Die Söhne Mannheims Piano begeisterten beim Jazzfrühling in Kassel

Mit einem Konzert im Atrium der Volksbank Kassel Göttingen bewiesen die Söhne Mannheims, dass eine Bankfiliale ein geeigneter Ort für gute Musik sein kann
Kassel – Es waren schon ganz schön viele Vorschusslorbeeren, die ihnen beim Betreten der Bühne gereicht wurden: Jubelnder Applaus und Pfiffe. Und das, ohne einen Ton gesungen zu haben, eingeleitet nur von ersten Tönen am Klavier, die Florian Sitzmann locker elegant ins Publikum spülte. Doch nachdem die Sänger das Mikrofon angesetzt und die ersten Töne gesungen hatten, war klar, den Söhnen Mannheims eilt zwar ihr Ruf voraus, das aber zurecht. Die Energie, die zwischen Bühne und Publikum hin und her floss, entzündete sich mit jedem Ton neu und machte den Abend im Atrium der Volksbank Kassel Göttingen zu etwas ganz Besonderem.
„Wir machen es wie Montreux“, meinte Theaterstübchenchef Markus Knierim zu Beginn. Denn auch das renommierte Jazzfest ist offen für unterschiedliche Musikstile. Und so reihten sich die Söhne Mannheims Piano in den bunten Kanon des 14. Jazzfrühlings des Theaterstübchens, bei dem vor allem eines zählt: gute Musik.
Piano und Stimmen – damit hat die ansonsten mit mehr als ein Dutzend Mitglieder aufwartende Band so etwas wie ein musikalisches Elixier ihrer 27 Jahre währenden Geschichte geschaffen. Intensiv ist das, was das Sextett da auf der Bühne präsentiert. Ikonische Songs wie „Dein Leben“, „Eine Million Lieder“ und „Wir leben im Jetzt“ sind für die in unterschiedlicher Besetzung performenden Vokalisten so arrangiert, dass sie zwar den typischen „Söhne-Charakter“ spiegeln, dennoch nicht bloß aufgewärmt wirken. Das liegt auch an der hervorragend austarierten Zusammensetzung der Sänger Karim Amun, Dominic Sanz, Michael Klimas, Giuseppe „Gastone“ Porello mit Rapper Metaphysics – jeder für sich deckt eine ungewöhnliche Bandbreite stimmlicher Klangfarben ab. Insgesamt bilden sie einen großen Klangkörper ausgewogener Harmonie.
Florian Sitzmann ist ein begnadeter Pianist, der den ganzen Abend ohne ein Notenblatt bestreitet. Mal zart perlend, dann mit wuchtigen Akkorden bildet er das Fundament, auf dem die Stimmen genügend Raum haben, sich zu entfalten. Ein Song, der mit den Söhnen Mannheims verbunden ist, sei anfangs durch verschiedene Sänger interpretiert worden und zu etwas sehr Schönem gereift, berichtet Sitzmann. Und das stimmt, wie Sanz und Amun bei „Und wenn ein Lied“ im Duett beweisen.
Die Botschaften sind klar und kommen an. Auch Lieder neuerem Datums benennen die Probleme: Gier, Hass, Umweltzerstörung und geheuchelte Moral. Aber nicht ohne immer wieder Auswege aufzuzeigen, wie in den neuesten Songs „Mut“ und der am Freitag erschienenen Single „Kompassnadel“, Vorboten des voraussichtlich im Juni erscheinenden siebten Studioalbums „Kompass“.
Zwischendurch wundert Amun sich: „Und ihr seid also das Jazzpublikum.“ Mitklatschen, Mitsingen – die rund 300 Zuhörer gehen mit, eine Steigerung ist am Ende nur durch Applaudieren im Stehen möglich. Amun gibt die Begeisterung zurück: „Eines müsst ihr uns versprechen, wenn wir wieder nach Kassel kommen, egal wo, ihr müsst dann auch alle kommen.“
