100 Tage Kunst in Kassel: 15 Gründe, warum wir uns auf die documenta fifteen freuen

Für 100 Tage wird die Kunstwelt zu Gast in Kassel sein und die documenta betrachten. Die Stadt verwandelt sich in eine internationale Kunstmetropole.
15 Gründe, warum wir uns auf die documenta fifteen freuen.
1. Weil es der Stadt guttut, wenn die ganze Welt auf einen schaut – auch wenn es nur die Kunstwelt ist. In den Straßen hört man nicht nur Deutsch und Englisch, sondern Sprachen von überall. 100 Tage lang ist die Welt zu Gast bei Freunden.
2. Weil es schön ist, nach den 100 Tagen wieder die Stadt im vermeintlichen hessischen Niemandsland zu sein, der man in Berlin, New York und Jakarta keine Beachtung schenkt. Welche Stadt außer Kassel ist Provinzstadt und Metropole in einem?
3. Weil jede documenta auch für Einheimische mit Entdeckungen in der eigenen Stadt verbunden ist. Oder wer war zum Beispiel schon mal im Inneren des Rondells? Eben!
4. Weil es Spaß macht, sich zu fragen, ob das eigentlich Kunst ist, was man da sieht, oder doch etwas, das jemand bloß hat liegenlassen. Rätsel warf nun zum Beispiel ein Zelt auf dem Friedrichsplatz auf. Auf dem stand, dass nicht alles Lumbung sei – und damit nicht alles mit dem Prinzip der Weltkunstausstellung zu tun hat. Kunst? documenta-Kunst? Oder Müll? Wobei ja auch Müll auf der documenta fifteen Kunst ist. Alles ein großes Rätsel.
5. Weil es nach mehr als zwei Jahren Corona etwas gibt, das den Eindruck vermittelt, das Leben habe doch noch mehr zu bieten als Inzidenzwerte, den Mund-Nasen-Schutz und die Boosterimpfung. Der documenta gelingt etwas Außergewöhnliches: Sie lenkt die Blicke auf die Missstände der Welt, zugleich lenkt sie aber auch ein bisschen ab von den Krisen, die die Welt beherrschen.
6. Weil es endlich mal wieder einen triftigen Grund gibt, dass Freunde aus Deutschland und der Welt nach Kassel kommen, um gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Herzlich willkommen.
7. Weil sie die Menschen an den Fluss und damit an die Fulda zieht, die in Kassel generell ein bisschen kurz kommt. Noch fehlt eine zündende Idee, die Fulda ordentlich ins Stadtgeschehen einzubinden. Vielleicht kommt diese zündende Idee ja in den nächsten 100 Tagen.
8. Weil wir Teil einer großen Party sind, wenn wir das Kuratorenkollektiv Ruangrupa richtig verstanden haben.
9. Weil wir viel lernen werden – und das nicht nur im Fridericianum, das zu einer Art Schule umfunktioniert worden ist. Wenn wir offen sind für all das, was uns präsentiert wird, dann wird das unseren Horizont weit über Nordhessen hinaus erweitern. Seien wir einfach mal neugierig, wobei wir natürlich auch Dinge hinterfragen sollten.
10. Weil wir nach vielen Jahren mal wieder im Hallenbad Ost reinschauen werden. Allerdings ohne Handtuch und Badehose.
11. Weil man sich von den documenta-Besuchern aus aller Welt Fashiontrends abschauen kann. Bereits während der Pressekonferenz sind Männer in Röcken und mit großen Ohrringen aufgefallen. Eine Trendprognose? Fest steht schon jetzt: Schwarz als Farbe der Kreativen ist passé, mit Lumbung wird es bunt. Die documenta macht aus Kassel noch keine Modemetropole, aber sie kann uns 100 Tage lang inspirieren.

12. Weil die Menschen aus Kassel, die mitunter gern mähren und meckern, jetzt schon gefühlt bessere Laune haben. Es gibt kaum Leute, die sich nicht auf die documenta freuen. Es liegt einfach Lebensfreude in der Luft.
13. Weil die documenta die Stadt nicht nur in künstlerischer Hinsicht reicher macht. Auch die Geschäfte und die Gastronomie profitieren von den Gästen aus aller Welt.
14. Weil wir uns – anders als vor fünf Jahren mit der Außenstelle Athen – diesmal wieder ganz auf den echten und einzigen Standort der Weltkunstausstellung konzentrieren können: Kassel.
15. Weil dieses Mal alles anders wird. Bei der documenta fifteen setzt das indonesische Kuratorenteam auf Künstlerkollektive aus aller Welt statt auf große Namen. Im Mittelpunkt stehen dynamische Prozesse und Interaktion. Die d15 wird anders als ihre 14 Vorgänger. Wir sind schon sehr gespannt!