Kassel. Die nordhessische Wirtschaft ist gut ins neue Jahr gestartet und sieht nach einer verhaltenen Einschätzung im Herbst wieder mehr Licht als Schatten für die nahe Zukunft.
Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg hervor. Demnach wird für das Gesamtjahr ein Wachstum von einem Prozent erwartet, nach 1,5 im vergangenen Jahr. Der IHK-Klimaindex, der die aktuelle Lage sowie die Erwartungen für die überschaubare Zukunft abbildet, ist gegenüber dem Herbst um 0,4 auf 111,5 Punkte gestiegen. Das ist zwar ein gutes Ergebnis, vom Spitzenwert von Anfang 2014, als 112,9 Punkte vergeben wurden, ist er aber weit entfernt.
Grund für die etwas eingetrübte Stimmung ist die politische Großwetterlage – insbesondere die Situation in der Ukraine und die Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die deutsche Unternehmen besonders hart treffen. Erschwerend hinzu kommt die schwächelnde Wirtschaft in der Euro-Zone. Nach Einschätzung der IHK gibt es aber auch innenpolitische Hemmnisse. So hielten sich die Unternehmen wegen der Wirtschaftspolitik der Großen Koalition bei Investitionen zurück. Zwar gaben 80,4 Prozent der befragten Unternehmen an, mehr oder gleich viel investieren zu wollen. Vor einem Jahr taten dies aber noch 86,3 Prozent.
Allerdings es gibt aus Sicht der IHK auch positive Impulse. Die Binnennachfrage sei gut. Der stark gesunkene Ölpreis entlaste die Wirtschaft um Millionen, und der schwache Euro begünstige die Exporte. 36 (Vorjahr: 34,4) Prozent der befragten Unternehmen erwarten ein besseres Ausfuhrgeschäft. 53,5 (53,8) Prozent gehen von einer gleichbleibend guten Entwicklung aus.
Große Beschäftigungsimpulse aus Industrie, Handel, Dienstleistung, Bauwirtschaft und Kreditgewerbe erwartet die Kammer unterdessen nicht. Sie sieht eine Stabilisierung der aktuell guten Lage auf hohem Niveau. 86,4 Prozent der Betriebe glauben an einen leichten Anstieg der Mitarbeiterzahlen oder eine Stagnation. Anfang 2014 waren es 87,1 Prozent – also kaum Bewegung.
Die Industrie schätzt die künftige Entwicklung als gut ein. Mit 87,1 (87,4) Prozent ist die Zahl derer, die bessere oder gleichbleibend gute Geschäfte erwarten, faktisch unverändert. Dagegen glaubt die Bauwirtschaft tendenziell an eine bessere Auftragslage. 83,3 (76,9) Prozent erwarten eine günstigere oder eine gleich bleibend gute Entwicklung (weitere Branchen siehe Hintergrund).
Von José Pinto