KASSEL. „Mit ihrem präzisen, kühl beherrschten Zugriff bringen die vier Frauen aus Weimar die internationale Kritik zum Schwärmen“, schrieb ein führendes Klassikmagazin über das Klenke-Quartett. Wobei das Wort „kühl“ wohl den überaus positiven Sachverhalt meint, dass die Musikerinnen Ausdruck nicht mit Kraftmeierei verwechseln.
Darüber konnte man bei „Komponistinnen und ihr Werk“ in der Lutherkirche tatsächlich nur schwärmen. Besonders charakteristisch ist der delikate Klenke-Klang, wenn Annegret Klenke und Beate Hartmann (Violinen), Yvonne Uhlemann (Viola) und Ruth Kaltenhäuser (Cello) das kontrolliert eingesetzte Vibrato noch mehr zurückfahren und die Töne zärtlich leuchten lassen wie in den altertümlichen Choralzitaten im langsamen Satz des Streichquartetts g-moll von Emilie Mayer (1812-1883). Es verstand sich fast von selbst, dass das Ensemble Grazie, Wehmut und Kühnheit in Mozarts Quartett G-Dur KV 387 wunderbar traf.
Aber nicht nur deshalb war es ein Konzertereignis für leider nur 50 Zuhörer. In der 86-jährigen Berliner Komponistin Ursula Mamlok, die 1939 emigriert war, lange in den USA gelehrt hatte und seit 2006 wieder in ihrer Geburtsstadt lebt, lernte man eine eindrucksvolle Persönlichkeit kennen, die meisterlich geschliffene, an die Wiener Schule anknüpfende Werke schreibt. Wie Mamlok im Gespräch mit Christel Nies erklärte, hörte sie ihre Bagatellen aus dem Jahr 1961 an diesem Abend zum ersten Mal: „Ich habe gar nicht gewusst, dass sie gut sind.“
Von Georg Pepl