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„Ich will Menschen verteidigen

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Von: Christina Hein

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Annika Seebach ist Anwältin in Kassel.
Will Frauen für den Anwaltsberuf begeistern: Annika Seebach ist Anwältin in Kassel. © Christina Hein

Die Juristin Annika Seebach wünscht sich mehr Frauen im Anwaltsberuf. Nur ein Drittel aller Anwälte sind Frauen und der Frauenanteil unter den Notaren beträgt sogar nur 15 Prozent. Für den Weltfrauentag lädt die Juristin deshalb zu einem Austausch ein.

Kassel. Wer sich unter einem Notar einen ernst blickenden Mann im Anzug mit ergrauten Schläfen, hinter einem schweren Schreibtisch sitzend, vorstellt, der reibt sich erstaunt die Augen: Annika Seebach widerspricht diesem Klischee in allem.

Sie begrüßt ihren Besuch gut gelaunt in ihrer Kanzlei, die von ihrer Liebe für Einrichtung und Ambiente geprägt ist. „Es ist mir ein Anliegen, dass sich die Klienten wohlfühlen und von der Umgebung nicht eingeschüchtert werden“, sagt sie.

All das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Annika Seebach (35) eine toughe Juristin mit einer beeindruckenden Karriere ist: Als die wohl Jüngste in Hessen hat die Fachanwältin für Erbrecht jetzt erfolgreich die notarielle Fachprüfung absolviert. Frauen, nicht nur junge, sind in dieser Profession selten. „Dafür gibt es überhaupt keinen Grund“, sagt Annika Seebach und möchte daran etwas ändern. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Frauenquote im Anwaltsberuf zu fördern. Es könne doch nicht sein, dass 50 Prozent aller Jurastudierenden Frauen, aber nur ein Drittel der Anwälte weiblich sind. Noch weniger Frauen gibt es unter den Notaren, da liegt der Anteil bei 15 Prozent. Über Befürchtungen, etwa dass die Freiberuflichkeit mit Familie unvereinbar sei, müsse gesprochen werden. Deshalb lädt die Kanzlei Seebach Frey & Partner für den Internationalen Frauentag am 8. März Juristinnen, Studentinnen, Referendarinnen und Schülerinnen zu einem hybriden Gespräch ein. „Neben spannenden Fällen und Vorträgen von Juristinnen freuen wir uns auf den Austausch mit Euch“, heißt es auf der Homepage.

Für die engagierte Frau hat alles mit einer negativen Erfahrung begonnen, die sie nach dem Abitur in ihrer Heimatstadt Bad Arolsen als Au-pair-Mädchen in New York gemacht hatte. „Schrecklich, was ich da erlebt habe“, blickt sie zurück. Aus ihrer Empörung wuchs der Entschluss: Ich studiere Jura und werde Anwältin. Ich will Menschen verteidigen.

Und diesen Plan zieht Seebach, Tochter eines Berufssoldaten, konsequent durch. „Wenn ich ein Ziel habe, ist sofort meine Energie aktiviert“, sagt sie. Auf das Studium in Göttingen mit Auslandssemester in Valéncia mit dem Schwerpunkt Internationales Recht, folgten Stationen und Referendariate in Gerichten und Verwaltung, in renommierten Kanzleien in Hamburg und New York. „Wieder in New York hat sich für mich der Kreis – dieses Mal auf angenehme Weise – geschlossen.“

Der Liebe wegen ist Annika Seebach wieder nach Nordhessen zurückgekehrt, arbeitet zunächst als junge Juristin in einer großen Kanzlei und gewinnt erste Einblicke in die Tätigkeit von Notaren. Sie erwirbt den Fachanwaltstitel und bereitet sich schon bald selber auf die schwierige notarielle Fachprüfung vor.

Ende 2019 gründet Annika Seebach ihre eigene Kanzlei. Ein Jahr später vergrößert sie sich, ein alter Studienfreund steigt als Anwaltskollege ein. Ein halbes Jahr später folgt der nächste Kollege. „Im August fängt endlich auch eine weitere Anwältin an“, sagt Annika Seebach: „Erst als Arbeitgeberin ist mir aufgefallen, dass es eine Herausforderung sein kann, Frauen für die Anwaltschaft zu gewinnen. Dabei ist es ein so spannender und abwechslungsreicher Beruf.“

Im Jahr 2020 wurde Annika Seebach nicht nur zur Fachanwältin ernannt, sondern sie heiratet auch ihren Freund, einen Ingenieur. Als Anwältin berät sie neben internationalen erbrechtlichen Streitigkeiten bundesweit auch Gesellschaften rechtlich. Erst vergangenes Jahr hat sie den Anteilsverkauf eines Start-ups an ein großes internationales Unternehmen begleitet.

Mit der Vergrößerung kam der Umzug. Seebachs neue Kanzlei Seebach Frey & Partner“ befindet sich nun in 400-Quadratmeter großen Altbauräumlichkeiten im Vorderen Westen.

Als Anwältin wird Seebach auch nach einer Bestellung zur Notarin weiterarbeiten. „Ich brenne dafür, mich für andere einzusetzen, ich liebe es, vor Gericht zu sein.“

Veranstaltung am 8. März: „Give a girl a robe and she can conquer the world“, 8. März, Fälle und Vorträge mit direktem Austausch. E-Mail: info@seebach-frey.de und seebach-frey.de

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