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Baunataler Werkstätten stellen Jeans-Taschen für documenta her

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Von: Sven Kühling

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Äußerst konzentriert: Silvia Skura näht die Teile der documenta-Tasche in der Schneiderei der Baunataler Werkstätten zusammen. Im Vordergrund ist ein fertiges Exemplar zu sehen.
Äußerst konzentriert: Silvia Skura näht die Teile der documenta-Tasche in der Schneiderei der Baunataler Werkstätten zusammen. Im Vordergrund ist ein fertiges Exemplar zu sehen. © Sven Kühling

Die Mitarbeiter der Baunataler Werkstätten stellen nachhaltige Jeans-Taschen für die documenta fifteen her.

Baunatal/Kassel – Mit großer Sorgfalt legt Silvia Skura die zugeschnittenen Jeans-Teile aufeinander. Dann näht die 52-Jährige diese routiniert zusammen. Noch wenige Handgriffe. Gurt mit Logo dran. Und fertig ist eine der trendigen Bauch-Taschen, die demnächst in den Shops der documenta fifteen an Menschen aus der ganzen Welt verkauft werden.

Skura ist geistig beeinträchtigt. Sie gehört zum festen Stamm der Schneiderei der Baunataler Werkstätten. „Ich habe 1986 hier angefangen“, erzählt sie. Ein bisschen schwierig sei es, den Reißverschluss einzunähen. Dazu müsse sie sauber umketteln, „damit das nicht ausfranst“. Rund 100 Arbeitsgänge dieser Art schaffe sie am Tag. Silvia Skura arbeitet schnell und sehr genau.

Die Taschen entstehen in einer Kooperation von Baunataler Diakonie Kassel (BDKS) und der documenta fifteen. In den vergangenen Wochen sammelten die Werkstätten an mehreren Punkten in Stadt und Landkreis Kassel gebrauchte Jeanshosen. Schon nach wenigen Tagen habe man die Mindestzahl von 500 zusammengehabt, berichtet BDKS-Sprecherin Regina Daum-Meemann. 1000 Exemplare nähe die Schneiderei der Werkstätten insgesamt für die offiziellen documenta-Shops. „Wir glauben fest daran, dass die kunstbegeisterten Menschen sich ein Tasche mit nach Hause nehmen.“

Zuschnitt: Alle Teile werden aus gespendeten Jeans herausgeschnitten. Auf die Gurte kommt am Ende noch das Logo der documenta fifteen. 1000 Exemplare will die BDKS in Baunatal insgesamt herstellen.
Zuschnitt: Alle Teile werden aus gespendeten Jeans herausgeschnitten. Auf die Gurte kommt am Ende noch das Logo der documenta fifteen. 1000 Exemplare will die BDKS in Baunatal insgesamt herstellen. © Sven Kühling

Die Idee mit gebrauchten Jeans zu arbeiten, passe genau in das Konzept der documenta fifteen, sagt die Sprecherin, die das Projekt gemeinsam mit Larissa Mierzwa (Abteilung Recht und Fundraising) sowie Schneiderei-Chefin Andrea Mörk leitet. Der documenta gehe es vor allem um Nachhaltigkeit, so Daum-Meemann. „Und dieses Produkt ist nachhaltig, sozial und regional.“ Aus jeder getragenen Jeans entstehen drei bis vier Taschen, ergänzt Mörk.

Schon bei der documenta 14 arbeiteten geistig und körperlich behinderte Menschen der BDKS für die Ausstellung. Die Mitarbeiter schweißten viele der insgesamt 65 000 Bücher für den Parthenon der verbotenen Bücher der argentinischen Künstlerin Marta Minujín auf dem Friedrichsplatz in Plastikfolie ein.

Marvin Haupt ist beim aktuellen Projekt für den richtigen Sitz der Schnallen und Gurtbänder zuständig. „Der Zusammenbau macht mir richtig Spaß“, sagt der 20-Jährige. Er sei stolz, für die documenta tätig zu sein und wolle die Ausstellung auch gerne sehen. Ein Wunsch, den BDKS-Vorstand Gerrit Jungk beim Pressetermin sofort aufgreift. „Wir werden mit allen die documenta besuchen.“

Übrigens: Die trendigen Bauchtaschen kommen mit dem Start der Ausstellung am 18. Juni in die Läden. Kosten sollen sie laut Daum-Meemann zwischen 35 und 40 Euro.

Sammler müssen schnell sein. Denn die BDKS hat in der Schneiderei nach eigenen Angaben kaum noch Kapazitäten frei, um zusätzliche Taschen nachzuproduzieren.

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