1. Startseite
  2. Kassel

„Zirkus des Horrors“ unterhält nervenstarke Zuschauer auf der Schwanenwiese

Erstellt:

Kommentare

Heizt dem Publikum höllisch ein: Der „Zirkus des Horrors“ gastiert in Kassel.
Heizt dem Publikum höllisch ein: Der „Zirkus des Horrors“ gastiert in Kassel. © Dieter Schachtschneider

Bei dem „Zirkus des Horrors“ in Kassel brauchen Zuschauer ein starkes Nervenkostüm - Furcht, Fremdscham und Provokation mussten sich 500 Kasseler stellen.

Kassel – Normalerweise sorgen Zirkus-Shows mit ihren waghalsigen Darbietungen für ordentlich Spannung, Nervenkitzel und Staunen. Für die Romanza Circusproduction ist das aber anscheinend nicht genug. Bei ihrem „Zirkus des Horrors“ müssen die Zuschauer zusätzlich Furcht, Fremdscham und Provokation standhalten.

Ungefähr 500 tapfere Kasseler stellten sich am Freitagabend im rot-schwarzen Zirkuszelt auf der Schwanenwiese ihren Ängsten und erlebten bei der Show „Infernum – Das Höllenfeuer“ neben beeindruckender Akrobatik, an die Grenzen der Geschmacklosigkeit stoßender Komik, sinnlichen Tänzen und nahegehenden Horror auch mit, wie der Teufel höchstpersönlich mithilfe seiner Dämonen die Weltherrschaft an sich reißt.

Obwohl Lucifer, typisch mit Teufelshörnern, riesigen Ohren, Klauen und grässlicher Grimasse, am grauenerregendsten aussieht, sind es vor allem seine Dämonen, die das Publikum in Schrecken versetzen. Während sich die Zuschauer bei der anmutigen Performance des weißen Engels Eloa, die den Abend über wegen ihres machtvollen Amuletts von den Höllenkreaturen verfolgt wird, noch in Sicherheit wiegen, wird ihnen bei den folgenden Vorführungen ganz anders zumute.

Die Darsteller heizen dem Publikum ordentlich ein
„Zirkus des Horrors“ in Kassel. © Schachtschneider, Dieter

„Zirkus des Horrors“: Darbietungen bringen Zuschauer an ihre Grenzen

Besonders bei der Darbietung von Mr. Extrem, der sich einen Haken durch die Zunge schiebt und damit zwei Personen aus dem Publikum durch die Manege zieht, sind die Besucher sprachlos. Eine der von ihm Gezogenen schüttelt ungläubig den Kopf. Als sei das nicht schon verstörend genug, zückt der volltätowierte Mann in schwarzem Leder plötzlich ein Messer und schneidet sich einige Zentimeter tief ins Fleisch. Seinen blutüberströmten Arm präsentiert er stolz den ersten Reihen. Einige drehen sich mit schmerzverzerrtem Gesicht weg. Eine Warnung gibt es nicht.

Bald kann das Publikum sich von seinem Schock erholen, denn der Höllenclown Andromalius betritt die Bühne – und zwar mit einem lauten Rülpsen. Den Abend lang werden seine Auftritte auch nicht mehr geschmackvoller. Erst lässt er Personen aus dem Publikum ins Mikrofon stöhnen, dann terrorisiert er Zuschauer mit seinem Dildo, und zuletzt stellt er sich nach einem missglückten Zauberspruch vom dämonischen Kollegen Barbatos als Anus der Liebesengel vor. Als er in den Reihen nach Opfern zum Bloßstellen sucht, gibt das Publikum alles, um nicht von ihm auserwählt zu werden.

Die Momente, in denen das Publikum begeistert mitfiebert, überwiegen jedoch. Besonders das Rad des Todes, bei dem sich zwei Akrobaten in halsbrecherischer Höhe auf und in zwei Rädern bewegen, wird mit lautem Applaus geehrt. Ordentlich eingeheizt wird den Kasselern beim großen Feuer-Finale. Mit heulenden Motorrädern, Feuerspuckern und erotischen Tänzen feiern die Dämonen die errungene Weltherrschaft. Das Kasseler Publikum feiert mit Ovationen im Stehen und minutenlangem Klatschen mit.

Bis zum 16. April auf dem Messeplatz Schwanenwiese, Kassel. Tickets (ab 28,50 Euro) gibt es an der Abendkasse oder unter zirkusdeshorrors.de/infernum/ (Adriana Strehl)

Auch interessant

Kommentare