Wetter in Kassel: Darum ist es häufig so neblig und dunstig

Die Kasseler hatten in den vergangenen Wochen häufig keinen Durchblick. Dies lag am zähen Nebel. Aber woran liegt es, dass Kassel besonders häufig vernebelt ist?
Kassel – Grau und nass: So präsentierte sich das Wetter in Kassel in den vergangenen Wochen sehr häufig. Die Sonne war ein seltener Gast – im Januar schien sie bislang knapp 20 Stunden, im gesamten Dezember waren es 35. Und selbst an Tagen, an denen die Sonne in Höhenlagen rundherum strahlte, saßen die Kasseler unter einer dicken Nebeldecke. Aber sind die Kasseler tatsächlich häufiger von Nebel betroffen? Wir haben Experten dazu befragt.
Eine klare Auskunft darauf zu bekommen, ist gar nicht so einfach. „Nebel ist ein schwer zu fassender Parameter“, so Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Es lägen dazu eher weniger statistische Daten vor. Dies liege auch daran, dass Nebel oft ein sehr lokalklimatisches Phänomen sei. Strahlungsnebel komme beispielsweise besonders häufig in feuchten Senken (Seen, Sümpfe), Mulden oder engen Tälern vor. „Oder eben auch im Kasseler Becken beziehungsweise im Fuldatal“, sagt Kesseler-Lauterkorn.
Wetter: Nebelneigung in Kassel „leicht überdurchschnittlich“
Die Nebelneigung eines Ortes werde durch die Anzahl der Nebeltage beschrieben. In Klimaatlanten seien für Kassel 40 bis 60 Nebeltage pro Jahr angegeben. Dazu passten die Daten der alten Kasseler Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes, die im Schnitt 45 Nebeltage aufgezeichnet hat. Die neue Wetterstation, die seit einigen Jahren in Elgershausen steht, erfasst Nebeltage nicht mehr.
Aber was gilt als Nebeltag? „An einem Nebeltag ist zu einer beliebigen Zeit, unabhängig von seiner Dauer, Nebel aufgetreten. Das heißt, die horizontale Sichtweite betrug weniger als einen Kilometer“, so der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst. Eingeschlossen seien also auch solche Tage, an denen nur in den Frühstunden vorübergehend Nebel vorhanden ist, der sich vormittags aufgelöst hat.
Mit 45 Nebeltagen sei die Nebelneigung in Kassel im deutschlandweiten Vergleich „leicht überdurchschnittlich“, lautet das Urteil von Kesseler-Lauterkorn.
Nebel zieht bei Hochdruckwetter häufig in Kassel auf
Aber wir wollten es genauer wissen und haben mit Sebastian Egli von der Uni Marburg einen ausgewiesenen Fachmann für Nebelklimatologie befragt. Egli schreibt derzeit am Fachbereich Geografie seine Doktorarbeit über Nebel. Dazu analysiert er Satellitendaten. Auf diesen kann man theoretisch erkennen, wie sich der Nebel räumlich in Europa und Deutschland verteilt. „Der Knackpunkt ist aber, dass man anhand der Bilder nur Wolken sieht. Man kann aber nicht erkennen, ob sie auch den Boden berühren“, so Egli. Die Fläche der Stadt Kassel mache auf den Satellitenbildern vielleicht ein bis drei Pixel aus. Auf so einer Basis könne man keine zuverlässigen Aussagen treffen.
Was Egli aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass Kassel durch seine Lage häufiger von Strahlungsnebel betroffen ist. „Durch die Beckenlage gibt es weniger Wind und durch die Fulda mehr Feuchtigkeitseintrag.“ Strahlungsnebel werde durch kalte Hochwetterlagen begünstigt. Denn in klaren Nächten kühle die Erdoberfläche stärker aus. Sobald der Taupunkt unterschritten sei, kondensierten die Nebeltröpfchen.
Aber auch wenn Kassel vom Strahlungsnebel häufiger betroffen sei, gebe es insgesamt in Höhenlagen viel mehr Nebeltage, so Egli. „Das ist aber kein Strahlungsnebel, sondern tiefe Stratuswolken, die am Berg hängen bleiben.“ Also halten wir fest: In Kassel gibt es häufiger Nebel, wenn eigentlich Hochdruckwetter herrscht und in den Höhenlagen die Sonne scheint. Aber insgesamt können wir froh sein, dass Kassel nicht auf dem Brocken oder gar in den Alpen liegt. (Bastian Ludwig)
Ein skandinavisches Tief könnte extremes Wetter nach Deutschland und Kassel bringen. Weitere Nachrichten aus der Stadt erhalten Sie mit unserem Kassel-Newsletter.