Kassel: Fluss Fulda rückt in den Blick – Zur documenta wieder Bademöglichkeit?

Kassel will mehr aus seiner Lage an der Fulda machen. Ein Entwicklungskonzept soll bis Sommer fertig sein. Womöglich gibt es wieder eine Bademöglichkeit am Fluss.
Kassel – Vor 100 Jahren war die Fulda Kassels großes Schwimmbad. In Flussbädern wie am Auedamm stiegen die Menschen von Badestegen aus ins Fuldawasser oder vergnügten sich in abgetrennten Planschbereichen.
Die documenta fifteen greift den in letzter Zeit wieder populär gewordenen Trend des Flussbadens auf: Wie die HNA erfahren hat, soll es Pläne geben, für die Zeit des Kunstsommers eine documenta-Badestelle an der Fulda zu bauen. Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht, auch der vorgesehene Ort ist noch nicht bekannt.
Mit diesen eigenen Plänen zur Fulda-Belebung macht die documenta schon mal den Anfang. In der warmen Jahreszeit zieht es viele zum Spazierengehen, Baden oder Sonne tanken an die Fulda. Aber aus seiner Lage am Fluss könnte Kassel noch wesentlich mehr machen – schon lange vor dem Nachkriegs-Wiederaufbau sind das innerstädtische Leben und das Geschehen am Fluss in zwei Welten auseinandergerückt.
Die Stadtpolitik hatte das schon 2015 zum Thema gemacht und beschlossen, ein Entwicklungskonzept für den gesamten Flussraum in Kassel auf den Weg zu bringen. Das Ziel: Stadt und Fulda sollen enger verbunden, die Uferbereiche belebter und erlebnisreicher werden, ohne den Naturschutz zu vernachlässigen. Ein Landschaftsarchitekturbüro aus Essen soll als Entscheidungsgrundlage dafür Vorschläge machen. Doch seit einer Auftaktveranstaltung im April 2018 war von dem Vorhaben öffentlich kaum noch etwas zu hören.

Jetzt naht der documenta-Sommer, und die Planer der Weltkunstschau haben kürzlich angekündigt, auch die Fulda als Standort für Kunst und Kunstereignisse nutzen zu wollen. Laut documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann soll etwa das Gelände des früheren Bootshauses Kissler an der Blücherstraße bespielt werden.
Viel Näheres zur Rolle des Flusses bei der documenta ist bisher nicht bekannt – außer, dass es offenbar Planungen gibt, für die Zeit des Kunstsommers eine öffentliche Badestelle an der Fulda zu bauen. Die könnte bei schönem Wetter gleichermaßen Attraktion und Treffpunkt für die Kasseler und ihre internationalen Gäste werden. Das Vorhaben, das die HNA aus zuverlässiger Quelle erfuhr, wurde von der documenta auf Anfrage noch nicht offiziell bestätigt.
Parallel kommt nun auch Bewegung in die städtischen Planungen für die Fulda: „Wir gehen zurzeit davon aus, dass das Konzept im Sommer beschlossen sein kann“, teilte Stadtbaurat Christof Nolda auf Anfrage der HNA mit. Ein solcher Beschluss durch die Stadtverordneten nehme aber „noch keine Entscheidungen vorweg“, was dann tatsächlich umgesetzt werde. Es sei vielmehr „eine tolle Grundlage zur Diskussion und Quelle der Inspiration“, sagte Nolda.

Der Stadtbaurat betonte, dass seit 2018 „kontinuierlich am Fuldakonzept gearbeitet“ worden sei: „Coronabedingt gab es in den letzten beiden Jahren einige Verzögerungen.“ Mitte November seien die Vorschläge des Essener Büros in der städtischen Bau- und Planungskommission vorgestellt worden und würden nach Rückmeldungen aktuell überarbeitet, so Nolda. Noch im ersten Jahresquartal solle das Fuldakonzept seinen Beratungsweg durch die städtischen Gremien antreten.
Nachdem es dann im Sommer vorliegt, wird es stadtpolitisch um konkrete Projekte gehen, mit denen die Fulda besser für die Kasseler erschlossen werden soll. Dabei sind dann auch öffentliche Kontroversen und Nutzungskonflikte absehbar – so wie vor zwölf Jahren beim Bau der Uferpromenade auf der Aueseite, gegen den viele Anliegervereine protestierten. (Axel Schwarz)