Kasseler documenta-Halle lässt schon Kunst erkennen

An dem Ausstellungsort am Friedrichsplatz laufen die Vorbereitungen zum Start der documenta fifteen. Ein Schwerpunkt in der Halle sollen künstlerische Blicke auf die Nahrungsproduktion sein.
Kassel – Acht Wochen vor dem Auftakt der documenta fifteen werden immer mehr Spuren der Weltkunstschau im Stadtbild sichtbar und zunehmend Details zu den Ausstellungsorten bekannt. Zu den prominentesten Schauplätzen gehört die documenta-Halle am Friedrichsplatz. Dass sich dort einiges tut, können Passanten und Scheibenspäher auch von außen wahrnehmen. Gemeinsam mit dem, was von Beschäftigten rund um die Halle aufzuschnappen ist, deutet sich an, dass die documenta-Halle ein ganz besonderer Publikumsmagnet werden dürfte.
Der Eingangsbereich am Friedrichsplatz hat seit einigen Tagen sein Gesicht gewandelt: Die Stirnwand mit der Drehtür wurde komplett verkleidet mit rohen, teils angerosteten Wellblechplatten – ein krasser Kontrapunkt zur gläsernen, glatten Ästhetik des Hallenbaus. Hinter den seitlichen Scheiben sieht man, dass sich die Blechverkleidung im Inneren einige Meter weit in Form eines Kasten-Tunnels fortsetzt, der das eintretende Kunstpublikum wohl sogleich in eine andere Welt entführen soll.

Eine Rolle dabei könnten mehrere voluminöse Reisigbündel spielen, die vor dem Eingang liegen und mit Planen abgedeckt sind. Wie vor Ort zu erfahren war, handelt es sich um Weidenzweige, die momentan immer wieder mit Wasser besprengt werden, damit sie biegsam bleiben. Offenbar soll das Holzmaterial zu einem Kunstwerk verflochten werden.
Zu erkennen ist an der langen Wand der oberen Seitenlichthalle schon ein ausladendes, comichaftes Wandgemälde, das eine Abfolge marschierender Beine zeigt. Daneben der begleitende Slogan „Manera de marchar adelante“ – auf Spanisch also die „Art und Weise, vorwärts zu marschieren“. Mit ein wenig detektivischem Spürsinn lässt sich ermitteln, dass ein Original dieser Arbeit auf einer Mauer in Kubas Hauptstadt Havanna existiert. Der Schöpfer ist der exilkubanische Künstler Carlos Rodríguez Cárdenas, der in seinen frühen Arbeiten gern revolutionäre Slogans des Castro-Regimes ironisiert hat.
Schon vorher war in der documenta-Halle eine Installation aus alten Klassenraumstühlen gesichtet worden, deren Urheber das tunesische Künstlerkollektiv El Warcha ist. Was in nächster Zeit weiterhin an Kunst in die Halle kommen wird, bleibt spannend – aber einen Schwerpunkt der Präsentation in der documenta-Halle hatte Generaldirektorin Sabine Schormann Anfang des Jahres im städtischen Kulturausschuss kurz angerissen: An dem Standort solle es ums Kochen und um den Anbau von Lebensmitteln gehen. Dieses Nachhaltigkeitsthema liegt dem Leitungskollektiv Ruangrupa besonders am Herzen.
Ob die untere hohe Halle eventuell diesem Schwerpunkt gewidmet wird, ist derzeit noch nicht zu erkennen. Handwerker verarbeiten dort eine große Zahl von Holztafeln, offenbar zu Podesten und tresenartigen Flächen.
Die an den unteren Hallenausgang angrenzende Wiese soll dem Vernehmen nach jedenfalls zu einer – wie auch immer gearteten – Anbaufläche gestaltet werden. Dies wird sich nahe dem Bistro-Bereich des Gebäudes abspielen. Als gastronomische Versorger dort, auch dies ist durchgesickert, werden die Bio-Caterer vom „Weißenstein“ am Königstor sowie das Restaurant Denkmahl im Vorderen Westen die Regie führen und bereits ab kommender Woche mit einem Kantinenbetrieb nur für Beschäftigte und Zuarbeiter der documenta starten. (Axel Schwarz)