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„Wütend über Ignoranz“: Fleischermeister sauer über Radbügel vor Laden

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Fleischermeister Jens Jonsson kritisiert die Stadt, die Fahrradbügel vor sein Geschäft in der Frankfurter Straße installieren will.
Fleischermeister Jens Jonsson kritisiert die Stadt, die Fahrradbügel vor sein Geschäft in der Frankfurter Straße installieren will. © Andreas Fischer

Ein Facebook-Post, in dem Fleischermeister Jens Jonsson gegen Fahrradbügel vor seinem Geschäft an der Frankfurter Straße in Kassel protestiert hat, geht um.

Kassel – Fleischermeister Jens Jonsson ist richtig sauer. Am Dienstag dieser Woche wurden vier Parkplätze vor seinem Geschäft an der Frankfurter Straße in der Südstadt gesperrt. Nicht nur vorübergehend. Denn hier sollen neue Fahrradständer installiert werden. Das hat Jonsson von den Bauarbeitern erfahren, nicht von der Stadt.

Und das ärgert den 53-jährigen Geschäftsmann ganz besonders. Deshalb hat er seinen Unmut am Dienstag umgehend bei Facebook durch einen Post kundgetan. Dort hat er unter anderem geschrieben: „Eigentlich bin ich in meiner geliebten Stadt gerne Unternehmer. Aber heute bin ich vor allem wütend über die Ignoranz und Unprofessionalität, mit der die Stadt Kassel entgegen den Interessen von Geschäftsleuten in der Südstadt agiert.“

In dem Post schreibt Jonsson auch, dass die meisten seiner Kunden zu Fuß oder mit dem Auto kommen. Und nur 50 Meter weiter in beide Richtungen sowie in den Seitenstraßen seien bereits ausreichend Fahrradständer vorhanden. Die würden aber nur selten genutzt.

Fleischermeister protestiert gegen Radbügel in Kassel

So wie Jonsson denken wohl viele. Bis Donnerstagabend, 18 Uhr, ist sein Post bereits 1741 Mal geteilt worden. „In ganz Kassel werde ich auf den Beitrag angesprochen“, sagt Jonsson am Donnerstagmittag gegenüber der HNA. Alle, mit denen er über die Radständer gesprochen hat, stimmten seiner Kritik zu. Die Stadt hat seiner Ansicht nach, die Radständer „wie mit einer Gießkanne verteilt“. „Da ist nichts Überlegtes dran“, sagt Jonsson. „Ich habe das Gefühl, in Kassel sollen die Parkplätze mit der Brechstange vernichtet werden.“

In seinem Post spricht er auch direkt Selina Holtermann, Ortsvorsteherin der Südstadt, an. „Leider haben weder Sie noch andere Vertreter der Stadt Kassel das Gespräch mit mir gesucht“, schreibt Jonsson.

Holtermann hat seit der Veröffentlichung des Posts einige Beschwerden von Gewerbetreibenden zu hören bekommen. Allerdings kaum Zustimmung für die neuen Radständer. „Leute, die das toll finden, halten sich zurück“, sagt Holtermann. Sie verweist darauf, dass der Ortsbeirat im Oktober 2022 die Aufstellung der Radständer in der Südstadt einstimmig beschlossen hat. Ansonsten werde sich die Stadt Kassel zu dem Thema äußern.

Frankfurter Straße in Kassel: „Wer hier Rad fährt, ist lebensmüde“

Eine Presseanfrage zu den Radständern hat die Stadt am Donnerstag nicht beantwortet. Man werde sich bis Freitagmittag dazu äußern, so ein Stadtsprecher.

Nicht nur Jonsson ist über die geplanten Ständer wütend. Auch Albert Rieb-Löwenstein, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite den gastronomischen Betrieb „Simply Bowl“ betreibt. Vor seiner Tür wurden ebenfalls die Parkplätze gesperrt. Am Mittwoch wurden die ersten Löcher für die Radständer gebohrt. Nachdem die Bauarbeiter ein Internetkabel beschädigt hätten, seien sie abgehauen. Seitdem sei auf der Baustelle nichts mehr passiert, sagt Rieb-Löwenstein, der selbst Radfahrer ist.

Kein Bedarf? Diese alten Radständer befinden sich etwa 100 Meter von der Metzgerei Jonsson entfernt.
Kein Bedarf? Diese alten Radständer befinden sich etwa 100 Meter von der Metzgerei Jonsson entfernt. © Fischer, Andreas

Die Entscheidung der Stadt, an dieser Stelle Radständer zu installieren, könne er nicht nachvollziehen. „Hier auf der Frankfurter Straße fährt so gut wie keiner Fahrrad. Wer hier Rad fährt, ist lebensmüde. Und die Bürgersteige sind viel zu eng.“ Darüber hinaus würden sich im Hinterhof für die Bewohner 30 Fahrradstellplätze befinden, sagt der Geschäftsmann.

Kasseler Fleischermeister verzeichnet 70 Prozent Umsatzeinbußen

Er verweist zudem auf die Fahrradstraße (Menzel- und Landaustraße) in direkter Nachbarschaft. Dort seien ausreichend Radständer vorhanden. Seitdem die Parkplätze vor seiner Tür gesperrt seien, habe er Umsatzeinbußen.

Das geht Fleischermeister Jonsson genauso. Am Dienstag habe er einen Einbruch von 70 Prozent gehabt. Seitdem er den Beitrag bei Facebook gepostet habe, hätten sich viele Leidensgenossen bei ihm gemeldet. „Nur gemeinsam können wir diesen Wahnsinn stoppen“, hat Jonsson am Ende seines Posts geschrieben. (use)

Immer wieder werden in Kassel Fahrradständer aus ihrer Verankerung gerissen. Die Stadt Kassel will Anzeige erstatten.

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