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Kassel: Fulda-Ufer wird 2022 documenta-Stätte – Fluss rückt in den Fokus

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Von: Bettina Fraschke

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Stimmungsvoll: Blick auf die Spitzhacke an der Fulda – das documenta-Kunstwerk aus dem Jahr 1982 ist in Kassel verblieben, jetzt rückt die Kunstschau wieder an den Fluss.
Stimmungsvoll: Blick auf die Spitzhacke an der Fulda – das documenta-Kunstwerk aus dem Jahr 1982 ist in Kassel verblieben, jetzt rückt die Kunstschau wieder an den Fluss. © Jörg Conrad/instagram.com/kassel_impressionen

Mit dem Fulda-Ufer wächst die documenta fifteen um einen weiteren Standort. Dort soll allerdings nicht nur Kunst ausgestellt werden.

Kassel – Die documenta fifteen im Sommer 2022 in Kassel wird auch den Fluss Fulda als Standort für Kunst und Kunstereignisse nutzen. Das kündigte Generaldirektorin Sabine Schormann am Dienstag (25.01.2022) bei der Sitzung des Kulturausschusses im Rathaus an. Die Fulda rückt damit ins Zentrum der Kunstwelt. Unter anderem soll das Ahoi-Grundstück in der Unterneustadt ein Standort der d15 sein – dort, wo einst das Bootshaus Kissler war.

Das Gelände ist erreichbar über die Blücherstraße. 2015 hatte dort kurzzeitig wieder die Möglichkeit bestanden, Boote auszuleihen – bis hin zu den berühmten Tretboot-Schwänen Henner und Gustchen. Es sollen sowohl Ereignisse am Fluss stattfinden als auch Kunstwerke dort zu sehen sein – documenta-Sprecherin Henriette Sölter betonte auf Anfrage aber, dass dazu noch keine Details bekannt gegeben werden können. Am Wasser? Auf dem Wasser? Auch nicht zur Frage, in welchem Bereich der Fulda die documenta fifteen sich ansiedeln wird.

Da die Ausstellung der documenta Kassel sich von der Innenstadt über die Schwanenwiese in Richtung Bettenhausen erstreckt, müssen Besucher ohnehin den Fluss überqueren – mutmaßlich über eine der beiden Fußgängerbrücken im Citybereich.

Kassel: Weitere Neuigkeiten zur documenta-Planung

Henriette Sölter hebt hervor, dass der Fluss in der ganzen Planung der Ausstellung der künstlerischen Leitung Ruangrupa stets wichtig war. „Das Prozesshafte steht stark im Fokus dieser Ausstellung.“ So sei dem Leitungsteam ein Anliegen, dass es nicht nur die 100 Ausstellungstage gebe, sondern auch das Davor – die Planung – und ein Danach wichtig seien. Entsprechend dieses Grundgedankens seien die Künstler ausgewählt worden.

Die Ausstellungsvorbereitung habe jetzt die heiße Phase erreicht, sagte Schormann, erst am Dienstag habe wieder eine Videokonferenz aller an der künstlerischen Planung Beteiligter stattgefunden. Die heißt in der Terminologie von Ruangrupa „Majelis akbar“. Bis zu 250 Menschen debattieren dort miteinander und stimmen sich ab. Parallel wird die organisatorische Planung etwa zur Lenkung von Besucherströmen konkret.

In knapp fünf Monaten öffnet die documenta. „Die ganz heiße Phase hat begonnen,“ stellte Schormann fest. Sie gab Einblicke in den Planungsstand bei der documenta fifteen. Die Ungewissheit der Pandemie-Lage mache es erforderlich, viele Alternativ-Szenarien durchzuspielen, „dazu haben wir uns gut aufgestellt“.

Nicht nur am Fulda-Ufer: Die weiteren Standorte der documenta fifteen in Kassel

Besonders wichtig sei es dieses Jahr, geräumige Standorte zu nutzen, in denen sich die Besucher gut verteilen können. Zu den bereits angekündigten documenta-Stätten im Osten der Stadt – Hübner-Gelände und Hallenbad Ost – nannte sie nun noch zusätzlich die Nordstadt, das Ahoi-Gelände an der Fulda (ehemaliges Bootshaus Kissler) und die Fulda selbst. Letzte Prüfungen stehen noch aus, es ist aber möglich, dass auch die Kirche St. Kunigundis Teil der documenta wird.

Zahlreiche Künstler haben Kassel besucht und sich mit den Standorten beschäftigt. Im März werden erste Container mit Kunstwerken erwartet. Schormann war es in dem Zusammenhang ein Anliegen, „Sorgen zu nehmen“, dass es bei der documenta fifteen wenig originäre Kunst zu sehen gäbe, wie in der Stadt vielfach befürchtet.

Das documenta-Stammhaus Fridericianum wird ein Ort für das Thema Bildungsfragen. Stichwort Fridericianum@theschool. Entsprechende Initiativen werden dort tätig sein – „Zielgruppe Baby bis Senior“. In der documenta-Halle soll gekocht und Lebensmittel angebaut werden. In der Grimmwelt geht es um das Erzählen. Das Ruru-Haus wird das Welcome-Center der documenta fifteen sein. Hier wird man Tickets kaufen und Touren buchen können. Es werden diesmal zwei Buchhandlungen vor Ort sein, eine regionale, eine internationale.

Unterbringung und Leitsystem der documenta 2022 in Kassel

Für die Künstler habe man ein Schwesternwohnheim und das Hotel Hessenland als Quartier vorgesehen. Sabine Schormann kündigte an, dass dies auch öffentlich nutzbar sei – Ziel: an der Hotelbar können sich Begegnungen zwischen Bevölkerung und Künstlern ergeben.

Um Gedränge zu vermeiden, kann die documenta gegebenenfalls an den großen Standorten Zeitfenster einrichten, für die dann ein Besuch gebucht werden kann. Außerdem kündigt Schormann an, sei ein System geplant, bei dem Besucher nachschauen können, wie viel Andrang an welcher Location ist, um ad hoc ihre Route planen zu können. Dabei soll so viel wie möglich barrierefrei zugänglich sein.

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Guides und Publikationen zur documenta fifteen in Kassel

Die Führer, die Touren über die Ausstellung anbieten, heißen Sobat – indonesischer Plural: Sobat Sobat. Übersetzen ließe sich das mit „bester Kumpel“. Sie sollen die Besucher willkommen heißen und werden in mehreren Sprachen verschiedene Tourangebote machen – bis hin zur Fahrradführung.

Der Göttinger Verleger Gerhard Steidl und das Kunsthaus Göttingen kommen als Partner zur d15, etwa für anspruchsvolle Publikationen. „Aber die documenta bleibt in Kassel.“ Einige Publikationen wird, wie immer, auch die documenta selbst herausgeben, unter anderem für Familien. Zu einem Filmprogramm kommen drei besondere Wochenenden mit dem documenta-Team zu verschiedenen Schwerpunkten. Die „Majelis akbar“ – die große Versammlung aller d15-Beteiligten, die jetzt immer wieder digital stattfindet, soll dann gegen Ende der Ausstellung nochmal in Kassel live erlebbar sein. (Bettina Fraschke)

Monate vor der documenta fifteen sind viele Hotels in Kassel bereits ausgebucht. Zudem bewerben sich viele Gastronomen auf einen Stellplatz am Friedrichsplatz, auf dem es zur documenta fifteen eine Bio-Bewirtung geben soll.

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