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Keine heile Welt im Musikantenstadl: Aus für Andy Borg

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Von: Matthias Lohr

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Andy Borg
Alte und neue Gesichter: Moderator Andy Borg (54, von links) muss den „Musikantenstadl“ abgeben. Als Nachfolger sind Stefan Mross (39) und Beatrice Egli (26) im Gespräch. Fotos: dpa

Andy Borg muss beim ARD-"Musikantenstadl" nicht aufhören, weil er zu alt ist, sondern weil er zu wenig junge Zuschauer vor den Fernseher gelockt hat. Aber kann das heute überhaupt noch jemand?

Vor 15 Monaten war sich Andy Borg sicher, dass die ARD auf ihn nicht verzichten kann. Damals prophezeiten Experten das baldige Ende des „Musikantenstadls“. Doch der Moderator sagte unserer Zeitung: „Um den Stadl muss sich niemand sorgen. Es wird wie bisher weitergehen.“

Für Borg geht es nun im Stadl gar nicht weiter. Am 27. Juni ist der 54-Jährige zum letzten Mal Gastgeber der nach „Verstehen Sie Spaß?“ zweitältesten ARD-Show, die es seit 1981 gibt. Danach soll ein anderer Moderator ein jüngeres Publikum ansprechen. Doch ob das überhaupt jemandem gelingen kann, ist ungewiss.

DER MODERATOR

Das Prinzip des „Musikantenstadls“ kann Borg gut auf den Punkt bringen: „Es singt jemand, was die Leute mögen, und sie klatschen mit. Durch die Show vergisst man die Sorgen des Lebens.“ So funktionierte der Stadl bereits 1981, als Borgs Vorgänger Karl Moik ihn zum ersten Mal in Österreich moderierte. Seit 1983 läuft die Sendung auch in der ARD, der sie Traumquoten mit mehr als zehn Millionen Zuschauern bescherte. Es wurden sogar Gastspiele in China und den USA produziert.

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2006 übernahm die Show der gelernte Mechaniker Borg, der als Musiker Hits wie „Arrivederci, Claire“ landete. Der Vater zweier Kinder symbolisiert perfekt die heile Welt der Volksmusik: Von seiner Frau Birgit war er seit 1992 keine einzige Nacht getrennt, wie er beteuert.

DIE KRITIK 

Heil war die Fernsehwelt für den Österreicher jedoch schon länger nicht mehr. Zuletzt schalteten nur noch vier Millionen Zuschauer ein, davon waren meist nur 300 000 jünger als 50. Das gefiel den Programmmachern nicht, aber im vorigen Jahr postete Borg bei Facebook: „Das Durchschnittsalter der Zuschauer müsse nach unten korrigiert werden, höre ich immer wieder. Ich bin aber stolz, dass unsere Zuschauer im Schnitt 68 Jahre jung sind.“ Intern kam die Äußerung nicht gut an.

Zuletzt durften auch junge Künstler wie die A-cappella-Boygroup Voxxclub im Stadl auftreten. Bei der ARD war man aber der Meinung, dass dies nicht reicht, was wiederum viele Stadl-Fans nicht verstehen: Eine mittlerweile geschlossene Online-Petition für Borg fand 5200 Unterstützer.

DER NACHFOLGER 

Wer den Stadl nun „zukunftsfit“ machen soll, wie es der ORF nennt, ist noch offen. Angeblich ist Trompeter Stefan Mross im Gespräch, der zwar erst 39 ist, aber eben auch keine Helene Fischer, wie man in seiner altbackenen ARD-Show „Immer wieder sonntags“ sehen kann. Da wären zwei Schlagersängerinnen die bessere Wahl. Doch Fischer ist beim ZDF unter Vertrag. Und die Schweizer „DSDS“-Siegerin Beatrice Egli (26) bekommt im Sommer im Ersten bereits „Die große Show der Träume“.

Vielleicht wird es auch Andreas Gabalier oder ein anderer Volksmusikstar. Auf unsere Frage, was er als Programmplaner ändern würde, sagte Borg 2013: „Ich würde Hansi Hinterseer wieder eine Show geben.“

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