documenta lockt ans Wasser mit Biergarten, Bootsverleih und schwimmender Kunst

Ein Bootsgelände im Unterneustädter Blücherviertel wird zum Schauplatz der documenta fifteen hergerichtet. Dort sind auch schon erste Kunst-Aktivitäten zu beobachten.
Kassel – Das Grundstück an der Fulda dürfte einer der stimmungsvollsten Orte der documenta fifteen werden: Auf dem Ahoi-Gelände, dem früheren Bootshaus Kissler an der Blücherstraße, laufen die Arbeiten für eine Kunst-Gastronomie mit besonderem Charme. Die Besucher werden nicht nur in einem geräumigen Biergarten unter Bäumen, sondern auch auf schwimmenden Plattformen am Wasser sitzen können. Auch Tretboote, SUP-Boards und Kanus wird das Kunstpublikum ausleihen können.
„Das wird ein toller Ort zum Verweilen werden“, sagt Mats Martinsohn. Der 28-Jährige, der zuletzt Chef der Bar im Renthof war, leitet die gastronomischen Aktivitäten im Auftrag der Gelände-Eigentümer. Das sind seit 2020 Uwe Kleinkauf und Kirstin Homburg-Kleinkauf. Das Kasseler Unternehmerpaar fördert schwerpunktmäßig nachhaltige Projekte und hat das Areal für den Sommer an die documenta vermietet.
Mitarbeiter der Kunstschau sind zurzeit in der alten Bootslagerhalle zugange; dort und in angrenzenden Werkstatträumen soll in einigen Wochen Kunst präsentiert werden. Zu sehen ist dort noch nichts, direkt am Ufer aber machen schon zwei wannenartige graue Schwimmkörper neugierig. Sie sind mit Pflanzerde gefüllt und auf dem Rand mit Solarzellen bestückt.

Fügt man alle Andeutungen zusammen, die bei der Erkundung des Geländes aufzuschnappen sind, könnte es sein, dass die geheimnisvollen Inseln zur documenta mitten auf dem Fluss verankert werden. Und dass es zudem vielleicht eine Möglichkeit geben könnte, die Fulda zwischen Auedamm und Ahoi-Gelände direkt per Fährverbindung zu überqueren.
Während die documenta an ihren Überraschungen fürs Publikum werkelt, richten andere Arbeiter in einem Holzbau den Bewirtungsbereich für das Bistro „Broot“ her. Der Name soll laut Organisator Martinsohn für „Bootsverleih“ und „Brotzeit“ gleichermaßen stehen. Denn eine warme Küche sei nicht geplant, nur für allerlei kalte Speisen, Kuchen und Eis sei eine Zubereitungsküche vorgesehen.
Alle Zutaten würden von regionalen Bio-Erzeugern bezogen und überwiegend in Selbstbedienung verkauft. Die großzügige Theke, eine Hinterlassenschaft der ehemaligen Bar NWI am Kirchweg, ist für die Speisenausgabe bereits ins künftige Bistro eingebaut. In dessen hinterem Bereich entstehen gerade neue Toiletten – ebenso wichtig für documenta-Gäste wie ein barrierefreier Zugang, der mittels flacher Rampen ebenfalls schon geschaffen wurde. Samt Biergarten, Bistro-Vorplatz und Liegestühlen auf den Stegen am Fluss werde die lauschige documenta-Gastronomie im Blücherviertel etwa 300 Sitzplätze bieten, schätzt Martinsohn. Für den Bewirtungsbetrieb sei eine etwa 20-köpfige Crew vorgesehen, bestellte Speisen würden dann doch an die Tische gebracht.
Als weitere Station, um sich draußen schnell etwas zu holen, wird am Rande des Biergartens noch ein malerisch verwilderter alter US-Verkaufsbus in Position gebracht. Den haben die Planer vom Außengelände des ehemaligen Clubs A.R.M. an der Werner-Hilpert-Straße abgestaubt. „Wir verwenden hier ganz viel Material aus früheren Kasseler Bars und Kneipen“, sagt Mats Martinsohn.

Das Gelände des früheren Bootshauses Kissler war zwischenzeitlich von dem Künstler Stephan Balkenhol erworben worden und – nachdem sich dessen Planungen zerschlagen hatten – in einen längeren Dornröschenschlaf gefallen. Die aktuellen Eigentümer betreiben nun viel Aufwand, um das Grundstück documenta-fit zu machen.
Was nach der Kunstschau aus dem lauschigen Areal am Fuldaufer wird, ist vorerst noch offen. Eigentümerin Kirstin Homburg-Kleinkauf fände es jedenfalls „viel zu schade, wenn das nur für 100 Tage Bestand haben sollte“. (Axel Schwarz)