"Musikantenstadl": Borg verabschiedet sich singend

Rust - Wechsel im „Musikantenstadl“: Andy Borg muss nach neun Jahren als Moderator gehen. Er präsentiert seine letzte Sendung. Die Nachfolger stehen bereit. Die ARD-Show mit Volksmusik soll moderner werden.
Andy Borg hat für die Sendung gekämpft. Mit einem Appell gegen Jugendwahn im Fernsehen ging der 54-Jährige an die Öffentlichkeit - und machte sich stark für den Erhalt des vor allem bei Senioren beliebten und vom Aus bedrohten „Musikantenstadl“. Das Ergebnis: Die Sendung bleibt, doch Borg muss gehen. An diesem Samstag (27.6.), 20.15 Uhr in der ARD, präsentiert er seine letzte Ausgabe der Volksmusikshow, die schon seit mehr als drei Jahrzehnten läuft. Nach der Sommerpause übernehmen dann seine Nachfolger.
„Es wird meine Abschiedsshow beim Stadl, aber mit Sicherheit keine Trauerveranstaltung. Ich bin Sänger mit Herz, Leib und Seele. Deshalb werde ich mich singend verabschieden“, “, sagt Borg. Der Österreicher, der seit 33 Jahren als Musiker auf der Bühne steht, ist vorbereitet für sein Finale als Stadl-Gastgeber. Die Stimmung, sagt er, wolle er sich nicht vermiesen lassen. Auch wenn für ihn Schluss ist mit der Sendung nach neun Jahren als Moderator. Er hätte gerne weitergemacht. Doch sein Vertrag wurde nicht verlängert.
Die zweieinhalb Stunden dauernde Sendung am Samstag kommt live aus Pula in Kroatien. Gesendet wird in antiker Umgebung: Das Amphitheater von Pula ist der Ort, an dem Borg Abschied nimmt. „Die Zuschauer werden auf den ersten Blick sehen können, dass wir unterwegs und an historischem Ort sind“, sagt er. Die gewohnten Kulissen der TV-Show, die sonst aus Hallen übertragen wird, sind bereits zu Sperrholz verarbeitet, sagt Borg. Für den Neuanfang werden sie nicht benötigt.
Den in Österreich vom ORF gegründeten „Musikantenstadl“ gibt es seit März 1981, seit April 1983 läuft er auch in Deutschland. Als Eurovisionssendung wird er in Deutschland, Österreich und der Schweiz übertragen. Borg hat die Show, die traditionell auf Volksmusik setzt und zu den ältesten im deutschen Fernsehen gehört, im September 2006 von Karl Moik übernommen. Moik, der vor drei Monaten im Alter von 76 Jahren starb, hatte sie erfunden und von Beginn an moderiert.
Borg erreicht, wie zuvor schon Moik, seine Fans. Doch die Einschaltquoten gehen, wie bei allen TV-Shows, mit den Jahren zurück: Der Samstagabend ist umkämpft, der Konkurrenzdruck größer geworden. 1994 schalteten nach Angaben der beteiligten Sender im Schnitt noch 7,53 Millionen Menschen (Marktanteil: 25,9 Prozent) den „Stadl“ ein. 2014 waren es nur noch 3,96 Millionen (13,6 Prozent).
Gleichzeitig steigt das Alter des Publikums. Der durchschnittliche Stadl-Zuschauer, sagt Borg, ist 68 Jahre alt. Für Fernsehanstalten, die auch eine junge Zielgruppe im Blick haben, ist das ein Problem.
Der ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber wehrt sich gegen pauschale Kritik, Borg und seine Zuschauer seien zu alt. Es gehe vielmehr darum, die Sendung fit zu machen für die Zukunft und zu modernisieren. Doch Borg habe sich „jeglicher Form der Veränderung widersetzt“. Deshalb sei die Zusammenarbeit beendet worden.
Borgs Nachfolger sind die Schweizer Sängerin Francine Jordi (38) und der deutsche Moderator Alexander Mazza (42). Sie präsentieren ihre erste Stadl-Show am 12. September, dann live aus dem badischen Offenburg. Es folgt am 31. Dezember die Ausgabe zu Silvester. Diese wird aus Linz in Österreich übertragen.
Borgs Gäste zum Abschied sind unter anderem die Sänger Andreas Gabalier, Umberto Tozzi, Johnny Logan und Patrick Lindner. Der Moderator wird zum Finale nicht nur reden, sondern auch singen. Verabschieden will er sich mit „Adios Amor“, seinem ersten großen Hit. Die TV-Konkurrenz muss ihn diesmal nicht beunruhigen: Das ZDF sendet in der Wiederholung eine alte Folge der Krimireihe „Wilsberg“, RTL den US-Animationsfilm „Ich - Einfach unverbesserlich“.
dpa