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documenta: Indonesische Künstler musizieren mit Kasselern auf Dachziegeln

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Von: Matthias Lohr

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Machen auf Ziegeln Musik: Ismal Muntaha (hinten rechts) und die anderen Mitglieder der Jatiwangi Art Factory – hier auf dem Gelände des Bootsverleihs Ahoi an der Fulda in der Unterneustadt.
Machen auf Ziegeln Musik: Ismal Muntaha (hinten rechts) und die anderen Mitglieder der Jatiwangi Art Factory – hier auf dem Gelände des Bootsverleihs Ahoi an der Fulda in der Unterneustadt. © Matthias Lohr

Die documenta wird eine große Party: Man kocht zusammen und macht zusammen Musik - wie indonesischer Künstler mit einem Dachziegel-Orchester. Es geht jedoch um ein ernstes Thema.

Kassel – Es ist nicht auszuschließen, dass die indonesischen Künstler der Jatiwangi Art Factory (JAF) sogar Kanzler Olaf Scholz als Musiker auf die Bühne der documenta bringen. In ihrer Heimat hat das Kollektiv schon mit mehreren Politikern musiziert, unter anderem mit dem Kulturminister des Landes.

Man kann einfach nur schwer Nein sagen, wenn Ismal Muntaha und seine Mitstreiter mit anderen Musik machen. In der documenta-Stadt proben die Künstler derzeit mit vielen Kasselern auf ungewöhnliche Weise ein selbst komponiertes Stück ein – mit Dachziegeln, Stäben und einer tragbaren Soundanlage. Jeder kann mitmachen.

Die Ziegel sind mehr als nur ein Instrument, sondern ein Symbol für die Heimat des Kollektivs. Jahrzehntelang wurde Jatiwangi von der Ziegelindustrie bestimmt. Mit Kunst und Musik versuchen JAF eine neue Identität für ihre Region herauszuarbeiten. Ihr „Rampak Genteng Ceramic Music Festival“ lockt alle drei Jahre Tausende Besucher an.

Wie viele Mitglieder ihr Kollektiv hat, kann Muntaha nicht sagen: „Wir zählen gar nicht mehr.“ 43 Mitglieder kommen diesen Sommer nach Kassel. Am documenta-Standort auf dem Hübner-Gelände in Bettenhausen haben sie ihr neues Zuhause eingerichtet.

Sie kochen und leben zusammen, arbeiten an Installationen sowie einer neuen Agenda für den ländlichen Raum in ihrer Heimat, und sie proben für den 21. Juni. Dann wird das Dachziegel-Orchester seine Komposition auf dem Friedrichsplatz aufführen. Einige der Proben waren richtig gut besucht – etwa in der Turnhalle des Dock 4.

Musikalisch lässt sich das schwer einordnen. Konkreter ist das große Thema der Künstler: die Folgen der Industrialisierung für ländliche Regionen. In Jatiwangi wollen sie auf acht Hektar Land einen Wald aufforsten. Mit 400 Euro für 16 Quadratmetern kann jeder dabei sein.

In Kassel oft dabei ist David Zabel. Das Multitalent hat sich etwa als Moderator im Kulturzentrum Schlachthof einen Namen gemacht und absolvierte mit den indonesischen Künstlern schon einen Karaoke-Abend. „Sie sind superpartizipativ. Musik ist der Schlüssel“, sagt Zabel. Auch er kann bei der Jatiwangi Art Factory schlecht Nein sagen. (Matthias Lohr)

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