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Umstrittenes Wandbild auf documenta 15: Kaputte Ösen sorgten für Verzögerung

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Raimund Apel musste das Wandbild auf dem Friedrichsplatz am Dienstagabend abnehmen. Weil die Ösen beschädigt waren (rechts), war das Banner bereits am 7. Juni abgenommen und erst am Freitag voriger Woche wieder angebracht worden.
Das umstrittene Wandbild auf der Documenta 15 wird nun abmontiert und sorgte bereits davor für Verzögerungen. © Andreas Fischer

Das Kunstwerk eines indonesischen Künstlerkollektivs sorgt für einen Skandal auf der documenta 15 in Kassel. Das Bild wird erst kurz vor Eröffnung aufgebaut.

Kassel - Warum wurde das Wandbild des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, das ganz offensichtlich judenfeindliche Motive enthält, erst kurz vor Eröffnung der documenta fifteen in Kassel, also am Freitag (17. Juni), installiert? Diese Frage beschäftigte auch am Dienstagabend viele Menschen, die sich auf dem Friedrichsplatz versammelt hatten, um die Abnahme des Kunstwerks zu verfolgen.

Die Verantwortlichen der documenta und die Kuratoren sollen das Kunstwerk des indonesischen Künstlerkollektivs vor der Eröffnung am Samstag nicht gesehen haben.

Umstrittenes Wandbild auf documenta 15: Restauration sorgt für Verzögerung bei Aufbau

War das Absicht? Wollten die Künstler und das kuratierende Künstlerkollektiv Ruangrupa zunächst der internationalen Presse verheimlichen, was dort zu sehen ist? Hat man die documenta und die Stadt Kassel somit bewusst ins offene Messer laufen lassen?

Antisemitismus-Vorwürfe auf documenta fifteen
Kunstinteressierte sehen sich das mit schwarzem Tuch verhüllte Grossgemälde "People’s Justice" an. © Uwe Zucchi/dpa

Raimund Apel, der das Wandbild am Dienstag mit mehreren Kollegen abgenommen hat, räumt mit diesen Verschwörungstheorien auf. Dass das Wandbild erst so knapp vor der Eröffnung am Samstag angebracht worden ist, habe daran gelegen, dass es erst noch restauriert werden musste.

Apel, Experte für Großflächenkommunikation, hat schon oft für die documenta gearbeitet. 2017 hat er zum Beispiel die beiden Gebäude der Torwache an der Wilhelmshöher Allee im Auftrag des Ghanaers Ibrahim Mahama mit Jutesäcken verhüllt.

Umstrittenes Wandbild auf documenta 15: Kaputte Ösen müssen ausgetauscht werden

In diesem Jahr war er unter anderem damit beauftragt, das Wandbild „People’s Justice“ an dem Gerüst auf dem Friedrichsplatz zu befestigen. Damit hatte er bereits am Dienstag, 7. Juni, begonnen. Nachdem zwei Teile des Wandbilds installiert worden waren, habe man festgestellt, dass das Kunstwerk im großen Maße beschädigt ist. „Viele Ösen waren gerissen“, sagt Apel. Schließlich seien die Künstler mit dem Wandbild schon 20 Jahre um die ganze Welt gereist.

Er habe sich deshalb entschieden, die Teile wieder abzunehmen, um das Werk restaurieren zu lassen. Hinter die Ösen seien Streifen zur Verstärkung genäht worden. Und diese Näharbeiten seien erst kurz vor Beginn der documenta abgeschlossen gewesen, so Apel. Da er auch noch mit der Installation der LED-Anlage am Fridericianum beauftragt gewesen sei, habe er zunächst diese angebracht und anschließend erst das Wandbild. „Das war meine Entscheidung“, sagt Apel. „Die documenta kann gar nichts dafür. Der einzige Grund für die Verzögerung sind die Restaurationsarbeiten gewesen.“

Umstrittenes Wandbild auf documenta 15: Fast keiner hat Wandbild vor Eröffnung gesehen

Apel weist darauf hin, dass er die erste Person in Kassel war, die das Wandbild überhaupt gesehen hat. Er habe es in Folie verpackt Anfang Juni im Hallenbad Ost bei den Künstlern abgeholt. Niemand von der documenta oder den Kuratoren habe deshalb das Bild vor der Eröffnung in Kassel zu Gesicht bekommen.

Dass er das Wandbild nun wieder abnehmen musste, habe ihn für die Indonesier leidgetan. „Ich habe viel mit denen gearbeitet.“ Aber am Dienstag seien er und seine Kollegen nur Dienstleister der documenta gewesen. (use)

Nach dem Skandal auf der documenta in Kassel startet die Aufarbeitung der Geschehnisse. Nun werden erste personelle Konsequnezen gefordert.

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