Kassel. Der Ausbau der Windkraft in Nordhessen wird nur mit regionalen Akteuren gelingen. Und nur wenn Firmen oder Bürgergenossenschaften aus der Region die neuen Windräder aufstellen würden, bleibe auch das damit verdiente Geld in Nordhessen.
Diese Einschätzung kommt von Andreas Helbig, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke AG. In Kassel wird am 21. März eine Energiegenossenschaft gegründet.
Seine Sichtweise habe nichts mit Kirchturmdenken zu tun, sagt Helbig. Denn nur regionale Aktivitäten zur stärkeren Nutzung der Windkraft würden „eine möglichst breite Mitsprache der Bürger, größtmögliche Akzeptanz und eine maximale Wertschöpfung für Nordhessen und seine Bewohner garantieren“.
Der Chef des größten nordhessischen Kommunalversorgers betont, dass der Nutzen für die Menschen in der Region im Vordergrund stehen müsse. Sonst sei mit keiner Akzeptanz von neuen Windkraftanlagen zu rechnen. International oder deutschlandweit aktive Windprojektentwickler würden für Geldanleger deren Profite maximieren. Das zeige die häufig beworbene Renditeerwartung von bis zu neun Prozent. Das sei in den meisten Fällen unrealistisch. Zudem hätten die Menschen in Nordhessen nichts von solchen Projekten. Den Projektentwicklern sei egal, von wo das Geld kommt. Das bedeute, dass die Profite aus der Region abfließen. Teil des Geschäftskonzeptes vieler Projektentwickler sei, nach Bauabschluss und Anlaufphase die Anlagen zu verkaufen.
Die Menschen, in deren Nachbarschaft die Windräder gebaut würden, hätten dann nur geringe Chancen, von den Anlagen zu profitieren. „Unser Ansatz ist, die Bürger in der Region finanziell und auch bei den Standortentscheidungen einzubinden“, sagt Helbig. So bleibe das Geld in der Region und stärke die Wirtschaftskraft.
Bürgerenergiegenossenschaften, wie sie derzeit überall in der Region entstünden, seien ideale Partner. So könnten sich Bürger an den Anlagen beteiligen, die vor ihrer Haustür stehen und finanziell davon profitieren. In Kassel soll am Donnerstag, 21. März, um 18 Uhr im Bürgersaal des Rathauses eine solche Genossenschaft gegründet werden.
Nordhessische Stadtwerke als Partner der Genossenschaften würden langfristig arbeiten. „Wir können und wir wollen nicht weglaufen“, erläutert Helbig den Unterschied zu Projektgesellschaften.
Von Jörg Steinbach