Wenig Interesse an Landesgeld für Ausbildung von Hauptschülern

Kassel. Mit einer Radiokampagne wirbt das hessische Wirtschaftsministerium um Betriebe, die Ausbildungsstellen für Hauptschüler schaffen sollen.
Anreiz soll ein Förderprogramm bieten, das Betrieben für das erste Lehrjahr bis zu 50 Prozent der Ausbildungsvergütung und im zweiten noch einmal bis zu 25 Prozent beisteuert. Doch im Regierungspräsidium Kassel, das sich hessenweit um die Förderung kümmert, ist die Nachfrage bislang überschaubar.
„Es läuft zäh an“, sagt Michael Conrad, Pressesprecher des RP, auf HNA-Anfrage. Zweieinhalb Wochen nach Start des Programms seien aus ganz Hessen erst 15 Anträge eingegangen. Dabei sollen bis zum Ablauf der Frist am 31. März etwa 700 Ausbildungsplätze auf diese Weise geschaffen werden. Für so viele Stellen steht Geld bereit.
2011 Interesse größer
Als das Programm vor zwei Jahren schon einmal gestartet wurde, sei das Interesse in der Phase größer gewesen, sagt Conrad. Über die Gründe für die bisherige Zurückhaltung der Firmen könne er nur spekulieren.
Die Handwerkskammer Kassel hat eine Erklärung. „Das Programm ist zwar gut, aber die Frist endet zu früh“, sagt Sprecherin Barbara Scholz. Bis Ende März hätten Betriebe und ausbildungswillige Schüler oft noch nicht zusammengefunden. Die Vorlaufzeit für die Besetzung von Ausbildungsstellen sei vor allem bei kleineren Betrieben nicht so lang. Eine Entscheidung über die Frage, ob und wie viele Auszubildende eingestellt würden, falle häufig erst ab Frühjahr. Den Betrieben käme es entgegen, wenn die Frist verlängert würde.
Aus Sicht des Wirtschaftsministeriums besteht kein Anlass, die Frist infrage zu stellen. Bei einem regulären Ausbildungsbeginn am 1. August sei die Ausbildungsfrage Ende März sehr wohl akut, sagt Wolfgang Harms, Sprecher des Ministeriums. Zudem solle die Förderung dazu dienen, dass sich kleinere Betriebe früher als bisher für Ausbildung entscheiden. Die Kammern hätten bei der Einführung des Programms ebenfalls keine Zweifel an der Frist geäußert.
Der frühe Termin beuge zudem vor, dass Hauptschüler zu „Restschülern“ werden, sagt Harms. Denn häufig würden Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsstellen zunächst nach Realschülern suchen und erst nach erfolgloser Suche auf Hauptschüler ausweichen.
Von Bastian Ludwig