Leon Haug (21) lernt an der Knipping-Schule Maßschneider für Damenoberbekleidung. Dort hat er auch sein Abitur gemacht. Davor hat er die Gesamtschule Fuldatal besucht. Leon Haug wohnt in einer WG in Kassel-Bettenhausen.
Jeder vierte junge Erwachsene von Armut bedroht
Kassel – In Deutschland ist jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene von Armut bedroht. Das ist das Ergebnis der jüngsten Bertelsmann-Studie. Die Kinderarmutsquote bezeichnet den Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, die Leistungen nach dem SGB II – jetzt Bürgergeld – erhalten. Auffallend ist der hohe Anteil junger Erwachsener bis 25 Jahre. Laut Studie hat diese Altersgruppe in allen Bundesländern das höchste Armutsrisiko. In beiden Fällen ist die Kassel-Quote mit 28 Prozent bei Kindern und Jugendlichen beziehungsweise elf Prozent bei jungen Erwachsenen die höchste in Hessen.
„Diese Werte stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der landesweiten Verteilung von Schutzsuchenden“, heißt es dazu auf Anfrage aus dem Kasseler Rathaus. In Relation zur Einwohnerzahl habe Kassel erheblich, teilweise über dreimal, mehr Schutzsuchende aufgenommen, als alle anderen hessischen Großstädte.
Die Corona- und die Energiekrise hätten das Problem noch verschärft.
„Kinderarmut ist nicht hinnehmbar“, erklären dazu die Kinder- und Jugenddezernentin Nicole Maisch und Bürgermeisterin Ilona Friedrich, die außerdem Sozialdezernentin ist: „Die häufigste Ursache für Kinderarmut ist die Arbeitslosigkeit der Eltern.“ Auch Alleinerziehenden stehe oft nicht genug Geld zur Verfügung. Auch trete Kinderarmut gehäuft in Familien mit drei oder mehr Kindern auf, vor allem, wenn nur ein Elternteil erwerbstätig ist.
Zwar lasse sich die Höhe der Transferleistungen durch eine Kommune „zumindest kurz- und mittelfristig nicht beeinflussen“, so die Dezernentinnen, „aber die Stadt Kassel bekämpft die wachsende Kinderarmut in vielfältiger Weise.“
Viele innovative Projekte in den Bereichen Arbeit, Soziales, Bildung und Gesundheit seien und werden auf den Weg gebracht. Im Herbst wurde der Kasseler Pakt gegen Armut gegründet, der die lokalen Förderpotenziale der Armutsbekämpfung vernetzt und koordiniert, um sie zielgerichtet einsetzen zu können“, so Friedrich, die den Pakt initiiert hatte.