App statt Audioguide: Hessen Kassel Heritage schafft Leihgeräte ab

Die Hessen Kassel Heritage (HKH) schafft ihre Audioguides ab. Besucher sollen stattdessen ihre Smartphones nutzen. Allerdings gibt es für die nicht überall Internetempfang.
Kassel – Die Audioguides werden künftig durch die App „100 Meisterwerke“ ersetzt. Zuletzt wurde 2022 die Ausstellung „Arnold Bode unframed“ mit Audioguides angekündigt.
Museumsbesucher Rolf Römer findet sowohl die schlechte Kommunikation als auch die Entscheidung gegen Audioguides problematisch. Deshalb hat er sich per E-Mail an Hessen Kassel Heritage – bisher die Museumslandschaft – und die HNA gewandt, mit der Bitte, Audioguides wieder einzuführen. Dafür führt Rolf Römer mehrere Gründe an. Die App sei „unvollkommen“ und an verschiedenen Standorten sei der Handyempfang „miserabel“. Außerdem würden „nicht-Handy-affine Besucher“ ausgeschlossen. Wegen der Abschaffung würden weniger Menschen die erläuternden Medien nutzen.
„Das Ziel von Museen sollte sein, mehr Leuten Kunst zugänglich zu machen“, sagt Römer im Gespräch mit unserer Zeitung. Die App „100 Meisterwerke“ hält er für inhaltlich in Ordnung, Texte und Erläuterungen seien gut. Das Problem sieht er in der Umsetzung vor Ort.
Im Selbstversuch in der Neuen Galerie hat sich die App als unfertiges Produkt herausgestellt – es gibt noch viele Probleme. Zunächst wird im Eingangsbereich weder auf die App hingewiesen, noch auf das hauseigene W-Lan-Netzwerk. Das Netz heißt „Telekom“ – den Namen verbindet man nicht gleich mit einem Museum. Hat man die App über das Menü des Browsers heruntergeladen, kann es losgehen.
Die Menüführungen sind leider umständlich und die App langsam. Im Obergeschoss sind sowohl Mobilfunk als auch W-Lan gut empfangbar. Im Erdgeschoss wird es allerdings instabil, je nach Raum. An den Kunstwerken sind teilweise Audioguide-Nummern vermerkt. Über diese Nummern lassen sich die Kunstwerke in der App allerdings nicht finden, sondern nur über die Volltextsuche. Nicht bei allen mit Audiohinweis versehenen Kunstwerke findet man auch die entsprechende Sprachdatei in der App.

Auch die als „Routen“ beworbenen Zusammenstellungen von Kunstwerken sind alles andere als fertig, denn eine Wegbeschreibung zum nächsten Kunstwerk in der Liste gibt es nicht.
Mittlerweile hat Rolf Römer eine Antwort von der HKH erhalten. Die Argumentation sei nicht kundenorientiert, sagt er. Die Abschaffung der Audioguides werde nur aus Sicht der Organisation begründet, aber nicht, warum die Vermittlung per App für die Besucher besser sei. Dabei müsse das Museumsangebot möglichst niederschwellig sein, findet er.
Das sagt die HKH: „Attraktives Angebot für Besucher“
Die HKH räumt technische Schwierigkeiten bei der App ein, diese seien jedoch behoben worden. Noch im Laufe des Mai soll die App in Appstores verfügbar sein und dann eine vereinfachte Menüführung haben, sagte eine HKH-Sprecherin. Die App werde verbessert und mehr Routen, Videos und Audios erhalten. Wann Leihgeräte angeschafft werden, sei offen.
Die W-Lan-Abdeckung sei schwierig, weil nicht überall in den Museen Internetleitungen verlegt werden könnten. Außerdem sei die Abschaffung der Audioguides mitgeteilt worden, die App werde auch mit Aufstellern im Kassenbereich beworben.
Mit der 100-Meisterwerke-App könne HKH aktuelle Themen direkt aufgreifen und mit der Auswahl ein ansprechendes Angebot für unterschiedliche Interessengruppen schaffen. Bei Audioguides sei das nur unter hohen Kosten und Aufwand möglich.