Zur Elbphilharmonie-Eröffnung: Spektakuläre 360-Grad-Videos

Hamburg - Endlich ist es so weit: Nach knapp zehn Jahren Bauzeit wird die Hamburger Elbphilharmonie eröffnet. Schon jetzt wird das Konzerthaus als „Jahrhundertbau“ und „Klangwunder“ gefeiert.
Hamburgs neues Wahrzeichen erklingt: Nach zehnjähriger Bauzeit wird die Elbphilharmonie am Mittwochabend (20.15 Uhr) mit einem Konzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters eröffnet. Unter Leitung von Chefdirigent Thomas Hengelbrock werden die Musiker eine musikalische Reise von der Renaissance bis zur Gegenwart unternehmen. Auf dem Programm steht auch die Uraufführung eines Auftragswerks von Wolfgang Rihm, einem der wichtigsten deutschen Komponisten der Gegenwart.
Zuvor werden Bundespräsident Joachim Gauck, Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Architekt Jacques Herzog und Intendant Christoph Lieben-Seutter bei einem Festakt sprechen. Zu den 2100 geladenen Gästen gehört auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Außerdem haben sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und zahlreiche Politiker aus Bund und Ländern angekündigt. Zu den Prominenten gehören Regisseur Fatih Akin, Modeschöpferin Jil Sander, die Schauspieler Hannelore Hoger, Charly Hübner und Armin Mueller-Stahl sowie der Bauunternehmer und Präsident von Real Madrid Florentino Pérez.
Für Schaulustige wird die Musik optisch umgesetzt und als Lichtinstallation auf das spektakuläre Gebäude übertragen. Barkassenunternehmen laden zu Fahrten auf der Elbe ein. Das NDR Fernsehen überträgt die Feierlichkeiten live ab 18.00 Uhr, ebenso ist das Ereignis per Livestream auf YouTube zu verfolgen.
Der Grundstein für die Elbphilharmonie, die auch eine exklusive Penthouse-Wohnung zu bieten hat, wurde am 2. April 2007 gelegt. Jahrelang machte das Bauwerk Schlagzeilen mit Bauverzögerungen und Kostensteigerungen. Die erste Konzertsaison bis Anfang Juli ist bereits nahezu ausverkauft.
Spektakuläres Wahrzeichen und Bau-Desaster: Eine Chronologie der Hamburger Elbphilharmonie
Als spektakuläres Wahrzeichen soll die Elbphilharmonie Hamburg in aller Welt bekannter machen, doch der Bau geriet zum Desaster. Ein Überblick:
Anfänge des Projekts
Die Idee für eine über dem Hamburger Hafen thronende Philharmonie stammt ursprünglich von einem Projektentwickler und Architekten. Die Hamburger Politik greift den Plan Anfang des Jahrhunderts auf, der von Bürgermeister Ole von Beust geführte CDU-Senat treibt das Projekt voran. Im Februar 2007 stimmt die Bürgerschaft für den Bau auf dem Kaispeicher A, einem leerstehenden Lagerhaus.
Im April 2007 wird der Grundstein gelegt, in der Bauphase zeigen sich aber schnell Probleme, die für 2010 geplante Fertigstellung des architektonisch und bautechnisch anspruchsvollen Projekts rückt bald in weite Ferne. Die Lage verschlimmert sich immer mehr durch massive Unstimmigkeiten zwischen den Architekten, dem mit der Ausführung beauftragten Baukonzern Hochtief und der Stadt.
Eskalation und Neuanfang
Die Stadt zieht vor Gericht. Ab November 2011 kommt es sogar zum zwischenzeitlichen Baustopp, den Hochtief mit Statikbedenken begründet. Die Stadt widerspricht, später stellt sie Ultimaten. Erst im Juli 2012 lenkt Hochtief ein, der Bau geht danach weiter.
Im März 2013 legen Hochtief und die inzwischen von einem SPD-Senat unter Bürgermeister Olaf Scholz regierte Hansestadt den lähmenden Streit endgültig bei und unterschreiben nach langen Verhandlungen einen Vertrag, der sämtliche Verpflichtungen verbindlich neu festschreibt. Danach läuft es besser, die Arbeiten schreiten planmäßig weiter voran.
Die Sache mit den Kosten
Ihren zweifelhaften Ruf als eines der bekanntesten deutschen Skandalprojekte verdankt die Elbphilharmonie nicht zuletzt auch den aus dem Ruder laufenden Kosten. In einer Machbarkeitsstudie für Senat und Bürgerschaft von 2005 wird der Preis anfangs auf rund 186 Millionen Euro veranschlagt, davon nur 77 Millionen Euro für die öffentliche Hand.
In dem 2007 von der Bürgerschaft abgesegneten ursprünglichen Bauvertrag werden die Gesamtkosten bereits auf 241 Millionen Euro taxiert, der Anteil der Stadt hat sich auf 144 Millionen Euro verdoppelt. In den folgenden Monaten fordert das Baukonsortium um Hochtief unter Verweis auf die schwierige Umsetzung und Verzögerungen hohe Summen nach.
Ende 2008 liegt der von der Stadt zu zahlende Kostenanteil bereits bei 323 Millionen Euro. Erst mit dem Vertrag von 2013 schreiben beide Seiten die Kosten abschließend und endgültig fest. Laut Senat summiert sich die von der Stadt aufzubringende Summe am Ende auf 789 Millionen Euro - zehnmal so viel, wie zu Beginn diskutiert wurde.
Was die Stadt bekommt
Die spektakuläre 110 Meter hohe Philharmonie mit ihren geschwungenen Wellendach soll Hamburg als unverwechselbares "Markensymbol" im globalen Bewusstsein verankern - ganz so wie die Golden-Gate-Brigde von San Francisco oder die Oper von Sydney ihre Städte schon heute weltweit repräsentieren. Dahinter stehen durchaus ökonomische Überlegungen.
Die Idee ist, dass sich Metropolen im harten globalen Standortwettbewerb herausheben müssen, um Firmen, Kreative und Touristen anzuziehen. Bürgermeister Scholz verteidigte den Bau trotz der damit verbundenen immensen Schwierigkeiten im November bei der Einweihung der Besucher- und Aussichtsplattform als "richtige Entscheidung".
Künstlerisch sind die Ansprüche hoch. Als Heimat des NDR-Sinfonieorchesters soll die Elbphilharmonie ein Musikhaus von Weltrang werden. Ihr Herzstück ist der Große Saal mit 2100 Plätzen - ein architektonisches Highlight mit geschwungenen Zuhörerbalkonen nach dem Vorbild von Weinbergterrassen. Flankiert wird der Konzertbetrieb durch kommerziell vermarktete Bereiche wie ein Restaurant, ein Hotel und 45 Luxuswohnungen.
360-Grad-Video von der Baustelle der Elbphilharmonie
Video: Drohnen-Rundflug durch die Elbphilharmonie
360-Grad-Video: Die Elbphilharmonie - Backstage-Konzert
dpa/afp