Ausstellung mit Malerei und Grafik des documenta-Gründers Arnold Bode

Arnold Bode? Klar, das ist der mit der documenta. Dem es gelang, eine Ruine in einen eleganten Ausstellungsraum zu verwandeln. Der entscheidend dafür gesorgt hat, dass die documenta zu jener Ausstellung geworden ist, die heute als maßgebliches Schaufenster der Weltkunst gilt.
Kassel – Doch der geniale Ausstellungsmacher hat selbst auch ein umfangreiches malerisches und grafisches Werk geschaffen. Dies steht nun im Zentrum einer Ausstellung in der Neuen Galerie in Kassel – in unmittelbarer Nähe zur am 18. Juni eröffnenden documenta fifteen.
Mit einer Karte für die documenta kann dieser Standort der Museumslandschaft Hessen Kassel kostenlos besucht werden. Das lohnt auch wegen der Dauerausstellung „About documenta“.
Die Ausstellung „Arnold Bode unframed“ im Untergeschoss bietet einen umfassenden Blick auf Bodes Wirken als Maler und Grafiker. Diese Seite des documenta-Gründers ist weithin „unterbelichtet“, sagt Birgitta Coers, Leiterin des documenta-Archivs, das die Schau in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel und Neue-Galerie-Leiterin Dorothee Gerkens sowie dem Kasseler Galeristen Tobias Rasch auf die Beine gestellt hat. Drei Jahre wurde daran gearbeitet, viele der ausgestellten Bilder wurden aus Privatbesitz beigesteuert. Eine weitere Besonderheit ist die Mitwirkung von Studierenden der Kasseler Kunsthochschule, die sich unter anderem um das Erscheinungsbild der vielfältigen und ansprechend aufbereiteten Schau gekümmert haben.
„Bode ist nicht der führende Maler des 20. Jahrhunderts“, sagt MHK-Direktor Martin Eberle, „aber er hat sich an diesen orientiert“. Wer durch die Räume wandert, sieht seine Experimente, den Stil Paul Klees, Pablo Picassos oder Jackson Pollocks nachzuempfinden.
Die Tristesse der Minenarbeiter bildet Arnold Bode (1900 - 1977) in einem frühen Holzschnitt von 1919 mit groben Schraffuren noch ganz expressionistisch ab. Später dann, in den 60er-Jahren, werden seine großformatigen Gemälde farbig und immer sinnlicher. Impressionen von der süditalienischen Küste des Cilento, aus dem Urlaubsort Acciaroli, gibt er in dickem Farbauftrag mit tief leuchtendem Orange und Grün wieder. Südliche Hitze, das silbrige Flirren der Olivenblätter in den sorgfältig abgegrenzten Hainen, der harte Farbkontrast zum nahen Meer mit seinem silberblau. Und immer wieder schwarze Strichlein, wie Texturen auf die Farbe gelegt – Rinde, Geäst, Blattwerk.
In einem schmalen Zwischengelass wird die Raumstruktur aufgebrochen, um Bodes eleganten Stil, Gemälde zu inszenieren, nachzuempfinden. „Wir wollten natürlich nichts direkt re-inszenieren“, sagt Dorothee Gerkens, dennoch ist der Raum mit seiner graublauen Wandfarbe, vor der schräg drei Stellwände mit einem Triptychon von 1960 stehen, ein Highlight der Schau.
Unscheinbarer aber entdeckenswert ist der zweite Erzählstrang, den die Ausstellungsmacher in den Vitrinen aufblättern. Da werden Skizzen und Notizen präsentiert, aber auch andere historische Dokumente, zum Beispiel zu Bodes Wirken als Raumgestalter, der etwa in den Räumen der Sparkasse ein Zimmer eingerichtet hat. Fotos zeugen von der klaren Eleganz, die heute mit dem hippen Begriff Mid-century Modern gefasst würde.
Und es gibt eine schwarze Mappe mit dem Schönschrift-Titel „Kleine Notizen aus meinem Leben“ aus den 40er- bis 70er-Jahren. Postkartengroß liegen die Blätter aus, Skizzen, die Bode mit dem Stift schnell hingeworfen hat, ein Blick aus einem Fenster in eine üppige Gartenpracht, etwa. Charmante Momentaufnahmen.
Neue Galerie, Schöne Aussicht 1, Kassel, bis 9. Oktober, Eintritt: 6 Euro, mit documenta-Ticket frei.
museum-kassel.de


