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Kasseler Moschee unter Beobachtung: Ministerium prüft Vorwürfe gegen Vorsitzenden

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Von: Nicole Schippers

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Wird vom Verfassungsschutz beobachtet: Die Al Huda-Moschee im Stadtteil Wesertor. Foto: Andreas Fischer

Die Kasseler Al Huda-Moschee steht erneut im Visier des Verfassungsschutzes. Der Erste Vorsitzende des Islamischen Zentrums Kassel steht Medienberichten zufolge unter Salafismus-Verdacht.

Das Landesamt für Verfassungsschutz Hessen teilte auf HNA-Anfrage lediglich mit, dass es das Islamische Zentrum Kassel derzeit als „salafistisch beeinflusst“ einschätze und salafistische Bestrebungen kontinuierlich beobachtet und bewertet würden. Salafismus ist eine ultrakonservative Strömung im Islam. Der Moscheeverein wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Einem Bericht des Hessischen Rundfunks (HR) zufolge soll der Verein bis in die jüngste Vergangenheit Prüfstelle der in Deutschland staatlich nicht anerkannten „Islamic Online University“ gewesen sein. Sie ist eine von Bilal Philips gegründete Universität für islamische Studiengänge. Bilal Philips ist ein umstrittener Islam-Prediger, der im Jahr 2011 nach einer Kundgebung in Frankfurt aus Deutschland ausgewiesen wurde. Der Vorwurf: Er habe zur Radikalisierung junger Muslime beigetragen. Philips gilt auch als Mentor des Salafisten Pierre Vogel. Der Kasseler Moscheeverein folgt Philips aktuell beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Wie der HR berichtete, ist der unter Salafismusverdacht stehende Moscheevereinsvorsitzende seit dem Jahr 2016 Mitarbeiter des Flüchtlingsprojekts „Bleib in Hessen“. Er betreut demnach Flüchtlinge in dem von mehreren mittelhessischen Kommunen getragenen Mittelhessischen Bildungsverband.

Der Verein teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit, dass er „keine Verdachtsmomente“ gegen ihn habe. Das Bundesarbeitsministerium bestätigte unterdessen gegenüber unserer Zeitung, dass es die Vorwürfe durch die zuständige Stelle – das Bundesverwaltungsamt Köln – prüfen lasse. Das Islamische Zentrum Kassel, das bereits 2012 wegen der Verteilung kostenloser Koran-Exemplare in der Kasseler Innenstadt in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten war, widerspricht den Vorwürfen. „Wir haben mit Salafismus nichts zu tun, unglücklicherweise ist es nicht immer möglich, dies gleich zu erkennen“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Doch werde das immer als Schutzbehauptung ausgelegt.

„Wir betonen, dass wir uns von jeder Art des Radikalismus, Fanatismus und dem Salafismus distanzieren“, heißt es weiter.

Die Einstufung des Vereins durch den Verfassungsschutz als „salafistisch geprägt“ bedürfe der Erklärung, was das bedeute. „Unsere Handlungen jedenfalls stehen auch nicht im Widerspruch zum Grundgesetz und der Verfassung. Darauf legen wir ganz besonderen Wert.“ Auch zu seinem Ersten Vorsitzenden äußert sich der Moscheeverein. Er sei seit 2002 im Ausländerbeirat aktiv und arbeite in diversen Arbeitsgruppen und Gremien mit, um die Integration von Ausländern in der Stadt Kassel zu erleichtern und zu verbessern. „Da ist der Bericht des HR wie eine Ohrfeige für ihn und jeden ehrenamtlichen Akteur, und entfaltet seine abschreckende Wirkung bei all denen, die geeignet wären, ehrenamtliche Arbeit zu leisten“, heißt es abschließend in dem Schreiben.

Die Al-Huda-Moschee in Kassel

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