Bildungsstätte Anne Frank bietet Aufklärungsarbeit auf der documenta an

Was seit Wochen geplant war, ist nun von der documenta fifteen umgesetzt worden: die Präsenz der Bildungsstätte Anne Frank auf der Weltkunstschau.
Kassel – Seit vergangenem Freitag trifft man Vertreter der Einrichtung, deren Ziel es ist, über die Biografie der im KZ ermordeten Anne Frank Menschen für die Gefahr von Antisemitismus in der Gegenwart zu sensibilisieren, auf der documenta an: an einem Informationsstand in einem Container der d15, platziert am Rand des Friedrichsplatzes, Ecke Schöne Aussicht.
„Ein bisschen weit weg vom Geschehen“, befindet Julia Alfandari, die Leiterin der Abteilung politische Bildung im Institut. Trotzdem führten sie und ihre Kollegen „am fließenden Band gute Gespräche“. Zuspruch erhielten sie von documenta-Besuchern und Kasselern gleichermaßen. Eine „antisemitische Begegnung“ habe sie bisher gehabt, sagt Julia Alfandari.
Gerade verabschiedet sie sich von zwei Touristen auf Fahrrädern, einer Frau aus Israel und einem Mann aus Holland. „I wish you luck“, ruft ihr die Frau mit ernstem Gesicht zu.
Hintergrund ihrer Präsenz in Kassel sind die „erdbebenhaften Verwerfungen rund um Antisemitismus auf der documenta fifteen“, einem Konflikt, der „aktuell einen traurigen Höhepunkt“ finde, ist auf den frisch gedruckten Informationsblättern zu lesen. „Es heißt, wir wollen reden, dabei verhärten sich die Lager zusehends“, sagt Julia Alfandari. Diese Entwicklung und wie sich die Fronten konstruktiven Gesprächen verschlössen, betrachte die Bildungsstätte Anne Frank mit Sorge. „Wir sehen uns in einer vermittelnden Rolle. Es gilt Räume zu schaffen, in denen antisemitismus- und rassismuskritisch über Rassismus und Antisemitismus in Kunst und Kulturbetrieb gesprochen wird und darüber, wo die Grenzen zwischen Antisemitismus und Kritik an Israel verlaufen.“
Bei einer Diskussion „Antisemitismus in der Kunst“ am 29. Juni habe man eine erste Problemdiagnose versucht. Auf dem Podium saß auch Meron Mendel, der Direktor der Bildungsstätte. Mendel hatte seine Beraterfunktion für die d 15 Anfang Juli aufgegeben, wegen mangelnder Rahmenbedingungen für seine Arbeit. Vonseiten der d 15 habe er ein angemessenes Tempo vermisst. Gleichwohl wolle die Bildungsstätte die Auseinandersetzung und Aufklärung mit verschiedenen Angeboten vorantreiben.
Info: „Kunst & Kontext“, Podiumsveranstaltung mit Künstlerin Hito Steyerl, 22. September, BS Anne Frank in Frankfurt, live über Youtube, bs-anne-frank.de