„8. März“: Die Foto- und Videokünstlerin Catrine Val zeigt Frauenporträts im Modehaus Sinn

Am 8. März wird international der Weltfrauentag begangen - setzt ein Zeichen für Gleichberechtigung. Dieses Datum ist auch der Titel des Projekts „8. März“ von der Foto- und Videokünstlerin Catrine Val, die Frauen aus Kassel abgelichtet hat, die enormes leisten, aber immer im Schatten stehen. Zu sehen ist die Ausstellung im Modehaus Sinn.
Kassel – „Kassel war für mich immer ein Rückzugsort, an dem ich ausspannen konnte“, sagt Catrine Val. Die Fotografin arbeitet weltweit, war zuletzt in London, als sie eine Anfrage erreichte, ein Projekt ausgerechnet in ihrer Wahlheimatstadt zu realisieren.
Die Idee: Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März soll sie Frauen (Frauen, inter, nichtbinär, trans und agender Personen, kurz: Fintas) ablichten, die sonst nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen, oder wie sie selbst sagt: „Frauen, die sich engagieren, sich kümmern, aber im Schatten bleiben.“ Das Projekt möchte das große kulturelle Spektrum nationaler Identitäten von Akteurinnen aus der Kasseler Stadtgesellschaft spiegeln. Ihre Gemeinsamkeiten im täglichen Leben beleuchten, die dem stetigen Spagat zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und kulturellen Dogmen in einer männlich geprägten Gesellschaft aufzeigen. In einer Ausstellung im Modehaus Sinn sind die Werke und zwei Videoarbeiten der Künstlerin ab heute zu sehen. Bei der Vernissage ab 17.30 Uhr wird die Künstlerin anwesend sein.
Und so kam die Künstlerin nach Kassel, nach Hause, diesmal zum Arbeiten. Und wenn Val arbeitet, dann hat das wenig mit geregelter Arbeitszeit zu tun – „ich habe in den letzten zwei Wochen vielleicht zehn Stunden geschlafen“, sagt sie bei einem Shooting – von Müdigkeit ist ihr da aber nichts anzumerken. Immer neue Ideen, neue Bilder scheinen ihr in den Kopf zu schießen, die sie noch umsetzen möchte – eine Energie, die ansteckt, die mitreißt. Anschließend erzählt sie: „Je mehr du dich auf eine Frau einlässt, umso mehr beginnt sie zu strahlen.“
Die entstandenen Bilder beschreibt sie als „Begegnungen“, das ist es, was sie erlebt und was die Werke zeigen. Das Modehaus als Ausstellungsort wurde bewusst gewählt. Denn die Künstlerin, die erst als Werbegrafikerin in Wien arbeitete, dann in Kassel Kunst studierte, befasst sich mit dem Thema Mode und ihrer medialen Inszenierung. „Jede Frau, die ich fotografiere, trägt ein Kleidungsstück von mir“, erzählt Val. Wie diese äußere Hülle wirke, um das Innere hervorzubringen, sei erstaunlich – „viele haben zum ersten Mal sich selbst gesehen.“ Mit dem Verhältnis von Kleidung und Selbstinszenierung, dem Rollenbild als Frau, Mutter, Künstlerin und der Selbstwahrnehmung, befasst sich Val auch in ihrem 2012 veröffentlichten Buch „Feminist“ (Kehrer Verlag).
Der Spagat als Frau, Mutter Künstlerin ist Val sehr vertraut. „Mit dem ersten und zweiten Kind wirst du gesellschaftlich wahrgenommen – aber ab dem dritten Kind wirst du plötzlich als Frau nicht mehr ernst genommen“, erzählt sie. Das habe sie nach der Geburt ihres dritten Kindes dazu bewogen, sich Gedanken zu machen, wer sie ist und wer sie sein will – Mutter, Hausfrau, Künstlerin. Wenn sie arbeitet, ist sie in der Welt unterwegs, kommt sie nach Hause, taucht sie in die „Poesie des Alltags“ ein, wie sie selbst sagt. Nun verbindet das aktuelle Projekt beides: Kunst und Alltag.
In dem Projekt „8. März“ geht es auch um Sichtbarkeit. Darum, das Innere nach Außen zu kehren, sowohl das Innere der Protagonistinnen als auch gleichzeitig die inneren Abläufe in der diversen Stadt Kassel. Sie selbst habe Kassel noch einmal mit anderen Augen gesehen. Es sei erstaunlich, wie sich dieses Netzwerk von Frauen auf einmal ausgebreitet habe, meint die Künstlerin, „wie ein Kaleidoskop, so schillernd“. Da gab es die Baumkletterin, die Musikerin, Tänzerin und Frauen, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Catrine Val hat sich mit ihnen getroffen, an Orten, die etwas mit den Frauen zu tun haben – „nicht mit Kunst kodiert sind“, wie die Künstlerin erzählt. Entstanden sind Begegnungen, die berühren und humorvoll sind. Manch eine Geschichte sorgt für Gänsehaut, wie etwa von der Frau, die sich um Flüchtlinge aus Kriegsgebieten kümmert. Ein Tag vor der Begegnung mit der Künstlerin ist ihre beste Freundin ums Leben gekommen, ein Shooting für sie undenkbar. Doch „dann war diese Wurzel da und es hat sich alles gefügt“, erzählt Val.
Ausstellung „8. März“ im Modehaus Sinn
Vernissage heute, ab 17.30 Uhr, zur Finissage am 25.3. werden die Werke in einer Auktion ab 14 Uhr versteigert. An den Samstagen 11. und 18. bietet die Künstlerin zwischen 12 und 16 Uhr Shootings an.


