Wegfall der Linie 7: Kassel-Wolfsanger fühlt sich vom ÖPNV abgehängt

Ohne Fahrer herrscht Stillstand: Das gilt zumindest auf der KVG-Linie 7 zwischen den Haltestellen „Kirche Wolfsanger“ und „Wolfsanger“ in Kassel.
Kassel – Mangels Personal wird die Endhaltestelle der Tram seit 2. Januar nicht mehr angefahren, außer an den Abenden und sonntags. Gerade für ältere Menschen, die nicht mobil sind, bedeutet das eine herbe Einschränkung. Die Anwohner am Ende der Fuldatalstraße, beispielsweise in der Terrasse, fühlen sich abgehängt. Wieder einmal – so der Tenor in der Ortsbeiratssitzung Wolfsanger.
„Die Bürger verstehen diese Entscheidung nicht. Besonders für Ältere mit schweren Einkäufen ist sie ein Problem“, bringt es Ortsvorsteher Helmuth Brehm (SPD) auf den Punkt. Die Anwohner klagen, ihre Einkäufe aus dem Edeka-Markt nun von der Haltestelle an der Kirche einen gut 700 Meter langen Fußweg nach Hause schleppen zu müssen – für viele kaum möglich. Sie fordern einen Ersatzverkehr zwischen der Endhaltestelle und dem Edeka-Markt an der Ecke Fuldatalstraße/Wolfsgraben.
Der Betriebsleiter der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG), Uwe Raschke, und der Sachbereichsleiter für Fahr- und Dienstplanung, Jörg Bader, betonten in der Sitzung, dass die Einschränkung der Linie 7 eine Übergangslösung sei. „Wir wollen eine Rückkehr zum Normalbetrieb“, sagt Raschke, der mit Bader deutlich machte: „Die Entscheidung ist keine Frage des Geldes, sondern akuter Fachkräftemangel.“
Man suche händeringend Bus- und Bahnfahrer, deutschlandweit. Es seien jedoch keine auf dem Markt zu bekommen. Hinzu kämen zahlreiche Krankmeldungen. Deshalb habe man das Angebot angepasst und mehrere Linien im gesamten Netz ausgedünnt, um ein verlässliches Angebot machen zu können.
Für die Wolfsangerer heißt das: Die Linie 7 fährt nicht mehr durchgängig zwischen Mattenberg und ihrem Stadtteil. Sie wurde, da weniger Bahnen unterwegs sind, mit der Linie 5 zusammengelegt und verkehrt nur noch bis Königsplatz, wo es Umstiege in andere Bahnen gibt. Die beharrliche Nachfrage, welche Einsparungen es bringe, die Endhaltestelle nicht mehr anzufahren, beantworteten die KVG-Mitarbeiter mit dem Stichwort „Wendezeiten“. Sechs Minuten brauche ein Fahrer dafür.
Würde die Bahn bis zur Endhaltestelle fahren und zurück, koste das zwei Minuten. Demnach verblieben vier Minuten – zu wenig für den Umstieg des Fahrers und um Verspätungen auszugleichen. Um das umzusetzen, sei eine zusätzliche Bahn und mehr Personal nötig, das es nicht gebe.
Nicht nur die Bürger, sondern auch die Ortsbeiratsmitglieder fordern eine Lösung für die missliche Lage – sprich: einen Ersatzverkehr. Der stellvertretende Ortsvorsteher Holger Augustin (CDU) beharrt darauf, dass die KVG älteren Menschen, die in der Terrasse leben und derzeit nicht mehr zum Einkaufen kommen, ein Angebot zu festen Zeiten machen müsse – sei es in Form eines Anrufsammeltaxis oder eines anderen Shuttles. Brehm betont: „Wir brauchen ein Signal.“
Auch hier verwiesen Raschke und Bader einmal mehr auf Personal, das für Pendelverkehre gebraucht werde, versprachen aber, die Idee zu prüfen. Ilona Börner (SPD) betont: „Das ist nicht endgültig ausreichend, aber ein Lösungsansatz.“