Keiner scheitert schöner als Poetry-Slammer Felix Römer

Dichter Felix Römer hat den Poetry-Slam in der Region populär gemacht. Nun gibt es seine tollen Gedichte endlich als Buch - und einige kann man dort sogar hören.
Zehn Jahre hatte Felix Römer Angst, ein Buch zu veröffentlichen. Der Dichter ist einer der gefragtesten Poetry-Slammer der Republik, aber als ihm einst ein Verlag anbot, seine Gedichte zu veröffentlichen, lehnte er ab. Römer war sich nicht sicher, ob seine Lyrik auch ohne ihn bestehen würde.
„Wenn meine Gedichte Schwächen haben, kann ich sie auf der Bühne immer noch durch meinen Vortrag retten“, sagt der 35-Jährige, der regelmäßig Poetry-Slams in Kassel, Göttingen und Eschwege moderiert, „im Buch würden sie untergehen.“ Nun hat er das Buchangebot doch angenommen. Seine Sammlung „Verhinderter Held“, die im Satyr-Verlag erschienen ist, geht keineswegs unter - sie ist großartig.
Seine Gedichte bestechen nicht nur durch das richtige Versmaß und die Rhythmik. Sie umarmen den Leser wie einen guten Freund. Man kann mit ihnen lachen und weinen. Oft geht es ums Scheitern, selten ist es so schön wie hier. Er reimt über zerbrochene Beziehungen, Politik und den Generationenkonflikt. In dem Gedicht heißt es: „Weil ich freitags keinen Fisch esse / Du Bitchfresse / Und weil ich mich dann dafür nicht an den Tisch setze / Weil Autorität mir meistens suspekt ist / Und Alter allein kein Grund für Respekt ist.“
Römers Lyrik ist emotional, aber nie gefühlsduselig. Sechs Gedichte kann man sich über einen Audiolink anhören. Da wird dann deutlich, was Römer meint, wenn er sagt: „Poetry Slam ist Rock ‘n’ Roll für Unmusikalische.“ Henning May von der gefeierten Kölner Rockband AnnenMayKanterei sagt übrigens: „Das Beschissene an Felix’ Texten ist, dass ich sie nicht geschrieben habe.“
Römer schreibt immer weiter. Er moderiert Veranstaltungen, gibt Schreib-Workshops für Schüler sowie Manager und kann gut davon leben, wie er sagt: „Ich werde von Jahr zu Jahr ein bisschen fetter.“
Felix Römer: Verhinderter Held. Mach doch! Aber wenn nicht, halt die Fresse. Lyrische Alltagsbewältigungen Satyr-Verlag, 96 Seiten, 10,90 Euro. Wertung: fünf von fünf Sternen
Nächster Kasseler Slamrock mit Felix Römer: 25. September, 21 Uhr, Panoptikum, Leipziger Straße 407.
Audio: Kostprobe von Felix Römers Können
Zur Person
Felix Römer (35)
Aufgewachsen: bei Marburg
Ausbildung: Keine, arbeitete unter anderem als Taxifahrer, Schauspieler und Altenpfleger.
Beruf: Dichter, 2006 deutscher Vizemeister im Poetry-Slam.
Privates: Vater zweier Kinder, lebt in Berlin.
Gedichte:
Ach, Du (für M)
Du bist nicht schlau
Du bist nicht dumm
Bist nicht zu laut
Du bist nicht stumm
Du bist nicht wolkig
Bist nicht heiter
Bist unterwegs
Und kommst nicht weiter
Hast nichts zu sagen
Nur zu meinen
Ich hab dich gern
Es ist zum Weinen
Relativitätstheorie
Ach, wie schön wär’ doch das Leben,
würd’s keine Brötchenkrümel geben.
Ach, wie furchtbar wär’ das Leben,
würd’s auch Tomatenkrümel geben.
Es ist halt alles relativ,
hässlich gerade,
herrlich schief.