Kassel/Wien. Erstmals nach dem Ende der documenta 14 äußert sich der künstlerische Leiter öffentlich zu inhaltlichen und finanziellen Fragen.
Adam Szymczyk sprach am Rande einer Podiumsdiskussion in Wien mit der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ über die Weltkunstschau. Wir dokumentieren Auszüge.
Adam Szymczyk über...
... seine Rolle als Vermittler:
„In manchen Medien wurde ich als jemand beschrieben, der nicht gesprächig ist (...). Ich verstehe das nicht. Ich versuche immer zu kommunizieren und habe viele öffentliche Gespräche geführt. (...) Nun, im Hinblick auf die finale Phase, die die Diskussion zu den Finanzen einschließt, denke ich nicht, dass es meine Rolle ist, akkurat über finanzielle Details Auskunft zu geben. Ich kann nur einen weiten Blick auf das Verhältnis von Ökonomie, Kunst und Politik geben: Es ist ein Moment, der auf gewisse Weise diese Abhängigkeiten von künstlerischer Produktion, politischen Entscheidungen und Ökonomie zwischen Deutschland und Griechenland entblößt.“
„Vielleicht wegen der Geschichte zwischen Deutschland und Griechenland, Süden und Norden. Das ist irgendwie modellhaft. Grundsätzlich wurden ein paar prospektive, errechnete Zahlen, die noch nicht Fakten sind, als solche angeführt, dann plötzlich liest man auch, alles sei passiert, weil die Dinge in Griechenland aus dem Ruder liefen. Irgendwie wird die Verantwortlichkeit sachte in Richtung Athen geschoben, weil es dieses „Andere“ ist, der Ort, von dem wir nicht genau wissen, was dort vorgeht, wo es Korruption, Bestechung und Koffer voller Geld gibt. Es ist wie ein Gangsterfilm (...).“
„Von Anfang an ist der stereotype Blick auf ein Kräftegleichgewicht und darauf, wer in der Position ist, Lektionen zu erteilen, und wer, Lektionen zu erhalten, für die documenta 14 völlig inakzeptabel gewesen. In diesem Fall sind die Griechen nicht schuld. Vielleicht zum ersten Mal – das freut mich.“
„Das ist auch ein trauriges Bild. Ich sage deswegen aber nicht, dass die Zahlen im roten Bereich sein müssen! Die Zahlen müssen schon stimmen, das ist mir klar. Aber wenn sie nicht stimmen, ist das nicht nur als ein Desaster zu verstehen. Es ist auch eine Gelegenheit, um darüber nachzudenken, wie die documenta organisiert ist und ob ein Budget, das auf dem jetzigen basiert, dem Kurator der nächsten Ausgabe genug Kapazitäten gibt. Viele im Umfeld der documenta sind der Meinung, dass die Organisation geändert werden sollte. (...) Nötig wäre es, dass die bestehende Autonomie der Ausstellung intakt bleibt.“
„Ich sage nur, dass die Höhe des Etats eine politische Entscheidung ist, hinter der die Politiker auch in schwierigen Momenten stehen sollten. Das sind politische Entscheidungen, auf die ich keinen Einfluss habe.“