Nach Einbruch in documenta-Standort: Künstler beunruhigt – Personal soll aufgestockt werden

Kassel – Gut zwei Wochen vor der Eröffnung der documenta fifteen rückt immer mehr der Sicherheitsaspekt in den Mittelpunkt. Hintergrund sind die jüngsten Vorkommnisse in der Werner-Hilpert-Straße 22, einem Standort der Weltkunstausstellung.
Unbekannte waren zwischen Freitagabend und Samstagvormittag in den Ausstellungsraum des palästinensischen Kunst-Kollektivs „The Question of Funding“ eingebrochen und hatten die Wände mit Worten und Zahlen beschmiert, die auf ein politisches Motiv hindeuten und sich als Morddrohung interpretieren lassen. „The Question of Funding“ hatte zuletzt im Zentrum der Antisemitismusvorwürfe gegen die documenta fifteen gestanden.
Nun ist von einer großen Verunsicherung der Künstler die Rede. Die kommt beispielsweise in einem im Internet kursierenden Beitrag von Teilnehmern zum Ausdruck. Darin heißt es, dass Künstler alarmiert seien. Die documenta und die Stadt Kassel müssten Verantwortung für die Sicherheit von Gästen und den Schutz von Kunstwerken übernehmen.
Sorge hat auch Arya Atti. Die in Kassel lebende syrische Künstlerin und Inhaberin der Galerie Violett ist bereits Opfer eines Anschlags auf ihre Kunstwerke geworden. Zur documenta-Eröffnung plant sie den Start einer neuen Ausstellung mit 21 Kollegen aus Ägypten. Sie sagt: „Ich habe kein gutes Gefühl.“
Die Stadt hat angekündigt, dass das Sicherheitskonzept für die documenta entsprechend angepasst und das Sicherheitspersonal aufgestockt wird, ohne Details zu nennen. Am Mittwoch hatte nach Angaben der Stadt aus diesem Anlass bereits ein Treffen mit Künstlern und Vertretern des Polizeipräsidiums Nordhessen im Ruruhaus stattgefunden, das Oberbürgermeister Christian Geselle angeregt haben soll. Geselle: „Wir werden alles tun, um die documenta fifteen sowie die Künstlerinnen und Künstler zu schützen. Sie sollen sich in Kassel sicher, willkommen und wohl fühlen.“
Die Polizei bestätigt den engen Austausch mit der Stadt und der documenta als Veranstalter. Sprecher Matthias Mänz betont: „Die Polizei führt bei größeren öffentlichen Veranstaltungen immer fortlaufend eine Bewertung der aktuellen Sicherheitslage durch. Dazu gehört auch die Bewertung von möglichen Gefährdungslagen.“ Einfließen in die Bewertung würden auch Straftaten wie die zuletzt in der Werner-Hilpert-Straße. (Kathrin Meyer und Florian Hagemann)