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documenta zum Mitnehmen: Die Kunstschau geht beim Merchandising neue Wege

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Von: Barbara Will

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Weben für Kunstfreunde: Die Teppichmanufaktur Habbishaw liefert Sitzkissen für die documenta. Im Bild: Anna Dobkowski.
Weben für Kunstfreunde: Die Teppichmanufaktur Habbishaw liefert Sitzkissen für die documenta. Im Bild: Anna Dobkowski. © Habbishaw

Genäht, sagt Kira Kimm, wird auch im Schaufenster des Ladens in der Kasseler Treppenstraße. Die Chefin des Mode-Labels Soki stellt mit ihrem Team Merchandising-Artikel für die documenta fifteen her.

Kassel – Boxershorts und T-Shirts, Haargummis, Schlüsselanhänger und Täschchen. Alles aus Biobaumwolle, wie sie betont. Den Stoff haben sie mit den documenta-Designern entwickelt. Dass die Manufaktur ihre Arbeit dem documenta-Volk vor Augen führen will, geschieht aus Prinzip: „Wir wollen den Menschen Wertschätzung für die Produkte vermitteln. Das geht am besten, wenn man zeigt, wie aufwendig die Herstellung ist.“

Die documenta fifteen geht neue Wege mit den Artikeln, auf denen ihr Logo prangt. „Früher gab es eine Art Generalunternehmer“, sagt Philipp Greguhn, Leiter für Recht und Grundsatzfragen bei der documenta und Museum Fridericianum gGmbH und ihr Nachhaltigkeitsbeauftragter. Diesmal erledigen die documenta-Macher die Arbeit rund ums Merchandising selbst.

Der Nachhaltigkeitsgedanke des Kuratoren-Kollektivs Ruangrupa stand Pate: Die Souvenirs mit Ausstellungs-Aura sollen möglichst sinnvoll sein sowie primär in Deutschland und der Region hergestellt werden. Wenn das nicht geht, sollten es Produkte aus Europa oder Fairtrade-Produkte sein. Sie seien so ausgewählt, „dass sie in der Regel lange weiterverwendet werden können“, sagt Greguhn. Man habe nicht nur vom Design, sondern vor allem vom Produkt her gedacht. Kleine Unternehmen sollen unterstützt werden. Rund ein Jahr dauerten die Vorbereitungen für das Merchandising.

Nicht alles lief glatt. Die Verhandlungen mit Melaware endeten im Streit. Das Mode-Label liefert zwar T-Shirts für die documenta-Mitarbeiter, ist beim Merchandising aber nicht dabei. Mit von der Partie sind unter anderem die Baunataler Werkstätten, Saatgutkonfetti und die Hütt-Brauerei. Deren documenta-Bier, klassisch und alkoholfrei, ist bereits im Handel und in der Gastronomie. Mit mehreren Hundert Hektolitern Absatz rechnet Mit-Geschäftsführer Kai Salzmann. Mit der kommunalen Destillerie Schlitz produzieren die Baunataler zudem Gin und Wodka mit dem documenta-Label.

Die Teppichmanufaktur Habbishaw steuert Sitzkissen aus Wolle bei. Teja Habbishaw, Chef des Unternehmens in Homberg-Rückersfeld spricht von einer Startauflage von mindestens 50 Stück und rechnet insgesamt mit einer drei- bis vierstelligen Zahl. „Die Produktion liegt bis auf das Einfärben in unserer Hand.“ Die Bioland-zertifizierte Wolle komme von der niederländischen Insel Texel.

Start mit kleinen Mengen, sehen wie es läuft und stetig nachproduzieren, ist das Motto. „Wir möchten Überproduktion vermeiden“, sagt Greguhn. „Unternehmen, die außerhalb Europas produzieren, hätten circa ein halbes Jahr vor Ausstellungsbeginn bestellen und die Stückzahlen festlegen müssen.“ Was es bedeutet, wenn die Ware einen weiten Weg hat, weiß Stefan Seegert. Seine Kaffeerösterei liefert in limitierter Auflage Espresso und Röstkaffee, jeweils 4000 Tüten à 250 Gramm. Im November hat er den indonesischen Rohkaffee bestellt, fünf Monate verspätete sich die Lieferung. Nun ist ein Teil davon in Bremerhaven angekommen, nach Pfingsten kann das Rösten beginnen.

Buntes für die documenta: Das Mode-Label Soki näht Merchandising-Artikel. Produziert wird fortlaufend während der Kunstschau. Im Bild: Schneiderin Teresa Palluch.
Buntes für die documenta: Das Mode-Label Soki näht Merchandising-Artikel. Produziert wird fortlaufend während der Kunstschau. Im Bild: Schneiderin Teresa Palluch. © Nicolas Wefers/documenta

Der Begriff „documenta“ ist markenrechtlich geschützt. „Die documenta ist die kostbarste Marke, die Kassel hat. Damit muss man sorgsam umgehen“, sagt Greguhn. Wer seine Produkte mit dem documenta-fifteen-Label schmücken darf, zahlt eine Lizenzgebühr, die sich prozentual nach dem Verkaufspreis und damit nach dem Umsatz berechnet. Über die zu erwartenden Einnahmen schweigt sich die documenta aus. Ein relevanter Posten in dem Budget von 42 Millionen Euro dürfte es nicht sein. „Der Preis ist generell den Lizenznehmerinnen und Lizenznehmern überlassen“, sagt Greguhn. Sie könnten ihn so gestalten, dass es sich für sie auch lohne.

„Es gibt keine finanziellen Erwartungen, die erfüllt werden müssen“, sagt Teppichweber Habbishaw über seine documenta-Entscheidung. „Wir freuen uns natürlich, wenn durch die Zusammenarbeit auch unsere Läden besucht werden“, sagt Soki-Chefin Kimm. Am Ende des Tages sei es auch Werbung für sein Unternehmen, merkt Habbishaw an: Der Name der Hersteller ist neben dem Logo sichtbar. Verkauft werden dürfen die Merch-Artikel in ganz Deutschland. Es soll ja nichts übrig bleiben.

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