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Regionales Gastmahl im Renthof zur documenta

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Von: Axel Schwarz

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Kulinarische Pläne zur documenta: Von links Renthof-Küchenchef Till Retting, die Eigentümer Uwe Kleinkauf und Rainer Holzhauer sowie Gastkoch Christoph Brand (sonst „Fliegende Köche“). Hier gibt es gerade einen Karotten-Hotdog im Milchbrötchen.
Kulinarische Pläne zur documenta: Von links Renthof-Küchenchef Till Retting, die Eigentümer Uwe Kleinkauf und Rainer Holzhauer sowie Gastkoch Christoph Brand (sonst „Fliegende Köche“). Hier gibt es gerade einen Karotten-Hotdog im Milchbrötchen. © Axel Schwarz

Mit Verstärkung durch Christoph Brand („Fliegende Köche“) will das Küchenteam vom Renthof in Kassel den Nachhaltigkeits-Ansatz der documenta feiern.

Kassel – 100 Tage documenta, das heißt für den Hotel- und Restaurantbetrieb im Kasseler Renthof „100 Tage ausverkauft“, weiß Mitinhaber Rainer Holzhauer aus Erfahrung. Mit den Themen Regionalität und Nachhaltigkeit, die bei der Weltkunstschau stark in den Blick rücken werden, ist der Renthof schon seit Ende 2020 höchst ambitioniert unterwegs. Zur documenta wollen die Betreiber nun die nächste Stufe zünden. Bei einer Veranstaltung für Lieferanten und geladene Gäste stellten sie am Dienstag ihre Pläne und Angebote für den documenta-Sommer vor.

Ob Gemüse, Fleisch, Fisch, Pilze oder Milchprodukte: Mit einem Netzwerk von etwa 30 Erzeugern aus maximal 100 Kilometern Umkreis bestreitet der Renthof seine Kücheneinkäufe inzwischen weitestgehend regional. Doch wenn die Menüs in documenta-Zeiten weggehen wie warme Semmeln – was ist, wenn einzelne Regionalzutaten zur Neige gehen? Dann wolle der Renthof konsequent bleiben und den Gästen eben andere heimische Produkte schmackhaft machen, erläuterte Gastronom Holzhauer.

Deshalb werde es 100 Tage lang im Renthof ausschließlich ein „documenta-Menü“ geben: viele kleine, stets wechselnde und strikt regionale Teller, die jeweils als bunte Vielfalt in einigen Gängen auf den Tisch kommen. Im Preis von 70 Euro sind Wasser sowie Rot- und Weißwein enthalten – so viel der Gast wünscht, aber nach Auswahl der Gastgeber. Analog funktioniert ein Zwei-Gang-Mittagsmenü zu 25 Euro.

„Wir werden das einkaufen, was es gibt“, fasste Holzhauer zusammen; „und das gibt es, solange es da ist.“ Eine Menükarte werde es erst gar nicht geben, die Gäste dürften aber damit rechnen, „dass sie glücklich hier rausgehen werden“. Renthof-Mitinhaber Uwe Kleinkauf bezeichnete es als begrüßenswert, dass das „Zukunftsthema, mit dem wir unterwegs sind“, bei der documenta fifteen nun so viel Gewicht bekommen werde.

Für das nachhaltige Bewirtungskonzept hat die Renthof-Küche Verstärkung durch einen bekannten Namen der regionalen Kulinarik bekommen. Christoph Brand, im Alltagsgeschäft Kopf der „Fliegenden Köche“, wird das Aufgebot an nordhessischen Köstlichkeiten konzeptionell mitgestalten, kreativ veredeln und über weite Strecken der 100 documenta-Tage auch vor Ort sein. Brand lobte die Vorreiterrolle, die der Renthof beim Thema Nachhaltigkeit einnehme: „Ich finde es gut, dass hier ein Ausrufezeichen gesetzt wird.“ Nach Angaben von Renthof-Küchenchef Till Retting bedingt das auch, dass man das übliche Verhältnis zu Lieferanten anders denkt: „Wir kehren die Fragestellung um und wollen wissen: Sagt ihr uns doch, was ihr gerade liefern könnt.“

Mit einer Vielfalt spannender regionaler Teller-Kompositionen zeigte das Küchenteam, wie man sich als Gast das Ganze vorzustellen hat. Fast alles bei der Premiere war gemüsebasiert, oft aber – wie beim Chili-Soja-Hack im Salatblatt – so unvermutet deftig, dass auch bei erklärten Fans nordhessischer Küche keinerlei Verzichtsgefühle aufkamen. Überraschung des Abends war Christoph Brands „Weckeweed“ mit sauren Gurkenstreifen und Pellkartoffeln: Dass diese optisch wie geschmacklich verblüffend gelungene Weckewerk-Alternative rein pflanzlich ist, hätten auch Kenner des kontrovers beleumundeten Regional-Klassikers nicht vermutet. (Axel Schwarz)

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