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Pflanzen aus der Gärtnerei K & K wachsen auf der d 15 und bei Lichte Wege

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Von: Christina Hein

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Lebendige Inseln: Am Bootsverleih Ahoi, an der Fulda hat documenta-Künstlerin Ilona Németh mit Marian Ravasz „The Floating Gardens“ installiert.
Lebendige Inseln: Am Bootsverleih Ahoi, an der Fulda hat documenta-Künstlerin Ilona Németh mit Marian Ravasz „The Floating Gardens“ installiert. © Andreas Fischer

Wenn es in diesem Sommer irgendwo in der Stadt wächst und grünt und das Ganze als Kunst deklariert ist, könnte es gut sein, dass die Hauptdarsteller, die Pflanzen, aus der Gärtnerei K & K Stauden von Konstantin März und Katharina Wöstefeld stammen.

Kassel – Die beiden Fachleute sind mit ihren selbst gezogenen Gewächsen auf gleich zwei Ausstellungen präsent: auf der documenta fifteen und bei Lichte Wege auf dem Weinberg.

Es sei eine völlige Überraschung gewesen, als im Februar im K & K-Postfach eine Mail der slowakischen Kunstprofessorin und Künstlerin Ilona Németh aufploppte, erzählt Wöstefeld. „Ich dachte, das ist eine Spam-Nachricht und hätte sie fast gelöscht.“ Zum Glück hat sie sie doch gelesen und vom Anliegen der documenta-fifteen-Teilnehmerin aus Bratislava erfahren. Für ihre Arbeit „The Floating Gardens“, zwei jeweils zwölf Quadratmeter große Kunststoffinseln, die auf der Fulda schwimmen, war Németh auf der Suche nach Mitarbeitern und vor allem nach Pflanzenproduzenten. Ihre Idee war ein „Future Garden“, der aus Pflanzen besteht, die die Erde von Giften und Schwermetallen reinigen und solchen, die sich dem Klimawandel anpassen. Die zweite Insel, „Healing Garden“, ist mit Kräutern bepflanzt und soll anhand von günstigen und ungünstigen Nachbarschaften das Thema Koexistenz beleuchten.

Auf Konstantin März war Németh nach Recherchen im documenta-Archiv gestoßen. März war 2012 zur d 13 im Einsatz für die documenta-Teilnehmer „Andandand“, die am Ottoneum einen Teegarten angelegt hatten.

Nach mehreren Skype-Gesprächen hat sich das Gärtnerpaar im Frühjahr mit Németh in Kassel getroffen. Bald habe sich eine angenehme Zusammenarbeit entwickelt, sagt März. „Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge“, so Wöstefeld. „Letztlich haben wir die Beratung gemacht und die Pflanzen dann auch geliefert“, erläutert sie. Am Projekt beteiligt waren und sind noch andere, so die Kollegen von der Initiative Essbare Stadt sowie lokale Mitarbeiter, die die Pflege übernommen haben.

Auch März und Wöstefeld schauen regelmäßig nach ihren Schützlingen und freuen sich, dass die Erdbeeren neben dem Knoblauch, die Tomaten neben der Kapuzinerkresse, Schafgarbe, Ysop, Mangold und alle anderen Babys aus ihrem Betrieb gedeihen. „Die sind super gewachsen“, sagt März, der befürchtet hatte, dass das Wasser die Erde in den Pontons zu sehr abkühlen könnte.

K wie Kunst: Konstantin März und Katharina Wöstefeld – hier auf dem Weinberg – haben in ihrer Gärtnerei Gemüsepflanzen und Kräuter gezogen, die zurzeit in Kassel als Kunstwerke bewundert werden können.
K wie Kunst: Konstantin März und Katharina Wöstefeld – hier auf dem Weinberg – haben in ihrer Gärtnerei Gemüsepflanzen und Kräuter gezogen, die zurzeit in Kassel als Kunstwerke bewundert werden können. © Christina Hein

Nicht nur auf der Fulda ziehen K & K-Pflanzen die Blicke an. Auch ein weiteres lebendiges Kunstwerk, wenige Kilometer entfernt, auf dem Weinberg, gedeiht  – auch dank einer automatischen Tröpfchen-Bewässerung. Hier sind Wöstefeld und März mit der Essbaren Stadt selber Kunstschaffende und haben für die Ausstellung Lichte Wege (für die März schon in der Vergangenheit tätig war) einen hängenden Garten kreiert. Er soll Fragen nach zukunftsfähigem Gemüseanbau aufwerfen. An der Stützwand über der Gewächshaus-Ruine ranken Kürbisse, blüht Sonnenhut, reift allerlei Essbares. „Die Tomaten haben durch die Hitze eine dicke Schale bekommen und sind säuerlicher als normal“, erklärt März. Aber hier geht es ja eher um die Optik.

Katharina Wöstefeld (35) und Konstantin März (37) waren schon als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Paderborn ein Paar, das die Leidenschaft fürs Gärtnern teilte. Beiden war die Liebe fürs Gartengrün in die Wiege gelegt worden. Schon als Kinder seien sie mit Gießkannen in den Gärten der Familien herumgelaufen. Zusammen studierten sie Landschaftsarchitektur. Für den Master kamen sie nach Kassel. Und sind geblieben, weil sie sich mit dem Erwerb der ehemaligen „Rosen-Gärtnerei Schmidt“ im Kasseler Norden ihren Traum vom eigenen biozertifizierten Betrieb erfüllen konnten.

Dort finden sich neben einem großen Stauden- und Gemüsepflanzen-Sortiment viele Liebhabereien von alten Pflanzen bis zu 110 verschiedenen Tomaten. Dass sie jetzt auch künstlerisch gefordert sind, gefällt ihnen. „Wir finden, es gibt nichts Spannenderes als Veränderung“, lautet ihre Philosophie – frei nach dem Garten-Pionier Karl Förster, der erklärt hatte: „Man geht nie zweimal in denselben Garten.“

Info: Die d 15 findet bis 25. September, die Ausstellung Lichte Wege bis 17. September statt.

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