Uni-Ensembles führten „Carmina burana“ auf

Gut gefüllt waren zwei Aufführungen von Carl Orffs Klassiker „Carmina Burana“ im Anthroposophischen Zentrum in Kassel mit zahlreichen Mitwirkenden. Diverse Uniensembles hatten das opulente Werk einstudiert.
Kassel – Fortuna mit ihrem Glücksrad war nicht allen hold: Ein überraschend riesiger Andrang führte am Donnerstagabend dazu, dass sich vom Eingang des Anthroposophischen Zentrums eine lange Schlange bis hinunter zur Landgraf-Karl-Straße bildete. Es blieb keine Wahl, als zahlreiche Menschen nach Hause zu schicken, nachdem die sechshundert Plätze im großen Saal besetzt waren. Am Freitagabend wurde das Konzert wiederholt.
In einem Kraftakt, der auch als fulminanter Schlusspunkt der Einschränkungen während der Pandemie zu verstehen ist, hatten sich mit dem Chor Cantiamo (Einstudierung: Andreas Cessak), dem studentischen Orchester In Progress (Mentor: Andreas Klippert) und dem Schlagzeug-Ensemble der Uni (Olaf Pyras) drei Ensembles zusammengefunden, um mit insgesamt mehr als 160 Mitwirkenden Carl Orffs „Carmina burana“ aufzuführen.
Seit Uraufführung 1937 hat das Werk heute ungebrochene Popularität behalten, allem Nasenrümpfen der Avantgardisten, allem Faschismus-Verdacht zum Trotz. Die schlichten lateinischen, mittelhochdeutschen und altfranzösischen Texte bringen uns die Menschen des späten Mittelalters näher: Glück und Unglück, Liebe, Lust, Leid und die Freuden der Geselligkeit werden wie mit dickem Pinsel gemalt. Das Dirigat teilten sich drei Musikstudentinnen (Mailyn Knoch, Lea Sandrock, Lynn Bierbrauer) und ein Student (Anton Severin). Alle vier hatten die Klangmassen gut im Griff.
Der gewaltige, eng gedrängt stehende Chor konnte auftrumpfen, aber auch gruppenweise oder im Tutti differenzieren. Das Raue, Ungehobelte, Unzivilisierte der Komposition, die Orff auf der Basis des 20. Jahrhundert archaisierend angelegt hat, kam gut heraus. Auch das Orchester und die famose Schlagzeugtruppe gaben kräftige Akzente.
Die Gesangsoli wurden von Jürgen Appel, Mareke Freudenberg und Nicole Guman vorgetragen. Das kuriose Lied des gebratenen Schwans in der Pfanne übernahm der Amerikaner Gerald Thompson. Vanessa-Nadine Sternath trug die Übersetzungen der Texte vor.
Nachdem schon der Auftrittsapplaus lautstark ausgefallen war, gab es nach dem Ende lange Ovationen.
Von Johannes Mundry