht auf einmal von der Anlage verarbeitet werden. Nur etwa 2500 Liter pro Sekunde können gereinigt werden. Damit der Rest – in dem sich das durch Regenwasser stark verdünnte Abwasser befindet – nicht einfach in die Fulda fließt, wird es zunächst in die Regenrückhaltebecken geleitet. Von dort gelangt es später in die Reinigung.
Weil die zwei alten Becken mit gut 4250 Kubikmeter Volumen in die Jahre gekommen waren und gleichzeitig Starkregenereignisse zugenommen haben, hat sich Kasselwasser für den Neubau von zwei größeren Becken mit jeweils 6000 Kubikmetern Fassungsvermögen entschieden. Diese können zusammen zwölf Millionen Liter Wasser aufnehmen. Zum Vergleich: Ins große Sportbecken des Auebades passen 2,5 Millionen Liter.
In den sechs Meter tiefen, 50 Meter langen und 30 Meter breiten Becken setzt sich die Schmutzfracht am Boden ab. Selbst wenn sie bei andauerndem Regen überlaufen sollten, würden Fäkalien, Klopapier und Ähnliches nicht in der Fulda landen. Großer Vorteil gegenüber den alten Becken ist, dass sie einen Deckel haben werden, sodass die Geruchsbelastung deutlich nachlassen wird. Dazu wird auch beitragen, dass parallel derzeit die Sanierung der Vorklärbecken auf dem Gelände des Klärwerkes läuft. Dort wird das noch stark verschmutzte Wasser zunächst behandelt. Auch diese Becken sind bislang offen, werden aber ab 2024 ebenfalls geschlossen sein.
Stadtbaurat Christof Nolda geht davon aus, dass dadurch neue Ansiedelungen im Umfeld der Kläranlage möglich sind. Die Stadt hatte im Vorfeld des Bauprojektes eine Analyse beauftragt und dabei die Geruchsbelastung als Ansiedlungshemmnis identifiziert.
Damit bis zum Ende der Bauzeit immer ein Regenrückhaltebecken am Klärwerk bereitsteht, können die neuen Becken nur nacheinander entstehen. Daraus ergibt sich die Bauzeit von zwei Jahren. Zudem wird es in der Bauzeit wegen geringerer Kapazitäten häufiger zu Überlastungen kommen. Die zwei neu entstehenden Becken sind nur zwei von neun im Netz von Kasselwasser – allerdings gehören sie nach Fertigstellung zu den größten. (Bastian Ludwig)