Die Jagd in einem öffentlichen Park sei gleichwohl „nicht ganz einfach“, sagt der MHK-Gärtnermeister. Auch in der Dämmerung, wenn in der Regel gejagt werde, seien vereinzelt Jogger unterwegs. Zudem liefen trotz der Anleinpflicht immer wieder Hunde frei im Park herum. „Da muss der Jäger ein absolut eindeutiges Schussbild haben, bevor er schießt“, betont Pillert.
Auch Uwe Zindel, Leiter der Forstamts Wolfhagen, das für die Dönche mit zuständig ist, sagt: „Im innerstädtischen Bereich muss mit absoluter Vorsicht vorgegangen werden.“ In den Wäldern werde Schwarzwild derzeit intensiv bejagt, sagt Zindel. Hintergrund sei auch die Schweinepest, die in Ostdeutschland bereits angekommen sei. Um das Risiko einer Ausbreitung zu verringern, sei es derzeit besonders wichtig, die Bestände nicht zu groß werden zu lassen.
In innerstädtischen Bereichen wie der Dönche könne man die Jagd aber nicht beliebig verstärken. In der Regel würden Ansitzjagden mit mehreren Jägern in den frühen Morgenstunden organisiert. Wildschweine seien sehr schwer zu jagen. „Die sind clever und weichen aus, wenn sie merken, dass sie bejagt werden.“
In einem Waldstück an der Heinrich-Schütz-Allee, das zum Jagdgebiet der Stadt Kassel gehört, hat der zuständige Jäger kürzlich Buchenholzteer eingesetzt. Das stark riechende Mittel, das auf Bäume gestrichen wird, lockt Wildschweine an. Spaziergänger hatten sich gewundert, was es mit den schwarzen Bäumen und dem klappbaren Hochsitz direkt an einem Weg auf sich hat.
Nur ein paar Schritte hinter der Heinrich-Schütz-Allee in das Waldstück hinein steigt ein merkwürdiger, intensiver Geruch in die Nase, der an eine Mischung aus Metzgerei und Straßenbaustelle erinnert. Beim näheren Umsehen fallen mehrere schwarz angepinselte Baumstämme auf. Und ein klappbarer hölzerner Hochsitz wenige Meter neben dem Waldpfad. Diese Eindrücke boten sich in den vergangenen sonnigen Tagen Spaziergängern in der Dönche.
Offensichtlich ist ein Jäger in dem Waldstück aktiv, das unmittelbar an das Wohnquartier Holzgarten/Hasenstock angrenzt. Bei dem schwarzen Baumanstrich handelt es sich um sogenannten Buchenholzteer. Die Substanz, die als Nebenprodukt bei der Herstellung von Holzkohle entsteht, wird von Jägern als Lockmittel insbesondere für Wildschweine eingesetzt. Die Tiere werden durch den Geruch angelockt und reiben sich an den Bäumen. Dadurch können sie besser geschossen werden.
Das bestätigt die Stadt Kassel auf Anfrage der HNA. Während der Großteil der Dönche von Hessen Forst bewirtschaftet wird, fällt das Waldstück entlang der Heinrich-Schütz-Allee oberhalb des Helleböhnwegs in städtische Zuständigkeit. Die Jagd erfolge dort nach den gesetzlichen Vorschriften, insbesondere den Jagd- und Schonzeiten, sagte ein Sprecher.
Nach der Beschädigung von rund 100 Gräbern auf dem Westfriedhof im vergangenen Herbst seien die Jagdbemühungen rund um die Heinrich-Schütz-Allee und den Marbachsgraben verstärkt worden.
Die Lockstellen und der mobile Hochsitz würden vom Jagdpächter im Laufe des Jahres an verschiedenen Stellen im Jagdrevier eingesetzt, teilte der Rathaussprecher mit. Der von der Stadt beauftragte Jagdpächter im Revier Wahlershausen/Nordshausen wollte sich selbst gegenüber der HNA nicht äußern.
In dem gesamten Jagdrevier werde in der Regel im Rahmen der Ansitzjagd und selten als Pirschjagd gejagt. Sprich: Durch Auflauern des Wilds zum Beispiel auf einem Hochsitz und nicht als Treibjagd, etwa mit Hunden.
Auf die Frage, welche Besonderheiten bei der Jagd im innerstädtischen Bereich gelten, hieß es aus dem Rathaus: „Die Regeln zur Jagd unterscheiden sich nicht zwischen einem Wald im Außengebiet und einer innerstädtischen Fläche. Grundsätzlich sind dabei insbesondere die Regelungen zum Eigen- und Fremdschutz zu beachten.“ Befriedete Bereiche wie eingezäunte Grundstücke mit Wohngebäuden sowie Kleingartenanlagen seien von der Jagd jedoch ausgenommen. (Katja Rudolph)