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1800 Menschen bei Maikundgebung des DGB in Kassel: „Wir sind keine Bettler“

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Von: Katja Rudolph

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Voller Königsplatz: In Kassel fand eine der beiden hessischen Hauptkundgebungen zum Tag der Arbeit statt.
Voller Königsplatz: In Kassel fand eine der beiden hessischen Hauptkundgebungen zum Tag der Arbeit statt. © Andreas Fischer

Deutlich mehr Zulauf als zuletzt gab es bei der Maikundgebung des DGB in Kassel. Mehr als 1800 Menschen versammelten sich auf dem Königsplatz.

Kassel – Für seine Rechte kann man nicht früh genug eintreten: „Weniger Schule, mehr Freizeit“, hieß auf einem Plakat, das der jüngste gewerkschaftliche Nachwuchs bei der DGB-Kundgebung zum 1. Mai auf dem Königsplatz entrollte. Auf der Hauptbühne zeigte man sich ebenso kämpferisch für die Arbeitnehmerrechte.

Im Eifer des Gefechts sprach Hauptredner Michael Rudolph versehentlich sogar von der „Vier-Stunden-Woche“, was für Erheiterung sorgte. „Wir fangen mal mit der Vier-Tage-Woche an“, korrigierte sich der Vorsitzende des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, „und dann schauen wir weiter.“ Die Menschen hätten zwar „Bock auf Arbeit“, sagte Rudolph, wünschten sich aber auch Zeit für Familie und mehr Flexibilität.

Zuletzt haben die Gewerkschaften mit dem Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst viel für die Beschäftigten erreicht. In anderen Branchen wird noch gekämpft. Das mag zum großen Zulauf am Tag der Arbeit beigetragen haben: Geschätzte 1800 Menschen versammelten sich auf dem Königsplatz. Nach der Kritik an den jüngsten massiven Auswirkungen von Arbeitsniederlegungen verteidigte der DGB-Chef das Streiken als demokratisches Grundrecht, ohne dass Verhandlungen zu kollektiver Bettelei verkämen. „Wir sind keine Bettler“, rief Rudolph.

Von den ausgehandelten Tariflöhnen profitieren längst nicht mehr alle. Nur noch die Hälfte der Beschäftigten werde nach Tarif bezahlt, so der Gewerkschaftschef: „Das ist Lohnraub.“ Ebenso kritisierte er, dass Hessen kein Tariftreuegesetz habe. Öffentliche Aufträge dürften also auch an Unternehmen vergeben werden, die Billiglöhne zahlten, erklärte Rudolph: „Das ist Lohndumping mit unseren Steuermitteln.“

Laund Farag von der DGB-Jugend forderte einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz und bessere Bedingungen in Berufsschule und Betrieben. „Bei uns in der Akademie regnet es seit Jahren rein, da stehen dann Eimer rum“, sagte der 20-Jährige, der bei VW arbeitet.

Leider erlebe man derzeit eine Abwertung der Ausbildung, so Farag. „Das Entgelt reicht in vielen Ausbildungsberufen nicht mal zum Leben.“ Und ohne Studium seien bestimmte Stellen und Entgeltgruppen ohnehin nicht erreichbar. „Das ist skandalös.“ (Katja Rudolph)

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