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Blinker gibt Rhythmus vor: VW-Soundorchestra in Baunatal bietet Workshops zur documenta an

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Von: Sven Kühling

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Hier finden die Workshops statt: Am K 19 an der Universität Kassel wird für die Auftritte gemeinsam mit dem VW-Soundorchestra geübt. Hier erzeugen Detlef Morawietz (links) und Olaf Pyras am Klangbus, einem 40 Jahre alten VW LT 28, einen Rhythmus.
Hier finden die Workshops statt: Am K 19 an der Universität Kassel wird für die Auftritte gemeinsam mit dem VW-Soundorchestra geübt. Hier erzeugen Detlef Morawietz (links) und Olaf Pyras am Klangbus, einem 40 Jahre alten VW LT 28, einen Rhythmus. © privat/nh

Ein VW-Transporter steht im Mittelpunkt eines Workshops, den das VW-Soundorchestra Baunatal zur documenta anbietet.

Kassel/Baunatal – Sobald Olaf Pyras den Scheibenwischer einschaltet und sich zu dem synthetisch wirkenden Reiben der Wischerblätter noch das Ticken des Blinkerrelais gesellt, entsteht ein Rhythmus, ein Sound. Die Frontscheibe des genau 40 Jahre alten VW LT 28 hört sich beim Draufklopfen an wie eine dicke Bass-Trommel. Die Abschnitte der Seitenwand wie eine Steeldrum, was sofort südländisches Flair erzeugt.

Der VW-Transporter und Olaf Pyras stehen im Mittelpunkt der Workshops, die das VW-Soundorchestra aus dem VW-Werk Kassel in Baunatal zusammen mit der Uni Kassel zur documenta fifteen anbietet. Vor der documenta-Pressekonferenz heute im Auestadion tritt das VW-Orchester auf – natürlich ebenfalls mit dem VW-Soundbus. Auch bei dem offiziellen Start der Ausstellung am Samstag, 18. Juni, ist die Band ab 13 Uhr vor dem Fridericianum zu hören.

Besucher sollen in den Workshops an dem Transporter mit der Aufschrift „Universität Kassel“ ebenfalls auf die Suche nach neuen Klangvarianten gehen. „Wir spielen beispielsweise auch auf dem Dach des Autos“, sagt Pyras, der Dozent am Institut für Musik ist und die Workshops unter dem Titel „Soundcycling documenta 15“ konzipiert hat. Am 22. Juni und 13. Juli gibt es beispielsweise von 13 bis 17 Uhr jeweils einen Open-Klangkunst-Workshop mit ihm und Studierenden am Fridericianum – ohne Anmeldung. Während der 100 Tage der Kunstschau folgen weitere Angebote dieser Art, mit Anmeldung und gemeinsamer Abschluss-Performance mit dem VW-Soundorchestra am Fridericianum.

Die Möglichkeiten an dem Soundbus scheinen jedenfalls unerschöpflich. Am Armaturenbrett haben die Musiker des VW-Soundorchestras Mikrofone installiert, darüber werden die Klänge aus dem Innenraum verstärkt. Die Höhenverstellung der Scheinwerfer, sagt Pyras, erzeuge ein ganz besonderes Geräusch. „Das ist extrem laut.“

Und dann trommelt er schon wieder auf der Kunststoffstoßstange herum. Und dabei hört sich das unscheinbare Autoteil an wie hochwertige Bongos in einem Percussion-Ensemble.

Schon früh habe er sich mit Mitgliedern der Künstlergruppe ruangrupa getroffen, berichtet Pyras. Die Idee, Musik mit einem ausrangierten Transporter zu machen, passe genau in das Konzept der Ausstellung. „Der wird eben nicht weggeworfen, sondern weiterverwendet“, berichtet Pyras.

Die Musiker des Soundorchestras waren im Vorfeld bereits sehr kreativ. Am Scheibenwischer außen haben sie einen Kabelbinder befestigt, der die Saiten einer Gitarre anschlagen kann. Außerdem hat Schlagwerker Pyras Klangtische gebaut. Über Tonabnehmer lassen sich mit Teilen aus dem Baunataler VW-Werk immer wieder neue Klänge erzeugen. Dabei gelangt der Klangkünstler vor allem beim Blick auf den Star seiner Workshops – den Klangbus – zu dem Fazit: „VW hat unglaublich gut klingende Autos gebaut.“

Anmeldung und Infos zu den Workshops „Soundcycling documenta 15“ gibt es unter: soundart@documenta.de (Sven Kühling)

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