Trickreich 16: Trickfilmklasse zeigt Filme im Gloria

Zum 16. Mal zeigt die Trickfilmklasse der Kunsthochschule wieder aktuelle Produktionen - diesmal im Gloria-Kino. Die inhaltliche und stilistische Vielfalt ist groß.
Kassel. Quentin Tarantino ist schuld, dass die Trickreich-Routine unterbrochen wird. Weil sein Film im Bali Überlänge hat, ist die Trickfilmklasse der Kunsthochschule umgezogen und zeigt an drei Abenden im Gloria aktuelle Produktionen.
Gleich geblieben ist das frappierende Spektrum: Die 24 Filme von sieben Sekunden bis zwölf Minuten Länge sind Fingerübungen und Ergebnisse von Workshops wie „Madagaskar begegnen“ sowie überaus überzeugende Abschlussarbeiten. Manche innerhalb weniger Stunden entstanden, andere Ergebnis vieler Jahre intensiver Beschäftigung mit Animation, Sound, Musik und Sprache.
„Überlegen Sie sich, was für Prozesse dahinterstecken“, bat Prof. Martina Bramkamp Mittwochabend im zu zwei Dritteln vollen Saal. Ihr Kollege Thomas Meyer-Hermann, aus einem forschungsfreien Semester zurückgekehrt, sah die stilistische und inhaltliche Vielfalt mit so großer Neugier wie die begeisterten Besucher. Auch Gastdozenten wie Regina Pessoa aus Porto und der Este Priit Tender hatten die Studenten beraten.
Viel Witz beweisen die Filme, Geschick und Inspiration. Beeindruckend, wie manche Trickfilmer mit sparsamen Mitteln eine Welt entwerfen - „Frankfurter Str. 99a“ von Evgenia Gostrer über einen Kasseler Müllmann ist ein Beispiel. Die Schwestern Ines Christine und Kirsten Carina Geisser („kiin“) erzählen mit „Lucky“ ganz großartig in buntesten Farben die Blüten- und Alpträume eines Teenie-Pferdemädchens. Wie sich überhaupt in manchen Beitrag ein melancholischer Zug mischt, nicht nur in „The old man and the bird“, diesem traurigen Wunder von einem Trickfilm von Dennis Stein-Schomburg, der inzwischen neben Franka Sachse in der Kasseler Klasse lehrt.
Theresa Grysczok und Florian Maubach („Trapped“) und Lina Walde („Anyu“) haben erstaunliche, beklemmende Filme gemacht. Ernst ging das Programm gegen Mitternacht auch zu Ende, mit Elisabeth Zwimpfers eindrucksvollem „Ships passing in the night“. Sie hat mit Migranten gesprochen, Bilder und Stimmen für ihren Weg durch die Wüste und übers Meer gefunden.
Mit viel Applaus beim Gruppenbild endete der Abend. Dann ging’s zum „Sauren-Schnaps-Empfang“ ins Fes, zum verdienten Feiern. Einer malenden Katze, Hunden mit Kunststückchen, einem Raumschiff des Wissens, Studenten beim Speeddating und einem „Popelmann“ kann man am Donnerstag und Freitag noch einmal begegnen.
Donnerstag und Freitag, 22.15 Uhr, Gloria-Kino.
Von Mark-Christian von Busse