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Mit gebrauchtem VW-Rad über die documenta – kostenloser Fahrradverleih

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Von: Sven Kühling

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Kostenlos leihen: Bernice delos Reyes aus Berlin lässt sich von André Darras von „Outlaw“ (links) und Florian Lukes ein Rad zeigen. Im Hintergrund sind dabei Kaan Yilmaz (von links), Ausbilderin Uta Ludwig, Sebastian Kaminski (hockend) und Atakan Beslioglu.
Kostenlos leihen: Bernice delos Reyes aus Berlin lässt sich von André Darras von „Outlaw“ (links) und Florian Lukes ein Rad zeigen. Im Hintergrund sind dabei Kaan Yilmaz (von links), Ausbilderin Uta Ludwig, Sebastian Kaminski (hockend) und Atakan Beslioglu. © Sven Kühling

Auf der documenta in Kassel kann man sich kostenlos Fahrräder leihen. Das haben Auszubildende des VW-Werks in Baunatal auf die Beine gestellt.

Kassel/Baunatal – „Viele fahren heute sowieso solche Oldschool-Fahrräder“, sagt Florian Lukes. Gemeinsam mit anderen Auszubildenden aus dem VW-Werk Kassel in Baunatal verleiht er am Stand von Volkswagen gegenüber der documenta-Halle Fahrräder an Besucher der Weltkunstausstellung. Das Besondere an dem Verleihsystem ist: Die Räder sind allesamt gebraucht.

Die Fahrräder wurden in den Werken Kassel und Hannover von Mitarbeitern irgendwann mal zurückgelassen. Jetzt werden sie – verkehrstechnisch auf Vordermann gebracht – an Gäste aus der ganzen Welt für eine Tour über die documenta ausgegeben. Kostenlos.

Mit dieser Idee recycelter Fahrräder liegt der Autokonzern genau auf der Linie der Ausstellungsmacher von „ruangrupa“. Die wollen nämlich zeigen, dass alte Dinge nicht zwanghaft weggeworfen werden müssen, sondern sinnvoll wiederverwendet werden können. Nachhaltig eben.

Schon in den ersten Tagen hätten sich viele Passanten nach dem Konzept der Ausleihe erkundigt, berichten die angehenden Industriemechaniker um Ausbilderin Uta Ludwig. Insgesamt seien es 70 Lehrlinge aus der VW-Akademie in Baunatal, die sich abwechselten, berichten Ludwig und VW-Sprecher Heiko Hillwig. Sieben Tage in der Woche hat der Stand von 10 bis 20 Uhr geöffnet.

Eingebunden in das System ist das Kasseler Jugendprojekt „Outlaw“, das benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu einer Perspektive in der Schul- und Berufsausbildung verhelfen soll. 16 junge Leute von „Outlaw“ haben die Fahrräder aus den VW-Werken technisch aufgemöbelt, berichten Projektleiter Alexander Lowitzki und Geschäftsführerin Natascha Meiberth-Brück. Lowitzki hofft auf einen intensiven Effekt für die Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf, „dass diese durch das Leben rund um die große Ausstellung aus der Versenkung gezogen werden“.

Die Helfer von Outlaw haben die Räder von VW nicht nur technisch vorbereitet, sie stehen auch mit Werkzeug und Flickzeug in einer kleinen Werkstatt am VW-Stand bereit, falls ein verliehenes Rad mal schlapp macht.

Die jungen Azubis sind insgesamt überrascht, dass sich in den ersten Tagen so viele Leute für die Herkunft der Räder und das „Upcycling“ interessiert haben. „Es kommen Leute vorbei und finden das einfach cool, dass diese Fahrräder im VW-Werk unterwegs waren“, berichtet etwa Sebastian Kaminski.

Und so funktioniert es: Personalausweis vorlegen, davon wird ein Foto gemacht. 20 Euro Pfand hinterlegen. Das Geld gibt es bei der Abgabe zurück. Und losfahren... (Sven Kühling)

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