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Defizit bei der documenta 14: Athen spielt die entscheidende Rolle

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Von: Florian Hagemann, Mark-Christian von Busse

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Auf zur Pressekonferenz: Wissenschaftsminister Boris Rhein (links) und Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle. Foto: Koch

Kassel. Trotz höherer Einnahmen als geplant hat die documenta ein Defizit von rund sieben Millionen Euro erwirtschaftet. Das sagte Oberbürgermeister Christian Geselle am Donnerstag.

Bereits am 31. Juli habe das bilanzielle Defizit 5,4 Millionen Euro betragen, sagte Geselle während der Pressekonferenz zur Sitzung des documenta-Aufsichtsrates am Donnerstag.

Die Stadt Kassel und das Land Hessen bürgen nun mit je vier Millionen Euro für die gemeinnützige documenta GmbH. Fragen und Antworten.

Was besagt die Bürgschaft von acht Millionen Euro?

Mit den acht Millionen Euro wollen Stadt Kassel und Land Hessen als Gesellschafter gewährleisten, dass die documenta gGmbH nicht zahlungsunfähig wird. Derzeit liegt der Liquiditätsengpass bei sieben Millionen Euro bei einem Etat der documenta 14 von insgesamt 34 Millionen, eine Million Euro sind nun als Puffer eingeplant, weil derzeit noch keiner absehen kann, wie sich die Situation entwickelt.

Sind Details zum Minus bekannt geworden?

Da hielten sich Geselle und Rhein sehr bedeckt. „Es gibt weitere offene Fragen“, hieß es gleich in Geselles Eingangsstatement. Wer für die Kostensteigerungen verantwortlich war, wer wann welche Aufträge und Leistungen vergeben habe, das müsse noch „haarklein“ überprüft und aufgeklärt werden. Das bedeute: Wer wann welche Überweisung angewiesen hat – und ob er dazu legitimiert war. Es gebe erst einen „groben Überblick“. Jetzt zu spekulieren, sei unseriös, auch aus Fürsorgepflicht und Fairness gegenüber den Beteiligten, die die Ausstellung geschultert und harte Arbeit geleistet hätten.

Welche Rolle spielt dabei der Standort Athen?

Eine entscheidende. Im Wirtschaftsplan von 34 Millionen Euro waren nur zwei für den Athener Ausstellungsteil vorgesehen. Das hat nicht ausgereicht, und deshalb gab es die Budgetüberschreitungen im Wesentlichen dort. Wofür genau mehr Geld ausgegeben wurde – Personal, Mieten, Transporte, Energie –, dazu gab es keine detaillierten Informationen. Das sei noch zu früh.

Insbesondere Rhein bemühte sich, die Frage nach dem Minus von der inhaltlichen Bewertung des Griechenland-Abstechers zu trennen, der „stimmig und schlüssig“ gewesen sein; „Athen hat Kassel nicht geschadet.“ Allerdings habe Athen einen geringeren, exakt bezifferten, klaren Budgetrahmen gehabt. Der sei überzogen worden.

Wie geht es insgesamt jetzt weiter?

Die Wirtschaftsprüfer setzen ihre Arbeit fort. Im November soll es dann eine weitere Sitzung des Aufsichtsrats geben. Bis dahin erhoffen sich alle konkrete Ergebnisse der Prüfer.

Ist schon etwas über die Zukunft von Geschäftsführerin Annette Kulenkampff gesagt worden?

Nein, über personelle Konsequenzen hat der Aufsichtsrat noch nicht gesprochen. Allerdings gab es auch kein Bekenntnis zu Kulenkampff. Im Gegenteil: Rhein sagte offen, dass er sich über die Geschäftsführerin und ein Interview von ihr über die Situation der documenta geärgert habe. Das hätte sie auch direkt gegenüber dem Aufsichtsrat sagen können. Die Lage spricht indes auch nicht für Kulenkampff: dass die Wirtschaftsprüfer noch immer nicht endgültig wissen, wo wie welche Kosten entstanden sind.

Könnte ein weiterer Gesellschafter an Bord geholt werden – und wenn ja, welcher?

Das ist durchaus möglich. Sowohl Geselle als auch Rhein sprachen diese Überlegung an. Genannt wurde auch ein möglicher Kandidat: die Bundesrepublik Deutschland. Damit könnte das Fundament auf breitere Basis gestellt werden. Das Ziel: mehr Geld für die gemeinnützige documenta GmbH.

Haben die Aufsichtsratschefs ihre eigene Rolle kommentiert?

Auf die Frage nach möglicher Selbstkritik verwies Geselle darauf, dass er erst am 22. Juli kraft Amtes den Vorsitz des Gremiums übernommen habe. Noch Ende Juli habe die documenta gGmbH mitgeteilt, sie sei liquide und finanziell gut aufgestellt. Erst Ende August habe die documenta-Geschäftsführung Alarm geschlagen. Rhein betonte, es gebe eine Berichtspflicht an den Aufsichtsrat, der nicht die Aufgabe habe, selbst nachzufragen: „Ich kann keine Versäumnisse beim Aufsichtsrat feststellen. Ich wusste nicht, dass ein solches Defizit aufläuft. Sonst hätten wir ja gehandelt.“

Gab es Bekenntnisse zum Standort Kassel?

Ja – und zwar sehr deutlich. Geselle machte gleich zu Beginn der Pressekonferenz klar: „Es wird 2022 eine documenta in Kassel geben.“ Auch Rhein drückte sich ähnlich aus. Ob damit einhergeht, dass Kassel zumindest als Hauptstandort festgeschrieben wird, das scheint indes noch nicht klar. Geselle bezeichnete das als Gratwanderung. Denn: „Wir wollen auch nicht als kleingeistig wahrgenommen werden.“

Das Video von der Pressekonferenz

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