1. Startseite
  2. Kultur
  3. documenta

Tops und Flops auf der d15: Nudelparty, Schwalbennester und Meydan

Erstellt:

Von: Leonie Krzistetzko, Bettina Fraschke, Mark-Christian von Busse

Kommentare

Junge Tänzer vor der Haferkakaofabrik: Die Dance Company Prumsodun Ok & Natyarasa aus Kambodscha.
Junge Tänzer vor der Haferkakaofabrik: Die Dance Company Prumsodun Ok & Natyarasa aus Kambodscha. © Bettina Fraschke

Die documenta 15 zeigt Kunst an 32 Standorten und hat ein großes Veranstaltungsprogramm. Die Kulturredaktion bespricht daraus jede Woche ihre Tops und Flops.

Top: Pracht vor der Ruine: Künstler aus Kambodscha zu Gast am Sandershaus

Präzise, langsam und hochkonzentriert führten die Tänzer von Prumsodun Ok und seiner Company Natyarasa aus Kambodscha ihre Bewegungen aus. In traditionelle Khmer-Stoffe gewandet, mit Gürteln, Haarreifen und Spangen für Arme und Beine setzten sie festliche Farbtupfer auf der Bühne vor der Ruine der Haferkakaofabrik hinter dem Sandershaus. Ein Höhepunkt des Wochenendprogramms zum Meydan-Festival. Über hundert Zuschauer verfolgten, teils auf Isomatten, teils auf dem trockenen Gras lagernd, das Programm zu Musik vom Band.

Prumsodun Ok berichtete nach dem frenetischen Schlussapplaus über sein Projekt, jungen Tänzern aus der queeren Community Sichtbarkeit und eine berufliche Perspektive zu bieten, nach dem Genozid sei der kulturelle Neuanfang fürs Land nicht leicht gewesen.

Die Reaksmey Angkor Band spielte danach unter dem Vordach des Sandershauses auf und lud zum Tanzen ein, daneben wurde ein riesiges Buffet für eine „Nudel-Party“ aufgebaut. Zum duftenden, brodelnden Suppentopf gab es eine Vielfalt frisch geschnittener Kräuter und Gemüse, dazu Nestchen von Reisnudeln. Das Sa Sa Arts Project hatte eingeladen. BETTINA FRASCHKE

Flop: Rätseln über die Schwalbennester: Künstler von Werk am Fridericianum nicht leicht ersichtlich

Während Richard Bell und Dan Perjovschi inzwischen geläufig sind – von ihnen sind die Schuldenuhr und die Zeichnungen auf den schwarz bemalten Säulen –, ist der Urheber eines weiteren Außenkunstwerks am Fridericianum weitgehend unbekannt. Das ist schade, denn auch seine „Schwalbennester“ an der Fassade verdienen Beachtung.

Installation „The Nest“ von Roma-Künstler Sead Kazanxhiu auf der documenta 15.
Installation „The Nest“ von Roma-Künstler Sead Kazanxhiu auf der documenta 15. © Mark-Christian von Busse

Wer sie geschaffen hat, ist immerhin auf der documenta-Website leicht zu finden: Die Nester aus Holz, Metalldraht, Polyurethanschaum und Farbe stammen vom Roma-Künstler Sead Kazanxhiu. Der 35-Jährige lebt in Tirana. „The Nest“ wurde dort erstmals 2012 am albanischen Nationalmuseum installiert. Eingeladen wurde Kazanxhiu von der ungarischen Off-Biennale mit ihrer Idee eines „RomaMoma“. Seine Installation verweist laut Website „auf einen Status zwischen Heimeligkeit und Fremdsein“. MARK-CHRISTIAN VON BUSSE

Top: Künstler-Merchandising bei Pop-Up-Markt im Ruruhaus

Nur wenige Quadratmeter groß war der Kios-Pop-Up-Markt im Ruruhaus, der am Wochenende zum letzten Meydan-Festival aufgestellt wurde und von außen wenig elegant nach einem Flohmarkt mit Wühlkisten aussah. Wer sich dann aber durchwühlte, konnte einige Schnäppchen ergattern – denn die Produkte der Lumbung-Künstler wurden zum Teil stark runtergesetzt. So zum Beispiel T-Shirts von Sa Sa Arts Project aus Kambodscha (siehe erstes Top). Die Beliebtheit der Produkte zeigte sich am Ansturm am Samstagabend. LEONIE KRZISTETZKO

Top: Mitreißend: Trommeln bei Hübner

Welche Kraft Musik hat, ist an vielen Stellen auf der documenta fifteen zu erleben. Auch in der Hübner-Halle bei der Präsentation der Jatiwangi art Factory, eines der 14 Lumbung-Member. Das Kollektiv aus Indonesien ist bestrebt, am Ort der ehemals größten Ziegelindustrie Südostasiens durch Kunst und kulturelle Aktivitäten eine neue, in die Zukunft weisende Identität der Region auszubilden – unter Einbeziehung des traditionellen Werkstoffs Tons.

Bei Hübner sind Ausschnitte des alle drei Jahre abgehaltenen Festivals „Rampak Genteng“ in Jatiwangi zu sehen, das zu Beginn der d15 in sehr viel kleinerer Form auch in Kassel stattgefunden hat. Dachziegel und Stäbe liegen bereit, mit denen man im Rhythmus der Übertragung mitmachen kann. Viele Besucher lassen sich inspirieren, kurz mitzutrommeln und so für einen Moment zu einem Teil dieses mitreißenden, Gemeinschaft schaffenden Rituals zu werden. MARK-CHRISTIAN VON BUSSE

Top: Sticker weg - Grimmwelt hat reagiert

Nach Kritik über die Ver-Stickerung der Umgebung rund um die Grimmwelt durch die Eintrittskartenaufkleber, die die Besucher nach dem Besuch irgendwo in die Umgebung kleben, hat das Haus reagiert. In einer Übergangslösung können die Aufkleber auf eine Stellwand am Ausgang geklebt werden, so Sprecherin Katja Blum. Eine Firma soll die Sticker aus dem öffentlichen Raum entfernen. BETTINA FRASCHKE

Auch interessant

Kommentare