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documenta-Gründer Arnold Bode: Er öffnete Kassel die Welt

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Von: Bastian Ludwig

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Arnold Bode posiert vor dem Herkules in Kassel.
Visionär: Arnold Bode schenkte Kassel mit der Erfindung der documenta ein Weltereignis. © Archiv

Zu Lebzeiten haben sie etwas Besonderes für Kassel getan. Auf den Friedhöfen wird ihnen deshalb ein Ehrengrab gewidmet. In einer Serie beleuchten wir die Geschichten einiger der 71 Persönlichkeiten. Heute documenta-Begründer Arnold Bode.

Aktualisiert am 27. April 2017 um 10.49 Uhr - Als Kassel noch in Trümmern lag, hat der Sohn eines Zimmermanns den Aufbruch eingeläutet. Was Arnold Bode als künstlerisches Beiprogramm zur Bundesgartenschau 1955 konzipierte, sollte sich zur Weltkunstschau entwickeln: der documenta. Der 1900 in Kassel geborene Bode hat damit maßgeblich das heutige Selbstverständnis der Stadt in Nordhessen geprägt. Er liegt seit 1977 auf dem Hauptfriedhof begraben – in einer unscheinbaren Grabstätte.

Arnold Bodes Werdegang vor der documenta

Bode stammt aus einer Familie, die in der Kasseler Nordstadt eine Zimmerei führte. Der älteste von vier Söhnen arbeitet sich aus der Handwerkerfamilie empor. Nach dem Gymnasium wird er im Alter von 17 Jahren zum Militär eingezogen. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt er 1919 ein Studium der Malerei und Grafik an der Kunstakademie in Kassel. Seine ersten Erfahrungen bei der Organisation internationaler Ausstellungen sammelt er in den 1920er-Jahren, als er mit anderen Künstlern mehrfach Kunst in der Orangerie versammelt.

Schließlich folgt der Umzug in die Hauptstadt. 1930 wird Arnold Bode als Dozent an das Städtische Werklehrer-Seminar in Berlin berufen, dessen stellvertretender Direktor er ein Jahr später wird. Damals ist er bereits verheiratet. Mit Marie-Louise sollte er vier Kinder bekommen.

Mit der Machtergreifung der Nazis endet seine Karriere vorerst. Das SPD-Mitglied Bode wird wegen seiner politischen Haltung und fortschrittlichen Lehrmethoden vom NS-Re-

gime des Amtes enthoben. Seine Kunst wir als „entartet“ eingestuft, er erhält ein Berufsverbot.

Es folgt die Rückkehr in die Heimat Kassel, wo er – wie er selbst sagte – weiter „im Dunkeln“ arbeitete. Er hilft im Architekturbüro seiner Brüder Paul und Theo Bode mit und verkauft selbstentworfene Möbel unter Pseudonym.

Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, wird Arnold Bode erneut eingezogen. Er muss Soldatenunterkünfte bauen. Bei Kriegsende gerät er bei Salzburg in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Von dort läuft er zu Fuß in seine Heimat zurück. Seine Familie hielt sich mittlerweile in Grebenstein auf.

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Ehrengrab: Arnold Bode liegt auf dem Kasseler Hauptfriedhof begraben. Seine Unterschrift ziert seinen Grabstein.

documenta: Gründer war Arnold Bode

In den Kasseler Ruinen verhilft er der Stadt zu neuem Leben. Bode gründet die von den Nazis geschlossene Kunstakademie unter dem Namen Werkakademie neu und lehrt dort auch. Er macht sich daran, eine internationale Kunstausstellung zur Bundesgartenschau 1955 zu planen – auch gegen die Widerstände und Behäbigkeit innerhalb der Amtsstuben. Das war die Geburtsstunde der documenta. 

„Ich musste aus Kassel etwas machen, um nicht unterzugehen“, sagte er später. Ein Großteil der Nachkriegsarchitektur empfand er als misslungen. Am liebsten hätte er die Stadt komplett abgerissen und neu gebaut. Er sprudelte nur so vor Visionen.

Bis zur documenta 4 im Jahr 1968 ist er als Ausstellungsleiter tätig. Später ist er noch beratend aktiv. 1974 erhält er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik.

Einen Tag nach Ende der documenta 6 stirbt Arnold Bode. Sein „Museum der 100 Tage“ lebt ab 10. Juni in Kassel zum 14. Mal wieder auf.

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